
Ein Spiel für die Abteilungsgeschichte gelang der Landesliga-Reserve des FC Bayern Handball am vergangenen Wochenende. Im Spiel beim TSV Ismaning sahen die Gastgeber 53 Minuten lang wie die sicheren Sieger aus. Dann starteten die Roten ein sagenhaftes Comeback, das man in solch einer Form selbst in vielen Jahren Handball nicht oft erlebt haben dürfte.
Im Mittelpunkt stand zunächst aber ein anderer: Noch bevor seine Mitspieler das erste Tor erzielt hatten, hatte Keeper Dennis Mesinovic bereits 10 Paraden verbucht. In der Anfangsphase war es vor allem ihm zu verdanken, dass seine Mannschaft nicht bereits aussichtlos zurücklag. 0:4 hieß es aus Sicht der Bayern nach 10 gespielten Minuten. Die Gäste gingen vor allem mit ihren Abschlüssen zu fahrlässig um und produzierten auch sonst einfach viel zu viele leichte Fehler. Immerhin schaffte es die Abwehrreihe zusehends die Lücken besser zu schließen und die Konter zu unterbinden, sodass man dann die eigenen Torerfolge nutzen konnte, um sich über 4:6 bis auf 6:7 heranzupirschen. Beim Stand von 7:9 für Ismaning wurden die Seiten gewechselt. Für die Roten bedeutete es in Halbzeit zwei weiterhin kompakt zu stehen, vorne aber mehr Lösungen gegen die Defensive des TSV zu finden und den stark haltenden Keeper häufiger zu überwinden.
Im zweiten Durchgang blieb es die ersten Minute bei der zwei Tore Führung des TSV (12:10), der dann allerding eine Zeitstrafe nutze, um sich deutlicher abzusetzen (16:12). Während die Gäste mit einigen Schiedsrichterentscheidungen haderten, baute der TSV seine Führung weiter aus: zunächst auf 20:14, dann auch mit dem Rückenwind von zwei weiteren Zeitstrafen (44. Und 49. Min) sogar bis auf 25:17 in der 23. Minute. Es war den Hausherren aber auch langsam anzumerken, dass der verletzungsbedingte Ausfall ihres Spielmachers und das Konterspiel der ersten Halbzeit ihren Tribut fordern sollten. Bei den Bayern hieß die Devise nun: alles oder nichts. Sieben Minuten verblieben noch um es vielleicht nochmal spannend zu machen und eine Zeitstrafe für Ismaning bot eine erstklassige Gelegenheit. Und die nutzen die Roten für drei Toren zum 25:20 bei noch fünfeinhalb Minuten. Ein weiteres Tor durch Dennis Dindi und auf einmal waren die Bayern erneut in Überzahl. Eine wunderbare Kombination von Lars Hibbeler und Kreisläufer Dave Rizek brachte das 25:22. Die Bayern waren in der Folge eindeutig am Drücker, während Ismaning taumelte und vorne fast nichts mehr zustande brachte, sich in lange Angriffe flüchtete, die aber oft im Zeitspiel mündeten. Dennis Dindi traf noch zwei Mal (57. & 58. Min), einmal davon vom Punkt und auf einmal waren die Gäste ganz dicht dran an der Sensation: nur noch ein Tor bei noch zweieinhalb Minuten Spielzeit. Mit etwas Glück sprang Lars Hibbeler ein Abpraller zu, den er mit 1:30 Restspielzeit zum nicht mehr für möglich gehaltenen 25:25-Ausgleich im Tor unterbrachte. Ging da noch mehr? Ismaning fand keine Lösungen mehr, die Bayern erkämpften sich Dank Keeper Dennis Mesinovic, der in dieser Partie 34 (!) Würfe abwehrte, nochmals den Ball. 30 Sekunden Restspielzeit, Auszeit Bayern. Und tatsächlich, mit nur noch drei Sekunden Restspielzeit hämmerte Kapitän Lukas Böhm den letzten Wurf des Spiels ins Tor und sicherte seinem nach fulminantem Schlussspurt zwei schon sicher verloren geglaubte Punkte.
„Unfassbar, welche Moral in diesem Team steckt“, staunte Trainer Alex Siegmund nach dem Spiel. „So ein Comeback habe ich in 35 Jahren Handball noch nicht erlebt. Wir mussten heute wahnsinnig viele Ausfälle kompensieren, Spieler aus der H3 ausleihen. Dann im Spiel weitere Verletzungen, unnötige Zeitstrafen und eine miserable 7m-Ausbeute… eigentlich hat alles gegen uns gesprochen. Daher: ganz großer Respekt an meine Spieler, dass sie am Ende nochmals so eine Energieleistung abgerufen haben.“
Erstes Spiel im neuen Jahr: FCB2 vs Kirchheimer SC am 7.1. (Hinspiel 34:23).
Torschützen: Dindi (5/2), Böhm (5/2), Hugger (3), Oginski (3), Rizek (3), Romaneessen (2), J.Hibbeler (2), L.Hibbeler (2), Nehr (1), Biller, Herz, Mesinovic (TW)