Sie können sich vor Aufregung kaum noch halten: Die Kinder und Jugendlichen springen nacheinander aus dem Bus, der sie auf den FC Bayern Campus gefahren hat. Dort warten schon die beiden Pädagoginnen Anna Kronen und Teresa Jehlicka. Sofort entsteht ein wildes Durcheinander. „Hey, wie geht’s Euch?“, ruft Teresa und winkt. „Was habt ihr heute schon Spannendes erlebt?“. Der Lärmpegel steigt, die Kinder – alle zwischen acht und 14 Jahre alt – lernen sich heute zum ersten Mal live kennen. „Ich freue mich so sehr auf den Tag heute“, sagt Mustafa, elf Jahre alt. „Ich möchte hier neue Freunde finden und Fußball spielen!“
So war es bisher
Wegen der Corona-Pandemie hat die „Arena of Change“ bisher ausschließlich über Videokonferenzen stattgefunden, die alle Teilnehmenden mit viel Kreativität und Improvisationstalent durchgeführt haben. „Ich war so gespannt und habe mich die ganze Zeit gefragt, wie die Kinder wohl in echt aussehen, wie groß sie zum Beispiel sind“, sagt die Pädagogin Anna. Denn nicht alle Kinder hatten zu Hause eine Webcam zur Verfügung. In der ersten Zeit steht Teambuilding im Vordergrund. „Wir wollen, dass die Kids sich spielerisch kennenlernen und zu einer Gruppe zusammenwachsen!“ Die vier Gruppen, die abwechselnd von Montag bis Donnerstag auf dem Campus sind, bestehen jeweils aus 15 Kindern – alle kommen aus unterschiedlichen Münchner Schulen und Stadtteilen.
Was hat uns diese Woche glücklich gemacht?
Zunächst einmal sind die Kinder vor allem vom FC Bayern Campus begeistert. „Wow, das ist ja voll beeindruckend hier“, sagt Serhat, 12 Jahre alt. „Vielleicht sehen wir ja irgendwo einen Bayern-Spieler“, hofft Marcel, 11. Nach einem Mittagessen in der Campus-Kantine kommen die Kinder im Projektraum an – auf den Tischen in der Mitte stehen Überraschungstüten. „Oh, da steht ja mein Name drauf!“, ruft Laura, 8 Jahre alt und freut sich über die Autogrammkarten der Bayern-Spieler. „Leroy Sané haben wir ja schon mal per Video kennengelernt“. Laura und Serhat kramen das T-Shirt mit dem „Arena of Change“-Logo aus der Wundertüte – und ziehen es sofort über ihre Kleidung.
„„Wir wollen beobachten, wie die Kinder sich integrieren“”
Anna Kronen (Pädagogin)
„Wir starten jedes Treffen mit unserem Glückstagebuch, die Kinder erzählen sich gegenseitig, was sie in der vergangenen Woche Schönes erlebt haben“, erzählt Verena Milasta, Projektleiterin bei SOS Kinderdörfer weltweit. Rituale schaffen sei ein wichtiger Teil des Konzepts der „Arena of Change“. Und dann legen die Kinder los: „Ich habe letzte Woche neue Schwimmflügel bekommen!“, „Ich habe endlich wieder meine Großeltern besuchen können!“, „Ich habe mit meinem Bruder Fußball im Garten gespielt!“ Man spürt in jeder Antwort die Erleichterung, nach dem monatelangen Lockdown wieder rauszukommen. „Die vergangenen Monate waren für viele Kinder sehr hart und einsam“, sagt Verena. Umso wichtiger sei es, mit der „Arena of Change“ neue Impulse zu setzen. „Wir haben damals auch überlegt, das Projekt wegen Corona zu verschieben, aber das Signal der Schulen war eindeutig: Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Spielerisches Teambuilding
Dann geht es ab nach draußen, auf die großflächige Anlage des Campus. Die Kinder sollen sich in einer Reihe der Größe nach aufstellen – ohne dabei laut zu reden. „Hey, das habt ihr gut hingekriegt“, lobt Anna, die Betreuerin. Die nächste Aufgabe wartet schon: „So, und jetzt stellt euch doch mal dem Alphabet nach den Anfangsbuchstaben eurer Vornamen auf“. Das Ziel jeder dieser kleinen Übungen ist Freude am Spiel, immer mit einem pädagogischen Hintergedanken. „Wir wollen beobachten, wie die Kinder sich integrieren“, sagt Anna. Nach der Kennenlernwoche stehen dann detailliertere Workshops, etwa zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf dem Plan. Jede Woche folgt einem anderen Thema. „Wobei wir keinen strengen Lehrplan haben“, ergänzt Teresa. Lerndruck soll unbedingt verhindert werden.
Bei einer besonderen Video-Konferenz durften die Kinder unter anderem den damaligen Vorstandschef mit Fragen löchern:
Das Ziel der „Arena of Change“: Die Kinder in ihren Talenten unterstützen. Die SOS-Kinderdörfer weltweit und der FC Bayern München nehmen mit diesem Projekt auch ihre Verantwortung wahr, über den Sport hinaus Kinder zu begeistern und ihnen ein umfangreiches Programm zwischen Sport, Kunst, Wissenschaft und gesellschaftspolitischen Themen zu bieten – das Projekt ist schließlich auf zwei Jahre angelegt. Für die Kurse werden die Kinder mit Bussen von ihren Schulen abgeholt, jeder Nachmittag beginnt mit einem gemeinsamen Mittagessen.
Was die Zukunft bringt
Unter anderem Teil der ersten Tage: das Erstellen eines kleinen Lebenslaufs. „Das möchte ich später werden“, steht auf dem Blatt und auch „Das möchte ich verändern“. Enida, 11 Jahre alt, schreibt auf den Zettel, dass ihre Wurzeln in Mazedonien liegen. Sie möchte besser Deutsch lernen – und sportlicher werden. Was sie sich für die Zukunft wünscht? „Kein Mobbing, Menschen zu respektieren, wie sie sind“. Auch Emma, 14, hat ähnliche Wünsche für die Zukunft und hofft, „dass sich jeder in der Gesellschaft wohl fühlt. Dass es jedem gut geht, sowohl Tier als auch Mensch“. Ganz oben auf den Lebenslauf soll sie ihr Motto schreiben. „Leb Dein Leben, wie Du es willst!“ schreibt Emma in die oberste Zeile. Die „Arena of Change“ wird ihr sicherlich dabei helfen.
Die „Arena of Change“ ist ein gemeinsames Bildungsprojekt des FC Bayern München und der SOS-Kinderdörfer weltweit. Wir wollen Kindern und Jugendlichen helfen, ihre Talente zu entdecken und ihren ganz eigenen Lebensweg zu gehen. Weitere Informationen 👇
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