Es lief die 86. Minute im Heimspiel gegen Hannover 96, als die Stimmung in der Münchner Allianz Arena ihren Höhepunkt erreichte. Nach über fünfmonatiger Verletzungspause betrat Arjen Robben den Rasen, 75.000 Zuschauer im weiten Rund bereiteten „Mr. Wembley“ einen begeisternden und lautstarken Empfang. „Das kannst du nicht beschreiben“, suchte der 35-Jährige auch lange nach dem Schlusspfiff noch nach den passenden Worten. „Diese unglaubliche Stimmung, diese Reaktion der Fans, das war wirklich Wahnsinn.“
Beinahe hätte sich der Routinier auch noch in die Torschützenliste eingetragen, als er kurz vor dem Schlusspfiff einen direkten Freistoß etwas zu hoch ansetzte. „Die Jungs waren ganz lieb. Es war ein Geschenk von der Mannschaft, dass sie mich haben schießen lassen. Normal war das eine Rechtsfuß-Position“, erklärte Robben nach seinem 700. Pflichtspiel als Profi. Doch auch ohne Tor freute sich der Niederländer „wie ein kleines Kind“ und war „sehr, sehr, sehr dankbar“, endlich wieder spielen zu können. „Dafür habe ich gekämpft in den letzten Wochen und Monaten.“
Nur zwei Minuten vor Robbens Comeback hatte der ebenfalls eingewechselte Franck Ribéry mit seinem Treffer zum 3:1 den Schlusspunkt hinter die Partie des Tabellenführers gegen den Letzten gesetzt und für großen Jubel auf den Rängen gesorgt. Neben Robben wird auch der Franzose den Rekordmeister am Ende der Saison verlassen, am liebsten mit dem Gewinn des Doubles. „Ich habe schon über 20 Titel gewonnen mit Bayern und ich hoffe, wir gewinnen in dieser Saison auch noch die Bundesliga und dann den Pokal“, sagte der 36-Jährige in einer Video-Botschaft auf FCBayern.tv.
„„Das kannst du nicht beschreiben. Ich bin nur sehr, sehr, sehr dankbar.“”
Arjen Robben zu seiner Einwechslung nach fünfmonatiger Verletzungspause
Auf dem Weg zur siebten Meisterschaft in Serie ließen sich die Münchner auch von den Gästen aus Hannover nicht aufhalten. Robert Lewandowski und Leon Goretzka trafen in einer einseitigen ersten Halbzeit zur 2:0-Führung. Allein Hannovers Torhüter Michael Esser verhinderte mit zahlreichen Paraden eine höhere Führung des FCB. „Ich finde, dass wir das in der ersten Halbzeit richtig gut gemacht haben“, lobte Trainer Niko Kovac seine Elf. Einzig mit der Verwertung der „vielen glasklaren Chancen“ zeigte er sich unzufrieden. „Zur Pause hätten wir nicht nur 2:0 sondern 4:0 führen müssen.“
So kam Hannover kurz nach dem Seitenwechsel durch einen fragwürdigen Handelfmeter von Jonathas zum Anschlusstreffer, ehe Ribéry in der Schlussphase für die Entscheidung sorgte und damit für Feierstimmung bei den Bayern-Fans. Drei Stunden nach Spielende dürfte diese sogar noch ausgelassener geworden sein, nach dem 2:2 von Borussia Dortmund in Bremen. Damit geht der FC Bayern mit einem Vier-Punkte-Vorsprung in die letzten beiden Spieltage. Schon am kommenden Samstag in Leipzig könnte der vorzeitige Titelgewinn perfekt gemacht werden.
„Ich glaube schon, dass wir einen guten Schritt Richtung Meistertitel gemacht haben, aber es ist noch nicht vorbei. Wir haben noch zwei schwere Aufgaben vor der Brust“, betonte Kovac. Kapitän Thomas Müller sprach von einem „schönen Nachmittag für uns“ und blickte bereits voraus: „Ein Auswärtsspiel in Leipzig ist nie eine ganz leichte Aufgabe. Aber man will ja auch diese Spiele, in denen man sich beweisen muss. Ich erinnere an das Heimspiel gegen Dortmund. Wenn der Druck am größten ist, dann müssen wir da sein.“
Das wollen auch Arjen Robben und Franck Ribéry, die vor dem Gewinn ihrer achten bzw neunten Meisterschaft stehen. „Wir haben noch einiges vor, und das ist mir ganz wichtig. Wir müssen Titel gewinnen und das steht im Vordergrund“, meinte Robben. „Wir haben drei sehr schwere Spiele. Es ist eine Herausforderung. Aber wenn man als große Mannschaft etwas erreichen will, muss man dafür etwas tun.“
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