Junge Fußballer aus aller Welt träumen den gleichen Traum: Profi zu werden. Der FC Bayern will sie dabei unterstützen – und hat eine U19-Auswahl gescoutet mit Talenten aus aller Welt.
Klaus Augenthaler schüttelt den Kopf. „Giovane, was übersetzt du da? Ich sage zwei Sätze, und du redest zehn Minuten.“ Élber grinst und zuckt entschuldigend mit den Schultern. Er will es eben besonders gut machen, man spürt, die jungen Talente liegen ihm am Herzen. „So eine Möglichkeit zu bekommen, ist ein Traum für die Jungs“, sagt Élber. Was er meint? Die FC Bayern World Squad, ein U19-Team mit 15 Spielern aus 15 Nationen, das der deutsche Rekordmeister gemeinsam mit VW zusammenstellt. „Jeder soll mit dem FC Bayern in Berührung kommen können“, erklärt Christopher Loch, der seit Jahren für den FC Bayern als internationaler Jugendcoach im Einsatz ist. Im Sommer sind, sofern es Corona zulässt, mehrere Freundschaftsspiele geplant, darunter als Highlight eine Partie gegen die U19 des FC Bayern im Rahmen eines Trainingscamps in München. Nach einem Aufruf über die digitalen Kanäle gingen mehr als 1.200 Video-bewerbungen aus 65 Ländern ein: von Bangladesch über Indien, Georgien, Syrien und Togo bis Kolumbien und Kanada. In der letzten Auswahlphase sind noch 38 Jungs übrig. Die nehmen Chefcoach Augenthaler und Loch Anfang Mai persönlich in Augenschein. Für die Kandidaten aus Brasilien ist Élber hinzugekommen.
Das Trio sitzt in einem Besprechungszimmer am FC Bayern Campus. Es blickt auf einen großen Bildschirm, auf dem die jungen Talente eines nach dem anderen per Videocall zugeschaltet werden. Normalerweise, in Zeiten ohne Pandemie, hätten sich die Münchner bei Sichtungstrainings persönlich vor Ort ein Bild gemacht. Doch jetzt haben sie für das Scouting nur Videoclips, manchmal weniger als eine Minute lang. Wie soll man da eine Entscheidung treffen, wer es ins Team schafft und wer nicht? Auch in den Videos könne man ein paar Dinge gut erkennen, sagt Loch. Wie bewegt sich ein Spieler? Wie schnell ist er? Wie geht er mit dem Ball um? Wichtig sei außerdem, auf den Gegner zu achten. „Denn manchmal sieht ein Spieler auch deswegen gut aus, weil der Gegner schlecht ist.“ Das relativiert.
Der Traum von der großen Kariere in Europa
Wichtig ist den Bayern aber auch, mit jedem einzelnen Kandidaten zu sprechen. Das geht trotz Corona, die digitale Technik macht es möglich – und dafür sitzen sie jetzt zusammen. „Wenn man den Jungs in die Augen schaut, sieht man, dass sie es ehrlich meinen. Dass sie sich diesen Traum verwirklichen wollen“, sagt Augenthaler. Wo spielen sie Fußball? Welche Position? Was macht die Schule? Und warum wollen sie Teil der FCB World Squad werden? Solche Fragen beantworten die Kandidaten. „Wer kennt Bayern nicht?“, meint Diego aus Jaboatao dos Guararapes im Nordosten Brasiliens. Für den 16-Jährigen wäre es „das Größte, nach München zu kommen, eine andere Kultur, eine andere Sprache, andere Trainingsmethoden kennenzulernen.“ Ob er denn schon einmal verreist sei, will Augenthaler wissen. Diego schüttelt den Kopf. „Kein Problem“, meint Augenthaler und beginnt zu lachen: „In jungen Jahren bin ich auch kaum aus Niederbayern rausgekommen.“ Die Erkenntnis verbindet: Fast 50 Jahre und mehr als 7.000 Kilometer trennen die Legende und das Talent, und doch haben sie etwas gemeinsam. „Auch ich habe mit 15, 16 davon geträumt, Fußballprofi zu werden“, sagt Augenthaler. „Für viele der Jungs ist der Fußball ein Weg hinaus aus schwierigen Verhältnissen. Diese menschliche Komponente macht die World Squad so weltklasse.“
„„Für viele Jungs ist der Fußball ein Weg hinaus aus schwierigen Verhältnissen.“”
Klaus Augenthaler
Auch Élber fühlt sich den Talenten aus seiner Heimat ganz nah. „Sie erinnern mich an mich selbst, als ich in ihrem Alter war“, sagt die FCB-Sturm-Legende. Élber spielte damals in der Jugend des FC Londrina. „Eines Tages kam der Präsident und sagte mir, dass wir nach Mailand fliegen. Ich konnte es nicht glauben. Ich war gerade 18 geworden, hatte in Brasilien kein einziges Spiel als Profi bestritten – und plötzlich trainierte ich mit Gullit, van Basten, Rijkaard, Baresi.“ Sein Wechsel direkt aus der Jugend zu einem Klub in Europa, so ganz ohne Zwischenstopp in der brasilianischen ersten Liga, war damals ungewöhnlich. „Heute wollen die jungen Brasilianer alle sofort nach Europa“, erzählt Élber, „sie schauen auch hauptsächlich europäischen Fußball. Von Real Madrid, Barcelona und Bayern kennen sie jeden Spieler, von Flamengo oder São Paulo nicht.“
Die Vorbilder von Joao heißen Neymar und Robert Lewandowski. „Von Élber hat er nichts gesagt“, brummt Augenthaler und grinst. Als Élber dem 17-Jährigen aus Porto Velho erklärt, wer Klaus Augenthaler ist – Weltmeister, siebenmaliger Deutscher Meister –, da leuchten die Augen des jungen Brasilianers. Und wenn die FC Bayern World Squad das schafft, hat sie schon viel erreicht.
Mit der FC Bayern World Squad bringen der FCB und Volkswagen 15 internationale Talente ein Stück näher an den Profifussball - hier gibt es alle Infos:
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