Nach über sechs Jahren und Stationen beim FF USV Jena und Bayer 04 Leverkusen ist sie zurück in Bayerns Hauptstadt: Ivana Rudelić kehrte Mitte Januar zu den FC Bayern Frauen zurück. Im Interview mit fcbayern.com spricht sie über ihre ersten Wochen in der neuen (alten) Heimat, ihre Ziele mit dem aktuellen Tabellenführer und die Entwicklung des Frauenfußballs in Kroatien.
Servus Ivana, wie hast du die ersten Wochen seit deiner Rückkehr erlebt?
„Ich habe mich hier sehr gut eingelebt. Die Mädels haben mich mit offenen Armen aufgenommen und auch im Training bin ich schon voll integriert. Bis auf Carina Wenninger ist es für mich eine komplett neue Mannschaft. Auch das Campus-Gelände kannte ich von meiner früheren Zeit nicht – trotzdem fühlt es sich so an, als wäre ich nie weg gewesen.“
Deine erste Zeit beim FC Bayern München hast du von 2008 bis 2014 verbracht. Was war dein erster Gedanke, als sich vor wenigen Wochen ein zweites Engagement angebahnt hat?
„Ich habe an meine Jahre hier zurückgedacht, weil München eine meiner schönsten Stationen in meiner Laufbahn war. Die Stadt war immer schon meine Heimat und wird es auch immer bleiben. Für mich ist es die schönste Stadt der Welt. Mir war klar, dass ich irgendwann hierher zurückkommen möchte – sei es wegen sportlichen oder persönlichen Gründen. Dementsprechend habe ich alles Revue passieren lassen. Dann kamen auch wieder die Emotionen von meinem Pokal-Tor hoch. Bei der Anfrage von Bayern war mit direkt klar, dass ich da nicht lange überlegen muss.“
Mit dem 2:0 im DFB-Pokalfinale 2012 hast du in der 90. Minute das Spiel entschieden. Welche Gedanken sind dir damals durch den Kopf geschossen?
„Ich war damals noch sehr jung und konnte das gar nicht so schnell realisieren. Ich war einfach happy, dass ich getroffen habe und wir den Pokal geholt haben.“
Als du den Verein 2014 verlassen hast, warst du noch relativ jung. Jetzt kehrst du nach über sechs Jahren mit 168 Bundesliga-Spielen wieder zurück. In welchen Bereichen hast du dich weiterentwickelt?
„Das Alter und die Erfahrung sind ein wichtiger Aspekt. Ich bin im Spiel und im Training ruhiger geworden. Außerdem nehme ich als erfahrenere Spielerin jetzt eine andere Rolle ein. Als ich noch jung war konntest du dir den ein oder anderen Fehler erlauben. Jetzt habe ich eine Vorbildfunktion und nehme die jüngeren Spielerinnen an die Hand. Ich möchte gerne als Führungsspielerin vorangehen.“
Dein erster Einsatz hat nicht lange auf sich warten lassen. Du wurdest beim 13:0-Erfolg im Pokal in der zweiten Hälfte eingewechselt. Wie waren die ersten Minuten mit deinen neuen Teamkolleginnen?
„Seit meinem Wechsel habe ich mich auf mein erstes Spiel vorbereitet und mich darauf gefreut. Die Trainingseinheiten haben hier eine extreme Intensität und Qualität. Es war ein schöner Moment, mit den Mädels auf dem Platz zu stehen und einen guten Fußball zu zeigen.“
Wie passt das Spielsystem der FC Bayern Frauen zu deiner Art, Fußball zu spielen?
„Die Mannschaft lässt den Ball sehr schnell laufen, das kommt mir zugute, da ich mich gerne mit vielen Ballkontakten im Offensivspiel einschalte. Außerdem wird man hier als Stürmerin eher in der Tiefe gefordert – so kann ich meine Schnelligkeit ausspielen. Da freue ich mich schon sehr drauf!“
Was sind deine persönlichen Ziele für die kommenden Monate beim FC Bayern?
„Wir wollen in allen drei Wettbewerben so lange wie möglich um Titel mitspielen. Persönlich möchte ich mich sowohl spielerisch als auch athletisch weiterentwickeln. Ich glaube, da habe ich noch viel Potential. Ich möchte nochmal meine Entwicklung vorantreiben und der Mannschaft helfen.“
Eine Entwicklung wolltest du auch bei der Nationalmannschaft anstoßen, als du dich im Jahr 2015 für die kroatische Auswahl entschieden hast. Wie bewertest du den Frauenfußball in der Heimat deiner Eltern?
„In Kroatien gibt es noch sehr viel Entwicklungspotential für den Sport, denn bisher sind die Strukturen sehr zurückgeblieben. Viele wissen dort nicht mal, dass eine Liga für Frauen oder gar eine Nationalmannschaft existiert. Das drückt sich dann auch in den Zuschauerzahlen aus - die Stadien sind nicht gefüllt. Es ist teilweise schwer, überhaupt jemanden ins Stadion zu kriegen. Die Anerkennung ist einfach noch nicht da. Ich hoffe, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass sich der Frauenfußball dort in eine moderne Richtung entwickelt.“
Als erfahrene Bundesligaspielerin in Deutschland bildest du eine absolute Ausnahme im kroatischen Team. Wie würdest du deine Rolle in der Mannschaft interpretieren?
„Ich bin für meine Teamkolleginnen da. Viele fragen mich, wie sie es schaffen können in Deutschland Fuß zu fassen – sei es in der Regional- oder der Bundesliga, wie in Deutschland trainiert wird oder ob man im Ausland bessere Chancen hat. Da merke ich, dass ich präsenter bin und auch meine Erfahrung weitergeben kann.“
Ivana Rudelić feierte ihr Pflichtspiel-Debüt beim Pokal-Duell gegen den Walddörfer SV. Die Highlights:
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