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Michael Sternkopf: Die Stärke, über Schwäche zu reden

2011 begab sich Michael Sternkopf wegen seiner Burnout-Erkrankung in Behandlung. Ein Schritt, den Spieler selten während ihrer Karriere gehen, aus Angst vor dem Scheitern und dem Druck. Aber nur durch diesen Schritt hat der ehemalige Spieler des FC Bayern nach seiner aktiven Zeit viel bewegen können. Heute spricht „Sterni“ offen über seine damaligen Probleme und hilft somit anderen, die ähnlich unter der Erkrankung leiden. Am Dienstag (21. April) feiert der frühere Mittelfeldspieler des FCB seinen 50. Geburtstag. Im Interview mit dem Klub-Magazin 51 sprach Sternkopf über seine aktive Karriere, die Burnout-Erkrankung und sein heutiges Leben. 

Das Interview mit Michael Sternkopf

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Michael, wie lebst du heute?
„Seit 15 Jahren bin ich im Raum Gießen zuhause. Ich halte Vorträge in Gemeinden, Vereinen, Schulen, ich erzähle meine Geschichte, spreche über Leistungsdruck, Versagensängste sowie meinen Burnout. Ich habe mich früher immer nur gut und wertvoll gefühlt, wenn ich Leistung gebracht habe. Deswegen ist es mir heute wichtig, Kindern zu vermitteln, dass sie geliebt und wertvoll sind – unabhängig von Erfolg oder Leistung. Wir Eltern tragen dafür die Verantwortung.“

2011 hast du dich wegen Burnouts in ärztliche Behandlung begeben.
„Ich dachte, ich bräuchte mal eine Auszeit von vier bis sechs Wochen – daraus sind fast sieben Jahre geworden. Sechs Wochen war ich in der Klinik. Die Einzigen, die sich damals an mich erinnerten und mir Hilfe anboten, waren Uli Hoeneß und Alfred Eyrich von adidas. Wenn ich daran zurückdenke, kriege ich heute noch Gänsehaut.“

Hoeneß hatte dich aus Karlsruhe nach München geholt, für die Bundesliga-Rekordablöse von 3,4 Millionen Mark.
„Entsprechend groß waren die Erwartungen der Öffentlichkeit. Im ersten Jahr hatte ich Verletzungspech, spielte nur elf Mal. Bis dahin hatte ich immer Erfolg gehabt – als der ausblieb, habe ich mich schlecht und wertlos gefühlt, konnte keine Leistung mehr bringen, der Druck wurde immer größer. In der Zeitung liest man, was man für ein Versager ist. Dafür war ich mental nicht stark genug.“

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Noch immer spielt Sternkopf für den FCB, nun für die <a href="legenden">FC Bayern Legends</a>.

Würdest du im Nachhinein etwas anders machen?
„Vielleicht hätte ich ein Jahr länger beim KSC bleiben sollen, um dann nicht als Talent nach München zu kommen, sondern als Nationalspieler. Aber wer weiß: Vielleicht hätte ich mich beim KSC verletzt und es wäre nie zum Wechsel gekommen. Ich möchte die fünf Bayern-Jahre jedenfalls nicht missen, es war eine tolle, lehrreiche Zeit. Bis heute trage ich das rote Herz in mir.“

Welches Spiel ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
„Ein Freundschaftsspiel in Sevilla im September 1992 – mit Diego Maradona! Er war damals für mich das Nonplusultra. Ich werde nie vergessen, wie er zum Warmmachen auf den Platz kam, als Letzter, die Schnürsenkel offen. Ich habe mich dann selbst kaum mehr aufgewärmt, habe nur noch geschaut, wie er den Ball auf den Schultern jongliert hat. Wir haben 1:3 verloren, aber es war ein unvergessliches Erlebnis.“

Beim Pokalduell 1993 gegen Schalke stand Sternkopf in der Startelf der Bayern. Dieses und noch mehr unglaubliche K.o.-Spiele des FCB von 1990 bis 2000 gibt es hier nochmal zum nachlesen:

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