Spätestens mit dem ersten Deutschen Meistertitel (1932) war der FC Bayern zu einer festen nationalen Größe geworden. Doch nachdem Simetsreiter, Goldbrunner und Moll das Olympiateam 1936 in Berlin verstärkt hatten, erstarb die frohe Fußballstimmung. Der zweite Weltkrieg brach aus und jahrelang ruhte der Puls des Sports, auch bei den Bayern.
Wegen seiner jüdischen Wurzeln wurde der FCB in vielerlei Hinsicht benachteiligt. Die Zahl der Mitglieder, Mannschaften und Zuschauer sank drastisch. In den zwölf Jahren der faschistischen Diktatur büßte der Verein seine sportliche Spitzenstellung ein und fiel auf Rang 81 im Großdeutschen Reich zurück.
Im Juli 1944 verloren die Bayern ihre Heimstätte, eine Bombe zerstörte die Geschäftsstelle. Dennoch bewies die Mannschaft großen Teamgeist. Noch am 23. April 1945, wenige Tage vor Kriegsende, besiegte sie 1860 München 3:2. Laut Vereinschronik hatten 56 Mitglieder ihr Leben auf dem Schlachtfeld gelassen, darunter die Nationalspieler Josef Bergmaier und Franz Krumm, zahlreiche andere wurden vermisst. Der langjährige jüdische FCB-Präsident Kurt Landauer war 1938 für 33 Tage im Konzentrationslager Dachau interniert und flüchtete schließlich 1939 ins Exil in die Schweiz.
Heidkamp hielt die Truppe zusammen
Vor allem der langjährige Kapitän Conny Heidkamp sorgte selbst in schlimmsten Kriegswirren für den Zusammenhalt der Mannschaft - und rettete zusammen mit seiner Ehefrau Magdalena die gewonnen Pokale: Als im Spätsommer 1942 die Luftangriffe auf München einsetzten, gerieten die Trophäen in Gefahr. Da erinnerte sich Magdalena an einen Bauern in Ascholding bei Wolfratshausen, bei dem sie als Kind die Ferien verbracht hatte. Mit einem Holzvergaser-Auto brachte man die in Kisten verpackten Schmuckstücke dorthin und lagerte sie in einem Raum neben dem Stall. Hier waren sie in Sicherheit - bis zum Frühjahr 1945, als die Amerikaner näher rückten. Ihnen eilte der Ruf voraus, wild auf Souvenirs zu sein, beispielsweise auf Pokale, Wimpel und Ehrenabzeichen. Ein zweites Mal rettete das Ehepaar Heidkamp die wertvollen Vereins-Trophäen und vergrub die Kisten auf dem Ascholdinger Bauernhof.
Schon sechs Wochen nach Kriegsende (8. Mai 1945) bestritten die Bayern wieder ihr erstes Spiel und unterlagen dem Lokalrivalen FC Wacker 3:4. 1947 kehrte Landauer aus dem Exil zurück und wurde erneut zum Präsidenten gewählt. Der Wiederaufbau begann, auch im Fußball. Es dauerte neun Jahre, bis endlich wieder große Begeisterung ausbrach und die deutsche Nationalmannschaft triumphal von der Weltmeisterschaft aus der Schweiz zurückkehrte. Sepp Herbergers Team hatte dort den ersten deutschen WM-Titel nach einem 3:2-Sieg gegen die favorisierten Ungarn gewonnen. Hans Bauer vom FC Bayern gehörte zum DFB-Aufgebot und absolvierte zwei Spiele beim Turnier. Im Finale stand er aber nicht auf dem Platz.
1957 gewannen die Roten vor 42.000 Zuschauern im ausverkauften Augsburger Rosenaustadion zum ersten Mal den DFB-Pokal – Jobst erzielte das entscheidende 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf – danach folgte aber eine kleine Durststrecke und die große Enttäuschung: Die Bayern zählten 1963 nicht zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga.
1860 statt Bayern: Im Nachhinein ein Glücksfall
Der DFB hatte als Vertreter Münchens nicht den FC Bayern, sondern den Lokalrivalen 1860 bestimmt. Was Präsident Wilhelm Neudecker als Akt schreiender Ungerechtigkeit betrachtete, sollte sich als Glücksfall für den Klub erweisen. Die nach wie vor prekäre wirtschaftliche Situation zwang ihn, auf hochbezahlte Stars zu verzichten und auf den eigenen Nachwuchs sowie talentierte Fußballer aus der bayerischen Provinz zu setzen. So rückten junge Leute wie Franz Beckenbauer, Sepp Maier und Gerd Müller in den Vordergrund.
Neudecker gab dem FCB professionelle Strukturen, engagierte Robert Schwan als ersten hauptberuflichen Manager des deutschen Fußballs und den pfiffigen jugoslawischen Erfolgstrainer Zlatko Tschik Cajkovski. Beim ersten Aufstiegsversuch 1964 scheiterte man noch an Borussia Neunkirchen, doch in der Saison 1964/65 wurden die Bayern souveräner Meister der Regionalliga Süd. Anschließend erreichten sie den ersten Platz der Aufstiegsrunde und zogen endlich in die Bundesliga ein. Dankbar erfüllte Präsident Neudecker ein Gelöbnis und marschierte mit 500 Getreuen rund um den Tegernsee.
Harte Zeiten und der Weg an die Spitze – im FC Bayern Museum
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