FC Bayern gegen Olympique Lyon! Am Mittwochabend geht es zwischen diesen beiden Vereinen um den Einzug ins Finale der diesjährigen Champions League. Schon in der Vergangenheit hat das Duell für so manch besondere Geschichte gesorgt – so wie am 5. November 2003. Im Münchner Olympiastadion trafen die Bayern in der Gruppenphase der Königsklasse auf Lyon.
Mit von der Partie bei den Franzosen: Giovane Élber, der erst wenige Monate zuvor von der Isar an die Rhône gewechselt war. Nachdem Juninho Pernambucano (6.) Lyon per Traum-Freistoß in Führung gebracht hatte und Roy Makaay (14.) das Ergebnis egalisiert hatte, kam es in der 53. Minute zu einer unvergesslichen Szene. Élber traf zur erneuten Führung für die Gäste - trotz der drohenden Niederlage erhoben sich nahezu alle Anhänger im weiten Rund des Olympiastadions und jubelten ihrem ehemaligen Torjäger zu. Die Bayern verloren zwar mit 1:2, zogen aber dennoch als Gruppenzweiter in die nächste Runde ein. Vor dem Halbfinale zwischen seinen beiden ehemaligen Klubs haben wir mit Giovane Élber über diesen außergewöhnlichen Moment gesprochen.
Das Interview mit Giovane Élber
fcbayern.com: Giovane, am Mittwoch kommt es zum Duell deiner beiden Ex-Vereine FC Bayern und Olympique Lyon. Für dich sicher eine ganz spezielle Begegnung?
Élber: „Wenn nicht gerade der FC Bayern gegen Lyon spielt, schaue ich mir die Mannschaft natürlich gerne an und drücke ihr die Daumen. Ich weiß, wieviel Arbeit dahintersteckt, dass sie jetzt ins Halbfinale gekommen sind. Das hat damals angefangen, als ich 2003 dorthin gewechselt bin. In der Saison ist Lyon zum dritten Mal Meister geworden und in der Champions League zum ersten Mal bis ins Viertelfinale gekommen – das war lange der größte Erfolg. Dass sie jetzt im Halbfinale sind, ist schon interessant.“
Kurz nach deinem Wechsel kam es in der Gruppenphase zum Duell mit den Bayern. Im Rückspiel in München hast du den 2:1-Siegtreffer erzielt. Wie war das für dich?
Élber: „Ich muss sagen, das war schon vor dem Spiel ein komisches Gefühl. Einige Wochen zuvor habe ich noch mit den Spielern des FC Bayern zusammengespielt, wir haben noch einen Sieg gefeiert gegen den Hamburger SV [2:0 am 24. August 2003] und dann komme ich zum Champions-League-Spiel zurück in mein Ex-Wohnzimmer, damals noch das Olympiastadion, da weiß man nicht, was passieren wird. Und dann schieße ich das 2:1. Wir waren in dieser Phase Erster in der Gruppe und der FC Bayern noch nicht weiter – und trotzdem haben die Fans gejubelt und meinen Namen gerufen. Da habe ich gedacht: Wow, du hast doch etwas für diesen Verein geleistet, dass ich so akzeptiert bin, das hatte ich nicht erwartet.“
Sicher ein ganz emotionaler Moment, oder?
Élber: „Ja, da kamen gleich die Tränen. Ich denke, das ist normal und legitim. Es waren sechs Jahre beim FC Bayern, sechs sehr schöne Jahre.“
Ist es tatsächlich so gewesen, dass einen in diesem Moment die Emotionen überkommen?
Elber: „Das ist wie in einem Film, wo du das Drehbuch nicht vorher schreiben kannst. In dieser kurzen Zeit ist alles durch meinen Kopf gegangen, seit ich 1997 bei dem Verein war: Das verlorene Champions-League-Finale 1999, der Sieg 2001 in Mailand, und und und – das war alles auf einmal da. Das war Wahnsinn, das war Emotion pur. Und ich konnte nichts machen, ich war wie gelähmt.“
Das lässt sicherlich auch einen erfahrenen Profi wie dich damals nicht kalt?
Élber: „Ja, das stimmt. An dem Tag habe ich gesehen, welchen Stellenwert ich bei den Bayern-Fans hatte. Das merkst du ja erst richtig, wenn du weg bist. Solange du da bist, nimmst du das zwar auch in gewisser Weise wahr, aber es ist doch anders. An dem Tag komme ich zurück als Gegner und werde geliebt – noch mehr geliebt. Das ist unglaublich.“
Hier findet Ihr einen Rückblick auf die bisherigen Duelle zwischen dem FC Bayern und Olympique Lyon:
Hattest du im Vorfeld des Halbfinals am Mittwoch schon Kontakt zu Lyon?
Élber: „Das letzte Mal, dass ich Kontakt nach Lyon hatte, war bei der Champions-League-Auslosung. Da stand ja fest, wer im weiteren Verlauf gegen wen spielen könnte. Dann habe ich mit Juninho, heute Sportdirektor und früher mein Mitspieler, kurz telefoniert und schon geflachst: ‚Pass mal auf, dass ihr gewinnt und wir gewinnen und wir dann gegeneinander spielen.‘ Dass das jetzt so gekommen ist, hat aus Lyons Sicht keiner erwartet. Sie haben Juve geschlagen, sie haben Manchester City geschlagen – das war nicht Glück, die können schon richtig gut Fußball spielen. Wir müssen schon aufpassen und auf alles gefasst sein.“
Und für wen schlägt am Mittwoch dein Herz mehr?
Élber: „Ich drücke dem FC Bayern ganz fest die Daumen, dass wir wieder ein Finale spielen können.“
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