
Die Pandemie-Lage hat auch den Juniorenfußball schwer getroffen. Nach dem Saisonstart am 20. September legten die U19 von Martín Demichelis und die U17 von Danny Schwarz eine erfolgreiche Serie hin, bis die Spielzeit unterbrochen wurde. Eine Fortführung ist derzeit offen, frühestens jedoch Ende Januar 2021 denkbar. Aktuell rangieren die Münchner A-Junioren, die in der vergangenen, abgebrochenen Saison Süddeutscher Meister wurden, auf Platz vier, die B-Junioren auf Rang drei.
Im Interview mit fcbayern.com spricht U17-Trainer Danny Schwarz über die aktuelle Situation, Juniorenfußball allgemein sowie die Talentförderung im deutschen und Münchner Nachwuchs.
Das Interview mit Danny Schwarz
Herr Schwarz, die U17 steht nach fünf Spielen (vier Siege, eine Niederlage) auf Platz drei der B-Junioren Bundesliga Süd/Südwest. Sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?
„Wir haben richtig starke Auftritte gezeigt und befinden uns in einer guten Entwicklungsphase. Die Jungs konnten mit ihrer fußballerischen Qualität und mit ihrer Mentalität überzeugen. Wenn die Saison hoffentlich im neuen Jahr weitergeht, wäre es schon wie ein neuer Saisonstart. Dennoch wische ich die bisherigen guten Ergebnisse nicht weg, darauf können wir aufbauen.“
Die Mannschaft befindet sich seit dem 8. Dezember in der Winterpause und trainiert wohl ab dem 11. Januar wieder. Wie haben die Jungs in den vergangenen Wochen - ohne Wettkampf - trainiert?
„Trotz des Wissens, dass keine Spiele anstehen, haben die Spieler hervorragend trainiert. Da muss ich ein großes Lob aussprechen. Sie agieren mit hoher Intensität. Das macht Lust auf mehr. Einmal pro Woche haben wir intern auch ein Spiel zehn gegen zehn gemacht über 80 Minuten und mit Schiedsrichter. Das haben die Spieler angenommen wie eine richtige Partie. Wir sorgen im Trainerteam dafür, dass die Jungs körperlich nicht allzu viel verlieren, dass sie Defizite aufarbeiten und so viel wie möglich Fußball spielen.“
Ist es ein verlorenes Jahr für die Jugendspieler, die auch Chancen verpassen, sich zu zeigen?
„Ich habe den Jungs von Anfang an klar gemacht, dass die aktuelle Situation auch eine Chance für sie ist. Sie müssen diese Phase nutzen und dranbleiben. Sie haben jetzt die Zeit, in Ruhe an Dingen zu arbeiten und Neues auszuprobieren - ohne einen Wettbewerbsdruck. Ich finde überhaupt nicht, dass wir so etwas wie eine verlorene Generation haben, denn auch ohne Pandemie gibt es auch immer wieder äußere Faktoren – wie zum Beispiel Verletzungen – die Spieler monatelang außer Gefecht setzen. Jetzt betrifft es zwar die gesamte Mannschaft, aber wir können immerhin trainieren.“
Wo sehen Sie den deutschen Juniorenfußball aktuell im internationalen Vergleich?
„Ich sehe die Situation nicht so kritisch, wie sie von vielen dargestellt wird. Wir haben in jedem Jahrgang außergewöhnliche Talente. Natürlich vergleicht man sich immer mit dem Ausland, aber ich denke, dass jede Nation mal ihre Jahrhundertgeneration hat. Vielleicht ist das bei Frankreich zum Beispiel gerade der Fall. Ich weiß natürlich gut, was wir am Campus für Spieler haben, aber ich beobachte auch genau, was aktuell in Hoffenheim, in Stuttgart, in Freiburg, in Mainz oder bei den U-Nationalmannschaften gespielt wird. Dazu kann ich sagen: Da kommt eine hohe Qualität nach. Da ist mir sicherlich nicht angst und bange. Wir haben ein Riesenpotenzial in Deutschland, dürfen uns aber nicht ausruhen. Der DFB hat mit der Idee, wieder weg von Systemen und mehr in Richtung Fußball zu gehen, den richtigen Weg eingeschlagen.“
Drittliga-Meisterschaft der Amateure, Süddeutsche Meisterschaft der U19 oder die Profidebüts von Jamal Musiala, Chris Richards, Angelo Stiller & Co. – wie erklären Sie sich die jüngsten Erfolge am FC Bayern Campus?
„Ich freue mich natürlich insbesondere über die Debüts meiner ehemaligen Spieler. Ich glaube, die Chance, bei den Profis zu Einsätzen zu kommen, ist aktuell so groß wie selten. Es hat sich in den vergangenen Monaten ausgezahlt, was wir am Campus in der jüngsten Vergangenheit aufgebaut haben. Die Jungs können mithalten, sie sind auf dem richtigen Weg und das Momentum ist absolut da. Sie haben sich das Vertrauen verdient. Ich hoffe, dass der Verein mutig bleibt, denn auch Rückschläge sind zu Karrierebeginn normal. Das aktuelle Top-Beispiel ist natürlich Jamal, der tolle Akzente setzen konnte.“
Schwarz absolviert aktuell den Fußballlehrer-Lehrgang beim DFB. Hier spricht er über den Kurs: