84 Tage. So lange wird es kommenden Samstag, wenn die Amateure des FC Bayern wieder in die 3. Liga starten, her sein, dass die FCB-Reserve zum letzten Mal ein Spiel bestritten hat. Seit dem 2:0-Heimsieg gegen die SG Sonnenhof Großaspach ist viel passiert. Vor dem Re-Start beim FC Ingolstadt sprach fcbayern.com deshalb mit Kapitän und Routinier Nicolas Feldhahn über die Schanzer, Trainingsinhalte, leere Ränge, sein Jurastudium und seine Zukunft.
Das Interview mit Nicolas Feldhahn
Servus Nico, wie groß ist die Vorfreude auf den Drittliga-Re-Start nach der fast dreimonatigen Pause?
Nicolas Feldhahn: „Wir freuen uns alle, dass wir endlich wieder spielen können. Die Unsicherheit, ob es weitergeht oder nicht, ist jetzt weg und wir freuen uns auf die Spiele, auch wenn in den Stadien eine andere Atmosphäre herrschen wird. Wir haben wieder Lust darauf, uns mit den anderen zu duellieren und uns im Drei-Tages-Rhythmus zu beweisen.“
Wie schwer war es in der ungewissen Zeit, mental fit zu bleiben?
Feldhahn: „Ich muss ehrlich sagen, dass für mich am Anfang ein Re-Start der Saison weit weg war. Es war eine anstrengende Zeit und echt schwer zu begreifen, für was man eigentlich trainiert. Es stand ein Abbruch im Raum, wir mussten zu Hause bleiben und wussten nicht, was passieren wird. Dann sind wir in Kleingruppen auf den Platz zurückgekehrt, was schon ein deutlicher Fortschritt war. Da haben wir besonders an technischen Abläufen gefeilt. Die Rückkehr ins Mannschaftstraining war dann ein super Schritt. Jetzt freuen wir uns auf die Spiele, wir sehen ja auch, dass es in der Bundesliga funktioniert, das macht Hoffnung. Anfangs war es also echt schwer, jetzt haben wir aber wieder ein klares Ziel vor Augen.“
Welche Schwerpunkte habt ihr in den vergangenen Wochen im Training gesetzt?
Feldhahn: „Es war schon eine echt lange Pause, das hat man auch im Training gesehen. Es ist bemerkenswert, wie schnell man aus dem normalen Trott mit Spielformen und Zweikämpfen kommt. Als Spieler fehlt einem im Gruppentraining besonders der Gegnerdruck, aus dem dann normalerweise eine gewisse Handlungsschnelligkeit resultiert. Deshalb haben wir jetzt im Mannschaftstraining großen Wert auf Spielformen, auf Zweikämpfe und taktische Varianten gelegt.“
Aktuell absolviert ihr ein Quarantäne-Trainingslager am FC Bayern Campus und wohnt zusammen in einem Münchner Hotel. Wie verbringt ihr die freie Zeit im Quarantäne-Hotel?
Feldhahn: „Die Woche im Hotel ist natürlich anders als eine normale Vorbereitung. Es liegt irgendwo zwischen einem Trainingslager und einer gewöhnlichen Vorbereitungswoche. Das Trainerteam gibt uns viel Freiraum, auch um mal abzuschalten. Wir lassen uns von den Physios pflegen und trainieren neben den Trainingseinheiten noch individuell in einem kleinen Kraftraum. Obwohl wir alle in Einzelzimmern sind, verbringen wir natürlich Zeit zusammen - sofern es die Hygiene- und Abstandsregeln erlauben."
Am Samstag steht die Partie beim Tabellenfünften FC Ingolstadt an. Was erwartest du für einen Gegner?
Feldhahn: „Das ist wirklich schwer zu sagen. Ingolstadt hat eine gute Spielanlage. Aber wir wissen schon, was auf uns zukommt. Es sind aber viele Unwägbarkeiten im Spiel: Ingolstadt hat in Tomas Oral einen neuen Trainer, die Pause war lang, alle Mannschaften hatten wenig Praxis, keine Testspiele und auch die Atmosphäre wird eine andere sein. Wir müssen uns aber auf uns konzentrieren und unser dominantes Spiel zeigen – gepaart mit unserer Spielfreude. In der 3. Liga kann jeder sowieso jeden schlagen.“
Wie stellt ihr euch auf die Partien ohne Publikum ein?
Feldhahn: „Das wird interessant zu sehen sein. Natürlich werden die Zuschauer als Extramotivation fehlen, wahrscheinlich wird die Partie auch zunächst keinen Punktspielcharakter haben. Wir haben das intern natürlich thematisiert und uns bewusst gemacht, dass wir sofort 100 Prozent Motivation aufbringen müssen. Die müssen wir dann ausschließlich aus uns selbst ziehen. Der Heimvorteil besteht wohl dennoch, weil der Gast das Umfeld nicht gewohnt ist. Fürs Wochenende ist das aber erstmal egal, weil sich jede Mannschaft zunächst an die neuen Umstände gewöhnen muss. Im Vergleich zur Bundesliga spielen wir ja nicht jede Woche vor ausverkauftem Haus, deshalb ist bei uns der Unterschied zumindest nicht so immens.“
Aktuell stehen die Amateure als Aufsteiger auf Platz sieben der 3. Liga. Wie lauten eure Ziele für die restliche Saison?
Feldhahn: „Wir wollen so schnell wie möglich den Nichtabstieg unter Dach und Fach bringen, dafür brauchen wir wohl mindestens 45 oder 46 Punkte. Dann machen wir hoffentlich da weiter, wo wir vor der Pause aufgehört haben: Unsere sehr junge Mannschaft will sich mit viel Spielfreude präsentieren und hat einfach richtig Bock zu zocken. Wir können aber noch mehr von unseren Qualitäten auf den Platz bringen.“
Zu deiner Person: Du bist seit 2015 bei den Amateuren des FC Bayern. Ist die aktuelle Mannschaft vielleicht die talentierteste in dieser Zeit?
Feldhahn: „Definitiv! In den letzten fünf Jahren hat sich stets vor allem die Qualität der Spieler verbessert, die aus der U19 hochkommen. Da ist für viele die 3. Liga nur ein Zwischenschritt, weil sie es auf jeden Fall in höheren Ligen packen können. Deshalb sind wir auch so erfolgreich in einer sehr schweren Liga mit einer sehr jungen Mannschaft. Es macht richtig Spaß mit den Jungs zusammenzuspielen, auch wenn es für viele das erste Jahr im Herrenbereich ist. Schon allein die Trainingsqualität ist deutlich höher als früher.“
Was bedeutet es für dich als gebürtiger Münchner, seit 2015 das Bayern-Trikot und seit 2018 auch die Kapitänsbinde der Amateure zu tragen?
Feldhahn: „Ich bin einfach sehr stolz, beim FC Bayern zu spielen und auch mitzuerleben, wie sich die Jungs entwickeln. Es ist für mich persönlich perfekt gelaufen und ich bin super glücklich hier. Wir spielen jetzt als einzige zweite Mannschaft in der 3. Liga. Gerade in der Ligapause habe ich wieder gemerkt, was für Möglichkeiten wir hier bei Bayern haben mit der überragenden Infrastruktur, beispielsweise am Campus, und dem tollen Niveau der Jungs.“
Du absolvierst parallel noch ein Jura-Studium an der LMU München. Wie bekommst du die Doppelbelastung unter einen Hut?
Feldhahn: „Ich lerne jetzt zum Beispiel auch hier im Hotel. Mir fehlt nur noch das Staatsexamen, das beginnt kommenden März. Natürlich muss man sehr viel lernen, aber es läuft gut. Man könnte immer noch mehr machen, aber natürlich ist die Belastung mit dem Fußball zusammen hoch. Meine Leidenschaft ist natürlich ganz klar der Sport.“
Dein Vertrag läuft am Ende dieser Saison aus. Wie ist da der aktuelle Stand?
Feldhahn: „Es schaut gut aus. Wir sind in guten Gesprächen, beide Seiten wollen die Zusammenarbeit fortsetzen.“
So ist der aktuelle Stand der FC Bayern Amateure vor dem Re-Start der 3. Liga. 👇
Themen dieses Artikels