Vor Thomas Müller und seinen Teamkollegen liegt eine ganz besondere Woche: Nach dem Bundesliga-Gastspiel bei Hertha BSC am Freitagabend (LIVE auf DAZN) bricht der Bayern-Tross zur FIFA-Klub-WM auf, wo der Rekordmeister am Montag das Halbfinale bestreiten wird. Mit zuletzt vier Siegen in Folge in der Bundesliga zeigten sich die Münchner hierfür bestens gerüstet – woran auch der 31-Jährige mit vier Treffern und einer weiteren Vorlage entscheidenden Anteil hatte. Im Interview mit fcbayern.com blickt der Ur-Bayer auf die kommenden Aufgaben voraus und erklärt, welchen Stellenwert das anstehende Turnier für ihn hat.
Das Interview mit Thomas Müller
Bei Hertha BSC feiert am Freitagabend der neue/alte Trainer Pál Dárdai sein Heim-Comeback. Macht der Trainerwechsel den kommenden Gegner etwas unberechenbarer?
Müller: „Auf jeden Fall. Wir hatten nur ein Spiel zur Analyse Zeit, um zu schauen, was sie umgestellt haben und wie sie im Vergleich zu der Zeit unter Bruno Labbadia anders agieren wollen. Das macht die Analyse etwas diffiziler. Nichtsdestotrotz versuchen wir natürlich, uns hauptsächlich auf unser Spiel vorzubereiten, unsere To-Dos abzuarbeiten, wie wir das Spiel angehen wollen.“
Dein Weltmeisterkollege Sami Khedira ist gerade zur Hertha gewechselt – freust du dich auf das Wiedersehen und zeigt das auch den Stellenwert der Bundesliga, wenn so hochdekorierte Spieler zurückkehren?
„Ich freue mich, dass Sami wieder zurück ist. Er ist ein Kind der Bundesliga, ist hier groß geworden, hat hier schon in ganz jungen Jahren mit Stuttgart die Meisterschaft gewonnen und sich seine Sporen verdient. Es war schön für den deutschen Fußball, dass er dann ins Ausland gewechselt ist und bei Top-Klubs wie Real Madrid und Juventus Turin gespielt hat. Das zeigt auch die Qualität der deutschen Spieler im Laufe der letzten zehn, fünfzehn Jahre, dass sie eben auch wieder im Ausland gefragt waren. Ich bin gespannt, wie es für ihn nach seiner Rückkehr laufen wird, hoffe aber natürlich, dass es am Freitagabend noch nicht so gut für ihn ausgeht (lacht).“
In der Hinrunde habt ihr in fast letzter Sekunde mit 4:3 gegen die Hertha gewonnen, auch davor waren es enge Duelle. Was erwartest du jetzt für ein Spiel?
„Normalerweise sind die Spiele in Berlin immer so ein bisschen auf Messers Schneide. Die Herthaner stehen tabellarisch sicherlich nicht dort, wo sie gerne hinwollen. Da ist bei Berlin in der jetzigen Situation viel Druck auf dem Kessel. Das wollen wir natürlich ausnutzen, dass vielleicht die eine oder andere Unsicherheit aufkommt, wenn es nicht für sie läuft, wir vielleicht das 1:0 erzielen sollten. Wir hoffen, dass das ein Vorteil für uns ist. Aber grundsätzlich erwarte ich sehr kampfstark eingestellte Berliner.“
Erstmals seit fünf Jahren hast du wieder eine zweistellige Anzahl Bundesliga-Tore auf dem Konto – und das nach nur 19 Spieltagen! Wo kann die Reise da noch hingehen?
„Ich denke nicht, dass es dreistellig wird – das wird schwierig (lacht). Aber ich versuche natürlich noch in jedem Spiel etwas hinzuzufügen. Wo ich am Ende von der reinen Toranzahl rauskomme, ist nicht so entscheidend. Aber es macht natürlich Spaß, wenn man mit direkten Aktionen zum Teamerfolg beitragen kann – und da werde ich sicherlich dranbleiben.“
Was Torvorlagen angeht, lieferst du ja seit Jahren zuverlässig. Löst es dieselben Glücksgefühle aus, ein Tor vorzubereiten, wie es selbst zu erzielen?
„Das kommt immer darauf an, wie man ein Tor vorbereitet oder wie man es schießt. Ich persönlich habe andere Glücksgefühle, wenn ich den Ball aus einem Meter über die Linie drücken muss, als wenn es eine wirklich tolle Aktion war. Beispielsweise die Torvorbereitung zum 1:0 gegen Freiburg zuletzt, das war wirklich toll herausgespielt. Da freut man sich fast schon so, als hätte man das Tor selbst geschossen. Was man allerdings nicht vergessen darf: Im letzten Jahr, seitdem wir keine Fans mehr im Stadion haben, muss man von diesem Glücksgefühl beim Torerfolg sicherlich ein paar Prozentpunkte abziehen.“
Nach der Partie gegen die Hertha geht es für euch weiter zur Klub-WM. Karl-Heinz Rummenigge verriet unlängst, dass der Mannschaftsrat ihn gebeten habe, sich trotz des engen Spielplans für die Ausrichtung des Turniers einzusetzen. Welchen Stellenwert hat es für euch?
„Das Turnier ist für uns die Möglichkeit, diesen riesigen Erfolgslauf, den wir mit dem Champions-League-Sieg im vergangenen Sommer hatten, abzuschließen. Wir wollen diesem überragenden Jahr mit dem Sieg bei der Klub-WM die Krone aufsetzen. Daher sind wir sehr ehrgeizig, was diesen Titel betrifft. Bei diesem Turnier kommen die besten Mannschaften aus den jeweiligen Kontinentalverbänden zusammen. Als europäisches Team ist man sicherlich Favorit. Das wollen wir unterstreichen und das Ding auch holen. Aber es wird sicherlich eine Herausforderung.“
Du hast die Klub-WM 2013 schon gewonnen. Wie sind deine Erinnerungen an das Turnier damals?
„Es war eine tolle Zeit kurz vor Weihnachten in Marrakesch und auch mit den Zuschauern vor Ort eine wirklich tolle Veranstaltung. Die Menschen in Marokko hatten sich riesig auf das Turnier gefreut. Jetzt sind die Bedingungen durch die Corona-Pandemie natürlich etwas anders. Das Turnier ist in diesen dichtgedrängten Spielplan hineingeflickt. Aber wir haben einen super Kader, der das meistern kann.“
Im Hinrundenduell mit der Hertha (4:3) war Robert Lewandowski als vierfacher Torschütze der Matchwinner:
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