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FC Bayern gedenkt Angelo Knorr

Es ist ein Schicksal, wie man es sich heute nur schwer vorstellen kann – und ein Teil der langen Geschichte des FC Bayern: Dr. Angelo Knorr, insgesamt drei Mal Präsident des deutschen Rekordmeisters, wurde einst wegen seiner Homosexualität verhaftet. Er musste sich in psychiatrische Behandlung geben, erkrankte an Depressionen und starb 1932 mit 50 Jahren körperlich und seelisch zerrüttet. In seinem Nachruf in den „Clubnachrichten“ des FC Bayern wird an einen Menschen „von großem Feingefühl und liebenswerter Offenheit“ erinnert, der nach Franz John als „zweiter Gründer“ des Vereins gesehen wird. Er gilt auch als Leitfigur seines Nachfolgers Kurt Landauer.

„Zweiter Gründer“ des FC Bayern

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Angelo Knorr (rechts) im Klubhaus des Münchner Sportclub (MSC) an der Leopoldstraße (Aufnahme um 1912)

Der diesjährige Erinnerungstag im deutschen Fußball widmet sich den Opfern der Nationalsozialisten, die wegen ihrer Sexualität verfolgt, gequält und ermordet wurden. Die Initiative „!Nie wieder“ mahnt in diesem Kontext an, dass Menschen in Deutschland bis 1994 aufgrund gleichgeschlechtlicher Liebe verurteilt wurden. Noch heute sind Homophobie und Intoleranz in unserer Gesellschaft verankert. „Der FC Bayern“, sagt Präsident Herbert Hainer, „ist seit seiner Gründung vor nun gut 121 Jahren für seine tolerante und liberale Weltanschauung bekannt. Wir möchten in diesem Jahr besonders unserem früheren Präsidenten Angelo Knorr gedenken. Er war maßgeblich an der Entwicklung unseres Vereins beteiligt. Wir sind ihm bis heute dankbar.“ Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge stellt klar: „In unserer Welt dürfen Homophobie, Hass und Ausgrenzung egal welcher Art keine Rolle spielen. Wir alle sind gefordert, diese Haltung zu leben: Auf dem Fußballplatz, in der Kurve und in unserem Alltag. Wir wissen, dass unsere Fans diese Weltanschauung teilen – das macht uns stolz.“

Knorr agierte mit einigen Unterbrechung von 1906 bis 1913 als Präsident des FC Bayern. Im Verein war er hoch angesehen und auch als Chemiker beruflich überaus erfolgreich. Im September 1913 nahm ihn die Polizei fest. Sein Vergehen: Er war homosexuell. Im Reichsstrafgesetzbuch war der berüchtigte Paragraph 175 verankert, der aus Homosexualität „eine widernatürliche Unzucht zwischen Personen männlichen Geschlechts“ machte. In den folgenden Wochen wurden die Spieler und Funktionäre der Bayern verhört. Alle Befragten stellten sich schützend vor Knorr. Der Kassier des Vereins, Fred Dunn, bezeichnete ihn als „die Seele des Ganzen“. Zwischen 1908 und 1911 hatten sich unter Knorrs Führung die Mitgliederzahlen des Klubs verdreifacht. Ebenso war er es, der 1911 anstieß, erstmals einen hauptamtlichen englischen Trainer anzustellen. Unter dem von ihm verpflichteten Charles Griffith professionalisierte sich der Trainings- und Spielbetrieb. Bereits im selben Jahr wurde Knorr aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenmitglied des FC Bayern ernannt.

Gegen das Vergessen – seit vielen Jahren setzt sich der FC Bayern für eine gelebte Erinnerungskultur im Zeichen des Fußballs ein:

Nie wieder!

Und doch war er unglücklich. Seit seiner Jugend wusste er um seine Homosexualität. Er kämpfte dagegen an und traf sich mit Frauen – es ist ein Kampf, der ihn mit den Jahren depressiv macht. Nach seiner Verhaftung war Angelo Knorr gesellschaftlich ruiniert. Der Präsident des FC Bayern – vielleicht bis dahin dessen wichtigster – war gezwungen, sein Amt aufgrund seiner Inhaftierung und dem dann folgenden Wegzug aus München niederzulegen. Im August 1914 wurde das Verfahren gegen ihn dank eines psychiatrischen Gutachtens eingestellt. Für Haft und Verfolgung wurde Angelo Knorr, der dem FC Bayern bis zu seinem Ende stets treu blieb, allerdings nie entschädigt – und die Auswirkungen der intoleranten Geisteshaltung seiner Mitmenschen kosteten ihn letztlich sogar das Leben. Der FC Bayern und die ganze Fußballfamilie sagen laut und deutlich: Nie wieder!

Der FC Bayern macht sich auch 2021 zum „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ für Toleranz und gegen Diskriminierung stark:

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