
„Sprachlos, fassungslos – aber nicht tatenlos“, so schilderte Abteilungsleiter Matthias Stein bei der Begrüßung zum Punktspiel FC Bayern München V – TSV Maccabi München seinen Gemütszustand am 7. Oktober 2023, als die Terrororganisation der Hamas auf grausame und bestialische Weise Israel angriff.
Sehr schnell wurde nach dem Überfall der Kontakt zur befreundeten Tischtennis-Abteilung des TSV Maccabi und dem Abteilungsleiter Sergej Rakovski gesucht – und es war klar, dass eine gemeinsame Aktion der Solidarität stattfinden sollte.
Und der Spielplan wollte es, dass am vergangenen Wochenende der TSV Maccabi in der Bezirksliga bei unserer 5. Herrenmannschaft gastierte.
Matthias Stein freute sich bei der Begrüßung der Gäste, dass das Spiel stattfinden konnte – denn am Wochenende zuvor musste ein Fußballspiel des TSV Maccabi München aus Sicherheitsgründen abgesagt werden.
„Das kann nicht sein“, meinte der Abteilungsleiter, auch das mache ihn fassungslos. Es mache ihn weiter fassungslos, dass der Abteilungsleiterkollege auf Bitten seiner Tochter nicht mehr mit der TSV Maccabi-Sportjacke in den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sei, aufgrund von Sicherheitsbedenken.
Stein versprach die volle Solidarität des FC Bayern mit Israel und mit dem TSV Maccabi München und weiß hier auch das Präsidium des Gesamtvereins hinter sich, denn genau das hatte der 2. Vizepräsident Walter Mennekes in einer Besprechung in der Vorwoche auch zum Ausdruck gebracht: „Wir stehen uneingeschränkt an der Seite Israels.“
Das parallel in der Halle stattfindende Oberliga-Spiel der ersten Damenmannschaft wurde extra für die Begrüßung der Gäste aus Maccabi unterbrochen. Stein erinnerte die anwesenden Zuschauer und insb. die anwesenden Jugendspieler aus der KJa, dass der FC Bayern mit seinem Ehrenpräsidenten Kurt Landauer eine jüdische Vergangenheit habe – und gerade deshalb auch eine besondere Verantwortung trage. Es gelte, gerade jetzt, in den aktuell schweren Zeiten, den Jüdinnen und Juden in München solidarisch zur Seite zu stehen und Flagge gegen jede Art des Antisemitismus zu zeigen.
Man dürfte nicht in der Sprachlosigkeit bleiben und vor allem nicht tatenlos zuzusehen, auch wenn einem vielleicht der Wind ins Gesicht blase.
„Für Antisemitismus ist kein Platz beim FC Bayern Tischtennis.“
Maccabi siegt knapp
Im anschließenden Punktspiel lieferten sich die beiden Teams ein faires und enges Match, die Gäste aus Maccabi behielten mit 6:4 die Oberhand – auch weil Mihail Adamenko und Hans-Werner Vogel (beides ehemalige FC Bayern-Spieler) ohne Niederlage blieben und gemeinsam 5 der 6 Mannschaftspunkte für Maccabi holten.
Aber der Sport war an diesem Abend nicht mehr als die schönste Nebensache der Welt – aber er kann verbinden. Die Tischtennis-Abteilungen des FC Bayern und des TSV Maccabi haben es gezeigt.
Hintergrund:
Die Tischtennis-Abteilungen vom FC Bayern und TSV Maccabi sind freundschaftlich miteinander verbunden. So verlegt der FC Bayern Tischtennis Punktspiele gegen Maccabi, wenn diese aufgrund des Spielplans auf den jüdischen Shabbat fallen.
Legendär war das Pokalfinale im Januar 2019 im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde am St. Jakobsplatz, wo der FC Bayern das favorisierte Team des TSV Maccabi mit 4:3, insb. aufgrund der starken Leistung von zwei eingesetzten KJa-Spielern, schlagen konnte. Vor dem Spiel fand eine Tanzshow zur Begrüßung statt, Charlotte Knobloch und Maccabi-Präsident Robby Rajber waren unter den Zuschauern – und im Anschluss wurde alle Spieler und Zuschauer, trotz der Niederlage, ins jüdische Restaurant eingeladen. Ein Berliner Gastspieler des FC Bayern, Stephan Komischke, der nach der Saison wieder nach Berlin zurückkehrte, sagte damals „Auch wenn ich bei diesem Finale nicht mitgespielt habe, sondern lediglich Zuschauer war: wenn ich an meine Tischtennis-Zeit beim FC Bayern zurückdenke, wird mir dieses Spiel immer in Erinnerung bleiben – die Gastfreundschaft war unglaublich.“
Beim Holocaust-Gedenktag 2023 fand eine gemeinsame Sportaktion des TSV Maccabi München mit dem FC Bayern München statt, an dem sich insb. auch die beiden Tischtennis-Abteilungen aktiv beteiligten.