
PSV München – FC Bayern München 28:23
Dem Sieg so nah und doch so fern
Ein Spiel wie ein Intervalltraining
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind (und Regen)? Es sind die Bayern-Damen auf dem Weg zum Auswärtsspiel. Ein regnerischer Samstagabend 20:15 Uhr – eine etwas ungewohnte Uhrzeit, dennoch fand man sich hellwach und motiviert in der Halle. Schließlich wollte man an die letzte Woche anknüpfen und mit zwei Punkten nachhause fahren. Gastgeber diesmal: die Damen des PSV München. Ein Gegner auf Augenhöhe. Entsprechend sollte es ein Spiel mit allem werden: schwache Phasen, starke Phasen, anwesende Abwehr und schlafende Abwehr.
Pfiff! Die Handballsendung zur Prime-Time begann mit dem Anwurf für die Gäste. Einmal durchgespielt und zack Tor! Ein guter Start in die Partie mit einem starken Wurf aus der Rückraummitte. Eine Minute später folgte gleich der nächste Knaller aus dem Rückraum. Stand 2:0 (3. Spielminute). Die Bayern-Ladies gingen in Führung. Doch es sollte die erste und zugleich letzte Führung für sie sein. Die Gastgeberinnen ließen sich davon nicht abschrecken, spielten ein schnelles Spiel im Angriff und zogen nach – und dann auch noch vorbei. Gleich sechs Tore hintereinander machten aus der kurzen Führung der Bayern-Damen einen Rückstand von vier Toren (Spielstand 10. Spielminute: 6:2). Was ist passiert? Es schien, als wären sie paralysiert. Wie das Abknicken einer Schokoladentafel, bei der die Tafel in Stücke geteilt wird, war die Abwehr plötzlich gestückelt und zeigte Lücken, die die PSV-Damen dankend annahmen. Die Bayern-Ladies schauten regelrecht zu, wie ein Ball nach dem anderen im Netz landete. Entweder durch Anspiel an den Kreis oder durch den Wurf von der Mittelposition. Jetzt musste dringend etwas geschehen. Schalter umlegen und sich sammeln. Und genau das taten die Damen in Rot. Sie schafften es das Torfestival der Gegnerinnen nach dem sechsten Tor zu verderben. Die Abwehr stand jetzt stabil und vorne konnte von außen und aus dem Rückraum gepunktet werden. Die Bayern-Damen waren wieder auf drei Tore herangekommen. Spielstand in der 21. Minute: 12:9 für die Damen des PSV München. Doch es blieb nicht bei den drei Toren. Nach einem Hin und Her bei den Toren in den letzten Minuten, wurden es vier Tore, die die beiden Mannschaften trennten, als es in die Pause ging. Spielstand: 16:12.
Halbzeitbilanz des Trainers: Die Abwehr sollte sich besser (und lauter!) absprechen und „Schulter an Schulter“ entlang der Sechs-Meter-Linie bewegen, um so die Lücken zu schließen. Vor allem sollte der Pass an den Kreis verhindert werden. Im Angriff hieß es durchspielen, durchspielen, durchspielen. Es hat sich nämlich gezeigt, dass Druckaufbau und schnelles Spiel mit einem Tor belohnt wird. Die Belohnung gab es sogar auf allen Positionen: Außen, Rückraum, Kreis. Fazit: Eine durchspielende schnelle Offensive und eine „defensive Defensive“ sollten in der zweiten Halbzeit nicht nur den Ausgleich bringen, sondern auch den Sieg. Denn trotz vier Tore Rückstand war noch alles drin – und im Handball ist ja bekanntlich alles möglich. Auf geht's zur zweiten Runde.
Die zweite Hälfte wurde mit dem Angriff der Gastgeberinnen eröffnet, die ihre Führung aber mit einem Wurf aus dem rechten Rückraum nicht ausbauen konnten. So waren es die Bayern-Ladies, die den ersten Treffer auch in der zweiten Halbzeit erzielten. Ein schön herausgespieltes Tor aus dem Rückraum und das trotz der aggressiven gegnerischen Deckung. Doch es folgte sofort die Antwort der Gegenseite. Und da war es wieder, das Hin und Her. Ganze 20 Minuten lang änderte sich am Rückstand nichts. Die Bayern-Ladies schafften es einfach nicht, auf zwei Treffer heranzukommen. Denn auch die Gegnerinnen ließen nicht nach und versuchten ihrerseits den Vorsprung weiter auszubauen. Zu diesem Zeitpunkt fragte sich wohl jeder, ob dieses Spiel noch einen anderen Ausgang nehmen würde. Abwechselnd auf beiden Seiten gab es Tore durch die Außenspielerinnen, Mittespielerinnen und Kreisspielerinnen. Wie schon in der ersten Hälfte, nutzen die Gastgeberinnen erneut die Schwachstelle der Bayern-Ladies aus: die gestückelte Abwehr. Das Schulter-an-Schulter-Konzept war wieder verloren gegangen. Die Folge: Tore aus der Rückraummitte, Tore durch das Kreisanspiel. Doch die gleiche Taktik ging auch bei den Bayern-Ladies auf. Es kam es zum Highlight der zweiten Hälfte. Es gelang mit Wurf aus dem Rückraum und dem Passspiel an den Kreis endlich die Zwei-Tore-Marke zu knacken. Spielstand in der 50. Minute: 24:22. Können Sie damit das Spiel noch drehen? Pustekuchen! Die Freude war nur von kurzer Dauer, denn in den letzten Minuten der Partie gelang es den Gegnerinnen doch sich abzusetzen Ihre Führung sogar auf fünf Tore auszubauen. Endstand: 28:23 für die PSV-Münchnerinnen.
In der gesamten Partie gab es einige Höhen und Tiefen und abwechselnde Spielphasen. Das Spiel glich einem Intervalltraining. Die Damen drückten für einige Minuten den Powerknopf im Körper für ein starkes und schnelles Spiel, dann für einige Minuten den Slow Motion-Knopf für ein langsames und schwaches (Abwehr)Spiel, dann wieder den Powerknopf. Schlussfolgerung: Es war ein Spiel, dass man hätte gewinnen können – wären da nicht die zwei “Problemchen“, die schließlich zum Verhängnis wurden. Zum einen muss die Absprache in der Abwehr besser funktionieren und zum anderen muss an der Chancenauswertung gearbeitet werden. Diese Punkte mitnehmen, dann steht dem Sieg auch sicher nichts mehr im Weg. Also Kopf hoch und aufs nächste Spiel konzentrieren oder wie Matthias Sammer einst sagte: „Das nächste Spiel ist immer das nächste“.
Für den FC Bayern München spielten:
Schreil Laura, Kettenring Franca (TW); Balchanowska Weronika (1/2), Bognar Franziska (1), Bongarz Isabella (2), Cancela-Fae Melissa (1), Göcen Duygu (3), Huhn Verena (3), Jansen Anna-Maria, Langer Magdalena (4), Loncar Anna (5/7)