
Chancenlos gegen das gegnerische Tempospiel
Sonne, Stimmung und Spaß waren im Gepäck als es an diesem Samstag, 10.11.2018 zum Auswärtsspiel nach Traunreut gegen den bisher unbekannten Gegner TuS Traunreut ging. Die Laune in den Bussen war gut und man hatte sich fest vorgenommen jetzt endlich das Glück und die zwei Punkte auf die richtige Seite zu ziehen. Trotz der dünnen Personaldecke (und des Fehlens von Cordula Grün) waren die Damen des FC Bayern voller Mut und Zuversicht. Es sollte ein Erfolgserlebnis werden. Doch der Abend packte etwas anderes aus …
Das Startsignal ertönte und schon ging es los. Ein Blitzstart für die Gastgeberinnen. Nach nur 36 Sekunden im ersten Angriff fiel bereits der erste Treffer über den Rückraum. Die Abwehr der Bayern-Ladies hatte geschlafen. Macht nichts – jetzt weiß man ja Bescheid (sollte man sich denken) und sortiert sich beim nächsten gegnerischen Angriff besser. Doch die Traunreuterinnen schlugen erneut zu. 2:0. Und es ging noch paar Minuten weiter. 5. Spielminute, Stand 4:0. Es bahnte sich eine Katastrophe an. Vorne konnte man einfach nicht richtig abschließen, weil die Deckung von TuS Traunreut zu offensiv und die Bayern-Ladies einfach zu langsam mit den Pässen waren und Standhandball spielten. Leider fand man in der Offensive nicht das richtige Mittel, um durchzukommen und zusätzlich war (mal wieder) Torwartwarmwerfen angesagt. Ganze sieben! Minuten dauerte es, bis das erste Tor für die Bayern-Ladies fiel. Ein schönes Tor aus dem Rückraum. Die Hoffnung bei 4:1 die Gastgerberinnen nicht davonziehen zu lassen, war da. Doch die Hoffnung verblasste immer mehr zu einem Hoffnungchen. Denn die Traunreuter Damen platzierten ein Tor nach dem anderen ins Netz. Die Abwehr der Bayern-Damen bröckelte und wurde wieder zum Schweizer Käse. Fehlende Absprache und „soft touch" ließen den Gegner problemlos machen, was sie wollen. Land unter bei den Bayern-Ladies. 11:3 nach gerade einmal 13 Minuten. Und als ob sie nicht schon genug dezimiert wären, musste eine weitere Spielerin verletzt das Spiel räumen. Das Sahnehäubchen dieser ersten Halbzeit. Unnötige Ballverluste vorne und hinten, die durch die TuS-Damen eiskalt als Tempogegenstöße ausgenutzt wurden, waren die Kirsche obendrauf. Der Vorsprung wurde langsam zu einem Dinosaurier für die Bayern-Truppe: 27. Spielminute: 17:9. Nach ein paar Toren für die Gastgeberinnen und zwei für die Gäste, ging es endlich in die Pause. Halbzeitstand: 19:11.
Halzeitsversammlung. Jetzt hieß es erstmal durchatmen, sammeln und zuhören. Die Ansage des Trainers war mehr als deutlich. Dieses Larifari-Spiel wird so nicht zum Sieg führen. Vorne den Ball laufen lassen, schnelle Pässe und über die Außenpositionen abräumen. Das war der Plan. Das sollte gegen das Bollwerk namens Traunreut helfen. Wie bei Tom und Jerry wollte man den Kater – in diesem Fall die Gastgerberinnen – mit schnellem Ball ärgern. Auf geht’s! Nochmal alle Kräfte mobilisieren, die schweren Beine wieder zum Laufen animieren, den Körper wieder auf Kampfmodus stellen.
Pfiff! Die zweite Hälfte begann. Anpfiff für die Gäste. Doch aus dem Angriff blieb nur das „An", denn gegriffen hat den Ball der Gegner. Mit hohem Tempo spielten die Traunreuter Damen den Ball nach vorne und bauten wenige Sekunden nach Anpfiff ihren komfortablen Vorsprung weiter aus (20:11). Der Plan vorne den Ball schneller zu spielen, wurde langsam zu einer Illusion. Die zunehmende Aggressivität der TuS-Damen und das zunehmende Schwächeln der Bayern-Damen machte das Spiel immer mehr zu einem einseitigen Torfestival. Nahezu jede Minute fiel ein Tor. Konter und Würfe aus allen Positionen machten es den Damen des FC Bayern richtig schwer den Kopf oben zu behalten. Doch kampflos wollte man sich nicht ergeben (41. Spielminute, 26:12). Auch den Gästen gelang es, wenn auch schwer, Tore zu erzielen. Mal durch die Außenposition, mal durch den Rückraum und sogar Tempogegenstöße waren dabei. Wie ein kleiner kurzzeitiger Powerriegel, der den Bayern-Ladies untergejubelt wurde. Schnell und schön anzusehen – und die Bank freute sich, als hätte man die Weltmeisterschaft gewonnen. Leider drehten die Gastgeberinnen gegen Ende des Spiels nochmal richtig auf, bis endlich der erlösende Pfiff ertönte. Die Bayern-Damen waren geschlagen, handballerisch und auch körperlich. Endstand: 35:20.
Es war eine Reise zum erhofften Sieg. Doch am Ende hatte man eine negative Tordifferenz von 15 bekommen und nahm eine weitere verletzte Spielerin mit nachhause. Eins können die Bayern-Ladies ja anscheinend: Jedes Spiel Krankentransporter spielen. Das wird langsam zum Verhängnis. Nichtsdestotrotz war in diesem Spiel nicht das zu sehen, was man sonst gewohnt war. Das erwartete Spektakel wurde zum Debakel. Die Offensive war nicht schnell und einfallsreich genug, legte kaum Bälle auf die Außenpositionen ab und auch die Eins-gegen-Eins-Aktionen wurden sofort unterbunden. Chancenlos also. In der Abwehr spielte man zeitweise Flüsterpost und schenkte dem Gegner zu viele Freiräume, die eiskalt ausgenutzt wurden. Das Spiel hat gezeigt, dass man dringend am Spielfluss arbeiten sollte. Mit mehr Bewegung und Verwirrtaktiken vorne und lautstarker Abwehr hinten kann so ein Spiel auch ganz anders aussehen. In diesem Sinne: „Wir dürfen den Sand jetzt nicht in den Kopf stecken".
Für den FC Bayern Handball spielten:
Michaela Hofmann (Tor), Katharina Zach (5), Magdalena Langer, Alisa Scheuch, Duygu Göcen, Franziska Stich (2), Hannah Aull (8/4), Britta Zoller, Katharina Mense (5)