Zwei Spiele in der Allianz Arena, je ein Tor: Klara Bühl ist die Expertin für große Kulissen. Der Frauenfußball erlebt eine neue Zeitrechnung – auch dank Stars wie der FCB-Stürmerin. Ein Gespräch über Sichtbarkeit, Verantwortung und Mut.
Das Interview mit Klara Bühl
Klara, Pr äsident Herbert Hainer hat zum Jahreswechsel gesagt, dass 2022 das Jahr des Frauenfußballs gewesen ist. In diesem Sommer steht die WM an – hängt ihr gleich noch ein Jahr dran?
„Wir werden dafür unser Bestes geben. 2022 war ein bedeutsames Jahr für den Frauenfußball: So einen Push, wie wir da bekommen haben, gab es vorher noch nie. Die EM hat eine große Rolle gespielt, zudem haben wir auch mit dem FC Bayern in der Allianz Arena und anderen großen Stadien gespielt. Wir sind jetzt auf der Bildfläche von viel mehr Menschen als vorher, genießen das – und werden uns da nicht ausruhen: Von dieser Bildfläche wollen wir nicht wieder verschwinden. Ich freue mich auf alles, was 2023 kommt.“
Wie fühlt es sich an, diese Aufbruchstimmung als aktiver Teil der nächsten Generation deutscher Fußballerinnen zu erleben?
„Als ich mit dem Fußballspielen angefangen habe, haben wir alle auf der Suche nach Vorbildern immer auf die Männer geschaut – ich habe mich zum Beispiel an Arjen Robben orientiert. Der deutsche Frauenfußball hat zwar eine lange Tradition, und es gab schon früher große Persönlichkeiten – aber sie waren einfach nicht so sichtbar. Heute ist es für junge Spielerinnen leichter, unsere Wege zu verfolgen. Für meine Generation bedeutet das auch Verantwortung: Wir wollen diesen Kreislauf ankurbeln, für weitere Generationen.“
Eine neue Zeitrechnung.
„Ja, wir erleben gerade eine spannende Phase. Und jetzt geht es darum, dass die Entwicklung nicht stoppt. Im Frauenfußball steckt viel Power – wir können Mädchen, jungen Frauen und den Menschen generell vermitteln, was alles möglich ist.“
Mit 15 hast du in der Bundesliga debütiert, mit 20 wurdest du mit Bayern Deutsche Meisterin, nun mit 21 Vize-Europameisterin. Wie verarbeitet man so eine rasante Entwicklung?
„Ich genieße einfach die Zeit und habe mir fest vorgenommen, immer im Moment zu leben, denn nur im Hier und Jetzt kann ich ja wirklich etwas bewegen. Damit fahre ich sehr gut. Ich habe für mich herausgefunden, dass es der beste Weg ist, jedes einzelne Training, jedes einzelne Spiel fokussiert anzugehen und am Ende der Saison ein Fazit zu ziehen, um zu reflektieren, was insgesamt noch optimiert werden sollte.“
Im Hier und Jetzt zu leben, ist sicher vernünftig. Lass uns aber trotzdem nach vorne schauen: Was sind deine Ziele 2023?
„2022 war ja schon sehr erfolgreich mit unserem Abschneiden bei der EM, und auch mit Bayern haben wir eine gute Saison gespielt. Es geht aber immer darum, den nächsten Schritt zu machen. Ich möchte mehr Verantwortung übernehmen, im Club wie in der Nationalmannschaft. Und natürlich sind Titel das Ziel. Nach zweiten Plätzen kann es nur eine Richtung geben: noch eine Stufe weiter nach oben.“
Und dabei möchtest du in Zukunft noch mehr vorangehen.
„Ja, das hatte ich mir schon im vergangenen Sommer vorgenommen. Ich möchte auf dem Platz noch präsenter werden, da ist sicher Luft nach oben. Ich sehe das als einen normalen Prozess, und ich habe das Selbstbewusstsein zu sagen, dass ich gerne jemand sein möchte, der vorangeht.“
In der Champions League bist du die Expertin für Tore in der Allianz Arena: Gegen Paris und Barcelona hast du getroffen.
„Mich motiviert es extrem, vor vielen Zuschauern zu spielen. Da spüre ich keinen Druck, es ist eher so, dass solche Kulissen noch mehr in mir freisetzen. Im Fußball, gerade bei meinem Spiel, geht es darum, mutig zu sein. Ich versuche, mir meine Unbekümmertheit zu bewahren. Natürlich merkt man mit den Jahren, wie sich eine gewisse Erwartungshaltung aufbaut und man dieser auch gerecht werden möchte. Aber ich sehe das immer als eine Herausforderung, eine Chance und nicht als etwas, vor dem man zurückschrecken sollte.“
Was ist dieses Jahr in der Champions League drin?
„Wir müssen uns vor niemandem verstecken, das haben wir gegen Barcelona gesehen. Ein kleiner Traum von mir wäre, mal gegen Arsenal zu spielen, weil das eine sehr interessante Mannschaft ist. Prinzipiell müssen wir wirklich von Runde zu Runde schauen. Der 3:1-Sieg gegen Barcelona hat uns ein sehr, sehr gutes Gefühl gegeben, darauf müssen wir aufbauen. Durch diese Erfahrung wissen wir, wozu wir fähig sind und was wir auch gegen große Gegner leisten können.“
Illustrator: Dave Flanagan
Das ausführliche Interview gibt es in der aktuellen Ausgabe des FC Bayern Mitgliedermagazins „51“.
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