Den Vorsprung an der Tabellenspitze ausgebaut, eine kleine Vorentscheidung im Titelkampf jedoch verpasst. Mit etwas gemischten Gefühlen machte sich der FC Bayern am Sonntagabend nach dem 1:1 (0:0)-Unentschieden im bayerisch-fränkischen Derby beim 1. FC Nürnberg auf die knapp zweistündige Busfahrt zurück nach München. Mit einem Sieg beim Club hätte der FCB nach der überraschenden Heimniederlage von Borussia Dortmund am Vortag gegen den FC Schalke 04 einen großen Schritt in Richtung siebter Meisterschaft in Serie machen können.
„Es ist total ärgerlich. Wir hätten uns heute den einen oder anderen Matchball erspielen und auf vier Punkte wegziehen können. Das haben wir nicht geschafft“, bilanzierte Trainer Niko Kovac nach der Partie im ausverkauften Max-Morlock-Stadion. Innenverteidiger Mats Hummels meinte: „Die Ausgangslage hat sich verbessert. Damit hatten wir vor dem Wochenende nicht gerechnet. Wir hätten aber den Vorsprung gerne auf vier Punkte ausgebaut. Aber das hatten wir uns heute nicht verdient.“
Von Beginn an hielten die vom Abstieg bedrohten Nürnberger mit hoher Lauf- und Einsatzbereitschaft dagegen und ließen den Tabellenführer aus München kaum einmal gefährlich in Tornähe kommen. Zwei Lattentreffer nach Freistößen von David Alaba und James sowie eine Chance von Leon Goretzka, der am guten Nürnberger Schlussmann Christian Mathenia scheiterte, waren die besten Chancen, ehe der eingewechselte Serge Gnabry in der 75. Minute den Ausgleich für den FC Bayern erzielte. Zuvor hatte Matheus Pereira (48.) die Gastgeber überraschend in Führung gebracht.
Turbulente Schlussphase
„Wir haben es nicht gut gemacht. Wir konnten unser Spiel nie aufziehen. Wir haben keine Frische gehabt. Wir hatten keine Aktionen nach vorne“, bemängelte Sportdirektor Hasan Salihamidzic und räumte ein: „Wir haben glücklich einen Punkt geholt.“ Glücklich deshalb, weil Nürnberg in der Schlussminute die große Chance zum möglichen Sieg vergab als Tim Leibold einen Elfmeter an den Pfosten setzte. Auf der Gegenseite hatte Kingsley Coman in der Nachspielzeit die Gelegenheit auf den Münchner Siegtreffer, doch er scheiterte nach einem 50-Meter-Alleingang an Mathenia.
„Nürnberg hat uns das Leben von der ersten bis zur letzten Minute sehr, sehr schwer gemacht. Sie haben sich in jeden Ball geschmissen und haben 90 Minuten leidenschaftlich Fußball gespielt und verteidigt“, erklärte Kovac und nahm sein Team in die Pflicht. „Letzten Endes muss man sagen, dass wir unsere Leistung heute nicht haben abrufen können, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben zu viele leichte Ballverluste gehabt, zu viele Unkonzentriertheiten, die wir so in der Form eigentlich nicht immer bringen.“
Am Ende zog Kovac dennoch etwas Positives aus der Punkteteilung: „Wenn du nicht gewinnen kannst, darfst du nicht verlieren“, sagte er in Anlehnung an den früheren Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni. Und so gilt es für die Bayern, am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Hannover 96 den nächsten „Big point“ (Salihamidzic) einzufahren. „Die Rechnung ist relativ einfach, dafür braucht man keine höhere Mathematik studiert zu haben. Wir müssen sieben Punkte holen, wenn der BVB in den letzten drei Spielen alles holt.“ Und so brachte es der 47-Jährige kurz und knapp auf den Punkt: „Abhaken, weiter geht’s. Wir haben noch drei Endspiele.“
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