Kapitänin der FC Bayern Frauen II und Mitarbeiterin an der Säbener Straße: Jana Kappes vereint Leistungssport und beruflichen Alltag beim FC Bayern, in beiden Bereichen ist die 26-Jährige nicht wegzudenken. Doch dann der Schock: Im März 2023 zieht sich die Verteidigerin im Spitzenspiel der 2. Frauen-Bundesliga bei RB Leipzig einen Schädelbruch zu. Fünf Monate später steht Jana Kappes im Teamtraining mit der ersten Mannschaft wieder auf dem Platz. Im Interview spricht die Wahl-Münchnerin über ihr Comeback, die kommende Saison und die Vereinbarkeit von Beruf und Spitzensport beim FCB.
Jana Kappes im Interview
Servus, Jana! Schön, dich wieder auf dem Platz zu sehen. Wie fühlt es sich an, wieder mit dem Team zu trainieren?
„Absolut schön. Nach so einer langen Zeit in der Reha, in der man meist auf sich allein gestellt ist und nicht mit der Mannschaft trainieren kann, ist es umso schöner, endlich wieder auf dem Rasen zu stehen. Wenn man das, was man liebt, für eine lange Zeit nicht ausüben kann, dann lernt man das und seine eigene Gesundheit sehr zu schätzen. Es macht unglaublich viel Spaß mit den Mädels und ich freue mich auf die nächsten Einheiten und dass ich endlich wieder dabei sein kann.“
Der Schädelbruch im März war für alle ein Schock. Wie kam es dazu und wie hast du die Zeit rund um die Verletzung erlebt?
„Das stimmt, es war tatsächlich ein großer Schock. Im Rückspiel gegen RB Leipzig habe ich bei einem Eckball unglücklich das Knie der gegnerischen Torhüterin ins Gesicht bekommen. Da war mir schnell klar, dass das nicht nur eine kleine Beule gibt. An alles kann ich mich nicht mehr genau erinnern, aber alle haben sehr schnell reagiert und ich war in den besten Händen. Ich hatte Glück im Unglück, auch wenn einem das in den ersten Tagen natürlich nicht so bewusst ist. Ich hatte starke Schmerzen und einige Stellen am Kopf waren taub. Damit umzugehen, muss man als Sportlerin erst einmal lernen und mental gut verarbeiten können.“
Man sagt immer so schön „Come back stronger“: Wie schwierig ist es wirklich, nach einer Verletzung stärker zurückzukommen und während der Reha nicht den Kopf in den Sand zu stecken?
„Ich versuche, alle Lebenssituationen mit einem positiven Mindset anzugehen. Das hat mir bei meiner Reha geholfen. Auch wenn man zunächst große Zweifel hat, wie man die kommenden Monate angehen soll, war für mich Aufgeben keine Option. Die Reha verlief grundsätzlich sehr gut. Klar gab es auch mal schlechte Tage, was gerade bei einer Kopfverletzung oft nicht vorhersehbar ist: Zum Beispiel ein Wetterumschwung oder veränderte Trainingsintensitäten. Man muss erst einmal lernen, mit diesen Herausforderungen umzugehen und die Situation zu akzeptieren. Ich glaube, dass ich daran sehr gewachsen bin und auch fußballerisch auf dem besten Weg zu meinem Comeback in der Liga bin.“
Du trainierst und spielst nun mit einer Schutzmaske. Beeinträchtigt dich die Maske oder der Gedanke an deine Verletzung noch beim Fußball?
„Die Maske dient als Schutz für die verletzte Stelle und wurde perfekt an mich angepasst. Klar ist das Gesichtsfeld eingeschränkter als ohne Maske, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und fühle mich sicher damit.“
Du bist rechtzeitig zum Saisonstart in der zweiten Frauen-Bundesliga fit geworden. Worauf freust du dich in der kommenden Spielzeit und was sind deine Ziele?
„Mein persönliches Ziel habe ich mir bereits während der Reha gesetzt: Ich wollte unbedingt bis zu unserem ersten Saisonspiel fit werden. Klar gibt es Dinge, an denen ich gemeinsam mit den Trainern noch arbeiten muss, sodass ich wieder hundertprozentig bei meinem alten Leistungsstand ankomme. Aber ich bin guter Dinge, dass das nicht mehr allzu lange dauert. Ich freue mich einfach, die Spiele wieder machen zu können.“
Wie hat sich die 2. Frauen-Bundesliga und auch eure Mannschaft in den letzten Jahren weiterentwickelt?
„Die Liga wird immer besser und professioneller. Wir reisen mittlerweile durch ganz Deutschland, da ist die Professionalität der Teams auch einfach gefordert. Auf uns warten spielstarke Gegner, auch einige U20-Teams mit jungen und gut ausgebildeten Spielerinnen sind dabei. Aber auch robuste Gegner, gegen die wir als sehr junge Mannschaft dagegenhalten müssen. Wir wollen geschlossen als Team auftreten und mit der richtigen Einstellung überzeugen. Wir wollen unsere Spielstärke ausnutzen, attraktiven Fußball zeigen und auch die jungen Spielerinnen gut in der zweiten Liga eingliedern.“
Auch in der ersten Mannschaft bist du immer wieder dabei und unterstützt in der Bundesliga und Champions League. Was bedeutet es dir, in beiden Mannschaften ein wichtiger Teil der Teams zu sein?
„Ich bin sehr dankbar, dass ich letzte Saison immer wieder dabei sein konnte und ein paar Minuten sammeln durfte. Es war unglaublich schön, gerade auch das Erlebnis rund um den Meistertitel. Dass ich das mit den Mädels teilen durfte, war ein echtes Highlight. Ich habe in den Teams zwei ganz unterschiedliche Rollen. Während ich bei der zweiten Mannschaft versuche, einen Großteil der Verantwortung zu übernehmen und die Mannschaft auf und neben dem Platz zu führen, kann ich mich bei der ersten Mannschaft mehr auf mich konzentrieren und an meinen Fähigkeiten arbeiten.“
Du bist nicht nur Identifikationsfigur und Kapitänin der zweiten Mannschaft, sondern arbeitest auch als Coordinator Content & Campagin Managerin für den FC Bayern. Wie kam es dazu und wie meisterst du den Spagat aus Spitzensport und Vollzeit-Job?
„Nach meinem betriebswirtschaftlichen Studium habe ich eine Stelle im E-Commerce des FC Bayern angenommen und kümmere mich um alle Content-Themen rund um unsere Merchandising-Produkte. Durch meinen Job kam es für mich auch nicht mehr in Frage, den Verein zu wechseln. Ich habe die zweite Frauen-Bundesliga als genau die richtige Liga für mich entdeckt, um Beruf und Leistungssport noch vereinen zu können. Klar braucht man da viel Ehrgeiz, Struktur und Disziplin, um alles unter einen Hut zu bekommen. Wenn man das hat, ist es auf jeden Fall machbar.“
Dein Alltag steht also ganz im Zeichen des FC Bayern – wie können wir uns einen typischen Tagesablauf im Leben von Jana Kappes vorstellen?
„Mein Tag ist sehr vollgepackt und im Mittelpunkt steht immer der FC Bayern. Es braucht eine gute Struktur, ich stehe sehr früh auf und bin eine der ersten im Büro, damit ich alle meine Themen bis zum Training abarbeiten kann. Fast jeden Tag geht es dann direkt von der Säbener Straße an den FC Bayern Campus. Das hört sich für manche nach sehr viel an, aber für mich ist es die perfekte Balance zwischen Arbeit und meiner Leidenschaft, dem Fußball.“
Was würdest du jungen Spielerinnen mit auf den Weg geben, die womöglich vor der Entscheidung stehen: Sportliche oder berufliche Karriere?
„Ich stand in meiner Anfangszeit auch oft in diesem Zwiespalt. Man sollte immer auf sein Herz hören und vor allem mit Spaß Fußball spielen. Dann findet glaube ich jede ihren eigenen und für sie richtigen Weg. Die erste Frauen-Bundesliga wird immer professioneller, da ist eine 40-Stunden-Woche eigentlich nicht mehr möglich. Viele Mädels studieren, aber auch das bringt sie manchmal an ihre zeitlichen Grenzen. Für mich ist die Situation so perfekt, wie sie ist: Ich arbeite und spiele bei dem Verein, für den mein Herz schlägt.“
Die Trainerin der FCB-Frauen II Clara Schöne über die Vorbereitung und die kommende Saison:
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