Seit 1965 spielt der FC Bayern ohne Unterbrechung in der Bundesliga – das ist geteilter Rekord mit dem Hamburger SV! In diesen 55 Jahren spielte der FCB bis heute bei 53 Klubs. Bei einem Verein gastierte der deutsche Rekordmeister in dieser Zeit, auch außerhalb der Bundesliga, in Pflichtspielen aber nie – beim 1. FC Union Berlin. Am Sonntag (Anstoß 18 Uhr) wird sich das ändern. Leider wird das Spiel an der Alten Försterei jedoch aufgrund der Sonderbedingunen in Zeiten der Corona-Pandemie ohne Zuschauer stattfinden. Wir stellen die Eisernen vor.
Bewegte Historie
Der 1. FC Union Berlin basiert auf dem SC Union Oberschöneweide, der Anfang des 20. Jahrhunderts mehrmaliger Berliner Meister und 1923 sogar Deutscher Vizemeister wurde. Nach dem 2. Weltkrieg teilt sich der Verein dann in eine Ost- und West-Abteilung auf. Es folgen zahlreiche Umstrukturierungen und Namensänderungen. Während des Kalten Krieges entsteht 1966 dann der 1. FC Union Berlin. Dieser steigt im Jahr seiner Gründung erstmals in die DDR-Oberliga auf. Die Jahre danach sind durch viele Höhen und Tiefen geprägt. Bis 1990 finden sich die Unioner zumeist im unteren Mittelfeld der DDR-Oberliga wieder. Zwischendurch steigt der Verein sogar vier Mal ab und wieder auf.
UEFA-Cup-Teilnahme nach Pokal-Finale gegen Schalke
Nach der Wiedervereinigung qualifizieren sich die Berliner sportlich sowohl 1992/93 als auch 1993/94 für die 2. Bundesliga. Aufgrund einer gefälschten Bankbürgschaft und eines hohen Schuldenbergs verweigert der DFB aber zwei Mal die Lizenz für den Profi-Fußball. Trotz wirtschaftlichem Überlebenskampf in den 90ern gelingt in der Saison 2000/01 dann doch der Aufstieg aus der Regionalliga Nordost – und sogar der Einzug ins Finale des DFB-Pokals. Dort unterliegen sie Schalke 04 zwar mit 0:2, da die Königsblauen über die Liga aber bereits startberechtigt für die Champions League sind, nimmt Union als Pokalfinalist am UEFA-Cup teil – und erreicht immerhin die zweite Runde. Nach drei Jahren in der 2. Liga werden die Berliner bis zur Oberliga durchgereicht und kehren erst 2009/10 ins Unterhaus zurück. Dort spielen sie zehn Jahre, ehe vergangenen Sommer dank einer erfolgreichen Relegation gegen den VfB Stuttgart der langersehnte Aufstieg in die Bundesliga gelingt.
Stolz, Zusammenhalt, Engagement
Im Osten Berlins sind sie stolz auf ihre Geschichte. Zu DDR-Zeiten galt Union als Anti-Stasi-Klub, als Zufluchtsort der Andersdenkenden. Damit waren die Eisernen ein Gegenpol zum Berliner FC Dynamo, dem anderen großen Ostklub der Stadt. Union nahm die Rolle des Underdogs ein. Im Schatten des großen Nachbarn Hertha BSC war das bereits vor dem 2. Weltkrieg so und setzt sich bis heute fort. Aus der Historie rührt der enorme Zusammenhalt innerhalb des Klubs. Union ist ein Arbeiterverein. Viele Fans, aber auch einige Spieler waren früher in den Fabriken des Industriegebiets in Köpenick tätig.
Kultstadion an der Alten Försterei
Im Stadion an der Alten Försterei (das 2008/2009 übrigens teilweise von den Fans mit umgebaut wurde) herrscht eine besondere Atmosphäre. Dort wird das eigene Team so gut wie nie ausgepfiffen. Aktionen wie „Endlich dabei“, als Fans zum ersten Bundesliga-Heimspieltag große Fotos verstorbener Angehöriger mit ins Stadion nahmen, das traditionelle Weihnachtssingen oder das enorme gesellschaftliche Engagement zeigen: Union ist ein besonderer Klub.
Die Legende von Eisern Union
Woher der Ausruf Eisern Union und der Spitzname die Eisernen kommen, ist nicht genau überliefert. Der Legende nach erhob sich in den 30er-Jahren ein Bierkutscher während eines Spiels gegen Hertha BSC von seinem Sitz und rief „Eisern müsst ihr sein! Eisern!“ Immer mehr Fans stimmten mit ein – bis letztlich die ganze Tribüne ihr Team mit Eisern Union nach vorne peitschte. Dieser Schlachtruf hält sich bis heute und ist Grundlage für das Maskottchen Ritter Keule, „einem wahrhaft eisernen Ritter mit einem mutigen Herzen.“
Aktuelle sportliche Situation
Angetrieben von ihren Fans stellen sie sich jetzt der Aufgabe Bundesliga. Mit 30 Zählern aus den bisherigen 25 Spielen sind die Eisernen auf dem besten Wege, die Mission Klassenerhalt zu erfüllen. Das Hinspiel in München konnte der FC Bayern durch Tore von Benjamin Pavard und Robert Lewandowski mit 2:1 gewinnen. Im heimischen Stadion an der Alten Försterei konnte der Aufsteiger mit Siegen gegen die Spitzenteams Borussia Dortmund (3:1) und Borussia Mönchengladbach (2:0) bereits für Furore sorgen und zeigte so, wie man große Teams ärgert. Nun steht der Aufsteiger jedoch, wie alle anderen Mannschaften, vor einer neuen schweren Situation. Nach der langen Pause aufgrund der Corona-Pandemie müssen die Spieler schnell in den Rythmus kommen, können dabei jedoch nicht auf die Unterstützung der Fans im Stadion zählen.
Mit 2:1 gewann der FC Bayern im Hinspiel gegen Union Berlin. Der Spielbericht zum Nachlesen 👇
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