
Illustration: Miguel Dente
Am heutigen Freitag feiert Hermann Gerland seinen 67. Geburtstag - fcbayern.com wünscht alles Gute! 25 Jahre trainierte der Jubilar beim FCB Junioren, Amateure und Profis. Eine Schule fürs Leben – hart, aber herzlich, wie Augenzeugen erzählen. Weitere Erzählungen über den Tiger gibt es in der aktuellen Ausgabe des Mitgliedermagazins „51“.
Zvjezdan Misimović (von 1997-2004 beim FCB)

„Als wir mit Bayerns A-Junioren Meister geworden sind, kam Hermann Gerland zu uns in die Kabine. Er gratulierte nicht, er sagte nur: ,Dich bring ich zum Laufen!‘ Das war unsere erste Begegnung. Vor dem ersten Spiel unter ihm sagte er zu mir, dass ich am Sonntag nur spiele, wenn ich weniger als 80 Kilo wiege. Da ich mein Gewicht nicht runterbekommen habe, bin ich gar nicht erst zum Spiel erschienen. Tags darauf fragte der ,Tiger‘, wo ich denn gewesen sei. Ich sagte: ,Trainer, ich sollte doch nur kommen, wenn ich unter 80 Kilo bin!‘ Dann musste ich die ganze Trainingseinheit laufen.
Einmal schickte er mich bei einem Auswärtsspiel in Darmstadt zum Warmmachen. Ich ließ mir von einem Balljungen einen Ball geben und fing an zu danteln. Und ausgerechnet als im Stadion mal eine ruhige Sekunde war, schrie Gerland quer über den Platz: ,Wer hat dem Dicken den Ball gegeben?‘ Das war typisch für ihn. Er war die richtige Person am richtigen Ort. Bei Talenten ist es unglaublich wichtig, sie in die Realität zu holen.“
Ralph Hasenhüttl (von 2002-2004 beim FCB)

„Als ich 2002 von Fürth zur U23 des FC Bayern kam, hatte sich Hermann Gerland genau erkundigt: Er suchte einen gestandenen Spieler, fragte nach meinem Charakter, ob ich noch fit bin, ob ich noch Tore machen kann, ob ich noch laufen kann. Also fit war ich, Tore habe ich gemacht, aber wenn ich gewusst hätte, was er unter Laufen versteht… Es wurden zwei großartige Jahre. Er hat mir vermittelt, was man für einen großen Verein mitbringen muss. Die Mentalität, der Umgang mit Talenten und angehenden Top-Stars, und bis heute verwende ich Sprüche von ihm: ,Immer Glück ist Können, immer Pech ist Unvermögen‘ oder ,Philosophie des FC Bayern: Spiele gewinnen‘.
Hermann bringt den Fußball auf den Punkt, und seine Direktheit hat vielen Talenten gutgetan. Er wollte helfen. Wer diese Hilfe angenommen und dieses Stahlbad durchgestanden hat, stieg letztlich zu den Allerbesten auf: Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, David Alaba – die Liste lässt sich fortsetzen. Ich kenne keinen anderen Förderer im deutschen Fußball, der auch nur annähernd so viele Weltklassespieler herausgebracht hat wie Gerland. Das ist kein Zufall. Bei ihm gab es keine Komfortzone. Wir hatten damals eine unglaubliche Mannschaft – am Ende habe ich mit Christian Saba als Innenverteidiger gespielt, weil vorne Zwetschge Misimović und Paolo Guerrero Tor um Tor gemacht haben.
Einmal wurde er als ,Münchner Trainer des Jahres‘ nominiert – so was hat er ja gar nicht gebraucht. Ich lag gerade bei den Physios auf der Bank, da kam er rein und sagte: ,Ich hab eben diese Wahl abgelehnt – aber wenn ich dich zum Laufen bekomme, nehme ich sie doch noch an!‘ Ich weiß auch noch gut, wie wir uns mal bei einem Hallenturnier blamiert haben – wir haben gegen die Schauspieler aus dem Film ,Das Wunder von Bern‘ verloren! Das Turnier war noch nicht vorbei, da saßen wir schon im Bus. Gerland ließ uns dreimal um einen See laufen, in der untergehenden Sonne. Eine Runde: zwölf Kilometer; abkürzen konntest du nicht, da hättest du ja schwimmen müssen. Gerland steht für mich für Fußballbegeisterung pur. In seiner Freizeit trafst du ihn immer auf irgendeiner Tribüne. Er geht jedem Hinweis nach und weiß über alles Bescheid. Für mich wird Hermann Gerland ewig ein Gesicht des FC Bayern bleiben.“
Diego Contento (von 2005-2014 beim FCB)

„Hermann Gerland war mein Mentor, mein Ziehvater. Erst hat er mich zu den Amateuren und dann zu den Profis hochgeholt. Er weiß ganz genau, wie er mit Talenten umgehen muss. Dass er auch mal hart sein muss, um sie voranzubringen. Er ist schon ein spezieller Typ, an den man sich erst gewöhnen muss. Mich hat er immer ‚Pappnase‘ genannt. Und mir stets gesagt, dass ich mehr arbeiten muss. Ich erinnere mich noch genau, wie sehr er sich für mich gefreut hat, als ich das erste Tor für die Amateure erzielt habe. Da war ich gerade mal vier Tage bei der Mannschaft dabei. Das war ein schöner Moment zwischen uns. Wenn wir uns heute sehen, freuen wir uns. Schade, dass er aufhört. Hermann Gerland ist eine Legende.“
Fünf-Sterne-Saison, große Abschiede und Vorfreude auf ein neues Kapitel – das neue „51“ ist da!
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