
Egal, in welchem Stadion die FC Bayern Frauen auflaufen, die Red Ladies München ’22 sind dabei. Beim Champions League-Spiel gegen Barcelona stand die Fangruppe vor ihrer bisher größten Challenge: einer Choreografie in der Allianz Arena.
Hundert Minuten vor dem Anpfiff ist Hanna auf Betriebstemperatur. Mit roten Backen geht sie die Reihen der Südkurve hoch, zählt weiße Folien, die über Sitzlehnen verteilt liegen. „Irgendjemand hat da falsch ausgelegt“, sagt sie und deutet in eine Reihe. Die Worte dampfen Richtung Arena-Dach davon. Es ist kalt an diesem Dezemberabend. Doch das merken sie in der Südkurve nicht. Die „Red Ladies“ sind Fans der FC Bayern Frauen, wahrscheinlich die größten, die es gibt, auf jeden Fall die lautesten. Für das Champions League-Heimspiel gegen den FC Barcelona haben sie sich etwas Besonderes vorgenommen: eine Choreografie in der Allianz Arena. Das gab es noch nie bei den FC Bayern Frauen. Hanna nimmt die letzten Korrekturen vor. Dann ruft sie: „Einpacken, Jungs!“ Alles ist vorbereitet.
Es ist ein großer Tag für die „Red Ladies“, der größte in ihrer noch jungen Geschichte. Die Fangruppe, etwa 20 Personen, gibt es erst seit ein paar Monaten. Dass sie sich gefunden haben, hat wohl mit Schicksal zu tun. Passiert ist es am 12. September im Audi Sportpark in Ingolstadt. Die Bayern-Frauen spielten dort im DFB-Pokal, aber das 7:0 auf dem Rasen war an diesem sonnigen Spätsommernachmittag Nebensache. Das Entscheidende passierte auf der Tribüne, wo zusammenkam, was zusammengehörte. Eine Handvoll Bayern-Fans, die sich schon aus der letzten Saison kannten, darunter Hanna und Dominik, saßen zusammen. Auch Thomas war da. Die Frauen-Europameisterschaft hatte ihn neugierig gemacht, was die FCB-Frauen zu bieten haben. Also fuhr er zum ersten Saisonspiel nach Ingolstadt und setzte sich zu der Gruppe, die Bayern-Trikots trug. „Aber erst mal mit drei Plätzen Abstand. Man weiß ja nicht, wie die so drauf sind“, erzählt Thomas und grinst. Doch die anfängliche Distanz schmolz. Mit jedem Torjubel kam man sich näher. Und als ihn schließlich einer der Fans (Dominik) bat, kurz auf seinen Rucksack aufzupassen, war die Zurückhaltung endgültig abgelegt. „Nach dem Spiel haben wir Nummern ausgetauscht und eine WhatsApp-Gruppe gegründet“, erzählt Thomas. „Es hat einfach gepasst“, findet Hanna, „wir haben uns sofort verstanden.“
Bis die Stimme versagt
Der große Tag. In der Südkurve der Allianz Arena liegt alles bereit. „Ich glaube nicht, dass die Mädels mit einer Choreo rechnen. Wir wollen sie pushen“, sagt Lucas voller Vorfreude. Nur eine Frage ist noch offen: Machen die Zuschauer mit? Fünf Minuten vor dem Anpfiff klettert Hanna auf den Zaun. „Alle hoch damit! Alle hoch!“, schreit sie in ein Megafon, während die Mannschaften auf den Rasen laufen. Und tatsächlich: Weiße Folienstücke werden hochgehalten. „Und halten!“, fordert Hanna, während die Champions League-Hymne gespielt wird. Nach zwei Minuten ist alles vorbei. Es hat geklappt. Die „Red Ladies“ gehen nahtlos ins Anfeuern über. Hanna trommelt, die anderen rufen: „Bayern! Bayern!“ Es wird ein denkwürdiger Abend. Choreo, Rekordkulisse für die FCB-Frauen (24.000 Zuschauer) und auch noch ein Sieg (3:1) gegen den Favoriten aus Barcelona. Nach dem Schlusspfiff hängt die ganze Gruppe am Zaun. „Lina auf den Zaun!“, fordern sie. Und tatsächlich: Lina Magull kommt und klettert auf den Zaun. Hanna drückt ihr das Megafon in die Hand und Magull stimmt ein „Humba“ an.
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