Sie haben alles versucht. 17 Torschüsse gaben die Bayern am Samstagabend in der zweiten Halbzeit im Borussia Park ab und hatten mit über 78 Prozent Ballbesitz klar mehr vom Spiel. „Da haben wir nur noch auf ein Tor gespielt“, lobte Jupp Heynckes sein Team. „Da hat meine Mannschaft sehr viel investiert und läuferisch überzeugt“, so der 72-jährige Fußballehrer weiter. Belohnt wurden diese Mühen aber mit einem Treffer. In der 74. Spielminute knallte Arturo Vidal die Kugel aus der Distanz ins Netz.
Dass es dennoch nicht zum Sieg oder zu einem Auswärtspunkt reichte, lag daran, dass die Bayern vor dem Seitenwechsel bereits mit zwei Toren zurücklagen. „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren“, analysierte Heynckes die 1:2-Niederlage am 13. Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach – die ersten Punktverluste seit seiner Rückkehr. „Da haben wir viel zu wenig investiert. Wir haben zu langsam gespielt, wir haben die Drehzahl nicht erhöht und keinen richtigen Rhythmus gefunden“, bemerkte der Cheftrainer.
Premiere für Martínez
„In der ersten Halbzeit waren sie besser, wir haben nicht gut gespielt“, meinte auch Javi Martinez, für den die Partie dennoch etwas Besonderes war. Erstmals in seiner Karriere führte er den FCB in einem Pflichtspiel als Kapitän auf den Rasen. Leider war seine Premiere nicht von Erfolg gekrönt, denn „wir haben in fünf Minuten zwei Gegentore bekommen“, wie Niklas Süle die Partie kurz zusammenfasste.
Zuerst verwandelte Thorgan Hazard einen Handelfmeter (39.), nachdem Süle der Ball an den Arm sprang und wenig später erhöhte Matthias Ginter freistehend (44.), als die Bayern-Defensive „etwas den Faden verloren“ hatte, wie Süle eingestand. Doch nach der Pause drehten die Münchner richtig auf und bewiesen Moral.
„Sind immer noch Erster“
Nur eines fehlte. „Heute wollte der Ball nicht reingehen“, brachte es Martínez auf den Punkt. Die Bayern hatten bei dieser Auswärtspartie auch etwas Pech. Robert Lewandowski und Kingsley Coman scheiterten am Pfosten und mehrmals verpasste ein Münchner ein gutes Zuspiel nur knapp. Bei Hazards Elfmeter war Ulreich in der richtigen Ecke und mit der Hand dran, konnte aber nicht parieren. Dazu kam noch, dass mit Juan Bernat und James Rodríguez zwei angeschlagene Spieler vorzeitig vom Feld mussten.
In diesen beiden Fällen konnte Heynckes aber bereits nach der Partie Entwarnung geben, was durch die Diagnosen am Sonntagmorgen bestätigt wurde. Und auch sonst haderten die Bayern nicht lange, sondern richteten den Blick nach vorne. „Wir sind immer noch Erster und haben alles in der eigenen Hand“, sprach Süle die drei Punkte Vorsprung auf Verfolger RB Leipzig an. Nun steht für den FCB eine komplette Trainingswoche ohne Spiel auf dem Plan. „Wir können jetzt gut arbeiten und regenerieren, um dann am Wochenende im Heimspiel gegen Hannover wieder drei Punkte zu holen“, kündigte Sebastian Rudy eine Reaktion an. Denn Moral und Willen kann man dem Team wirklich nicht absprechen.
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