Am 7. Dezember steht in der Allianz Arena zum Jahresausklang ein Highlight an: Die FC Bayern Frauen spielen in der Champions League-Gruppenphase gegen den FC Barcelona. Bisher sind für das Top-Spiel bereits rund 20.000 Tickets verkauft, es wird eine Rekordkulisse. Anstoß ist um 21 Uhr. Wir sprachen mit Lea Schüller, die als Fußballerin des Jahres 2022 auf besondere zwölf Monate zurückblickt. Zum Interview unternahmen wir eine spezielle Bootsfahrt – ihre Partnerin Lara Vadlau ist mehrfache Welt- und Europameisterin im Segeln. Ein Gespräch mit zwei Frauen mit Rückenwind: Wird es gegen Barça „schüllern“?
Das Interview mit Lea Schüller und Lara Vadlau
Für dieses besondere Interview sind wir zwar beim Segeln, steigen aber mit einem Fußball-Fachausdruck ein: Wie gefällt euch beiden der Ausdruck „Es schüllert“?
Lea Schüller: „Er ist schon cool. Solche speziellen Ausdrücke gibt es im Frauenfußball eigentlich nie. Es ist natürlich von den Männern abgekupfert oder sagen wir entlehnt – aber das ist ja egal: Von Gerd Müller oder Thomas Müller darf man ruhig was abkupfern.“ (lächelt)
Lara Vadlau: „Ich finde es super – der Ausdruck passt voll zu Lea.“
Im November hast du deinen Vertrag beim FC Bayern verlängert. Es wird in München also weiter müllern und schüllern …
LS: „An mir soll’s nicht scheitern. Ich habe mit Bayern noch ganz viel vor. In meinen ersten beiden Jahren haben wir mit der Meisterschaft 2021 ‚nur‘ einen Titel geholt – in den nächsten Jahren ist noch viel mehr möglich. Mit Essen stand ich schon zweimal im Pokalfinale, jetzt wird es Zeit, den Pokal endlich in Händen zu halten. Auch die Champions League möchte ich gewinnen, das ist mein großer Traum. Ich glaube daran, dass unsere Mannschaft das irgendwann schaffen kann.“
Am 7. Dezember steht zum Hinrundenausklang das große Highlight an – was erwartest du vom Champions League-Spiel gegen den FC Barcelona in der Allianz Arena?
LS: „Ich freue mich total auf das Spiel, auch wenn die Aufgabe natürlich sehr schwer ist. Barcelona ist für mich momentan die stärkste Mannschaft der Welt. Aber wenn ich mir etwas zu Weihnachten wünschen darf, dann am liebsten einen Sieg gegen Barcelona vor hoffentlich vielen Fans in der Allianz Arena. Wenn ich dann auch noch treffen würde, wäre es noch schöner. Thomas Müller ist ja auch ein Barcelona-Schreck, wenn ich mich richtig erinnere. Aber ich wäre schon allein mit einem Heimsieg super glücklich - egal, wer dann das Tor macht.“
In diesem Jahr hat es generell viel „geschüllert“. Du bist Deutschlands Fußballerin des Jahres geworden, Torschützenkönigin, Vize-Europameisterin. War es ein perfektes Jahr für dich?
LS: „Eher ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen. Vor allem die erste Jahreshälfte war nicht leicht für mich. Ich habe nicht so regelmäßig gespielt. Zwar habe ich Tore gemacht, aber es waren trotzdem nicht so viele, wie es für den Titel der Torschützenkönigin normal ist. Dennoch bin ich natürlich richtig froh, dass ich die Kanone gewonnen habe. Riesig gefreut habe ich mich über die Auszeichnung zur Fußballerin des Jahres. Als ich davon erfahren habe, war bei der EM gerade meine Corona-Zwangspause zu Ende. Das gab mir einen Megapush.“
Auch die EM war für dich, du sprichst es gerade an, ein Wechselbad.
LS: „Ja. Ich bin als Startspielerin in das Turnier gegangen, hatte auch ein gutes erstes Spiel. Dann kam Corona. Zweieinhalb Jahre hatte es mich nicht erwischt, aber dann genau bei der EM, das war richtig bitter. Mit den vergangenen Monaten und der Hinrunde bei Bayern bin ich bisher aber sehr zufrieden. Ich habe zwar noch nicht so viele Tore gemacht, doch das wird schon noch. Wir haben mit Alexander Straus einen neuen Trainer und müssen uns als Mannschaft an ein neues System gewöhnen. Das dauert seine Zeit, aber wir sind auf einem guten Weg.“
Wie geht es dir mit der neuen Popularität?
LS: „Es ist total schön. Vor Kurzem waren wir in der Stadt und haben Töpfe gekauft. Da kam ein Mädel und hat mich um ein Autogramm gebeten. Das war süß. Unmittelbar nach der EM war es extrem, da wurde ich sehr oft erkannt und angesprochen. Inzwischen ist es wieder ein bisschen weniger geworden, aber das ist auch völlig in Ordnung.“
Lara, wie viel Aufmerksamkeit bekommt man als Seglerin?
LV: „Kommt darauf an, über welches Land wir sprechen. Neuseeland und Australien zum Beispiel sind große Segelnationen. Da bin ich schon bekannt. Wenn Lea durch München geht, wird sie erkannt und ich nicht – in Neuseeland wäre es umgekehrt.“
Was macht es mit einer Partnerschaft, wenn beide aus dem Leistungssport kommen?
LV: „Ich empfinde es als total hilfreich. Weil jede von uns Verständnis dafür hat, was man für seinen Sport leisten muss. Dass man viel unterwegs ist und sich nicht so oft sieht. Sonst wäre es echt schwer.“
LS: „Andererseits: Wenn ich nicht Sportlerin wäre, könnten wir uns viel häufiger sehen. Gerade war Lara zwei Wochen weg, dann bin ich zehn Tage bei der Nationalmannschaft, dann ist sie wieder unterwegs… Am Stück sehen wir uns oft nur drei bis fünf Tage. Ein bisschen wie eine Fernbeziehung. Aber nicht, weil wir an unterschiedlichen Orten wohnen, wir leben ja zusammen in München – nur ist halt jede immer wieder weg …“
Beim Segeln ist Lara mit einem Partner auf dem Boot. Kann man sich davon etwas für die Partnerschaft abschauen?
LS: „(lacht) Besser nicht!“
LV: „Beim Segeln bin ich der Chef, weil ich steuere. Da wird gemacht, was ich sage. Zwei Kapitäne geht nicht.“
LS: „In einer Beziehung schon. Wenn Lara nach zwei Wochen Segeln heimkommt, dann merkt man, dass sie da immer den Ton angegeben hat. Dann braucht sie einen Tag, um wieder sie selbst zu werden (grinst).“
Nächstes Jahr stehen im Sommer für euch beide Weltmeisterschaften an.
LV: „Leider genau zur selben Zeit. Das ist schade, Lea ist dann in Australien und Neuseeland, und ich bin in Holland. Wir werden uns aus der Ferne die Daumen drücken. Für mich geht es bei der WM auch um die Qualifikation für Olympia. Das ist mein oberstes Ziel, denn eine olympische Medaille fehlt mir noch.“
Lea, Du kommst aus Krefeld. Da hat man mit Segeln nicht viel am Hut. Wie fühlst du dich auf einem Boot?
LS: „Ein paar Mal war ich mit Lara inzwischen ja schon segeln. Und wenn sie mich dann auf dem Boot bittet, schnell mal dies oder jenes zu machen, fühle ich mich ziemlich unsicher. Allein die ganzen Fachausdrücke! Aber trotzdem macht mir das Segeln Spaß. Meistens gehen wir zu Hause bei Lara am Wörthersee aufs Boot, und wenn dann die Sonne scheint... herrlich!“
LV: „Ich sehe einfach, wie sie sich bewegt, und weiß, dass sie das kann. Deswegen traue ich ihr immer mehr zu als sie sich selbst – auch wenn sie zuerst immer total sauer auf mich ist und behauptet, ich würde alles so schlecht erklären. Aber am Abend, wenn alles vorbei ist, strahlt sie und sagt: ‚War schon ganz lustig.‘“
Das ausführliche Interview gibt es in der aktuellen Ausgabe des FC Bayern Mitgliedermagazins „51“.
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