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Upamecano: „Willst du gewinnen, musst du Schmerzen ertragen können“

Bilder: © Dirk Bruniecki

Im Interview mit dem Mitgliedermagazin „51“ spricht die Nummer 2 der FC Bayern, Dayot Upamecano, über seine Kindheit, seinen Charakter und seine Ziele.

Das Interview mit Dayot Upamecano

Dayot, du sagtest mal, Löwen seien deine Lieblingstiere... Hast du diese Meinung eigentlich inzwischen geändert, weil das das Wappentier des Lokalrivalen des FC Bayern ist?
(lächelt) „Ich denke, ich muss das aufklären: Diese Aussage war natürlich nie auf einen Verein bezogen. Als ich beim FC Bayern angekommen bin, wurde ich einfach gefragt, welches mein Lieblingstier ist. Ich mag Löwen, weil sie in meinen Augen so ruhig und nachdenklich wirken. Wenn ich in den Zoo gehe, schaue ich sie mir immer gerne an. In Leipzig war ich häufiger mal im Zoo, mit meiner Familie und auch mal mit Teamkollegen. In München hatte ich leider noch keine Zeit dafür. Ich habe aber gehört, dass der Tierpark hier sehr sehenswert ist.“

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Stimmt es, dass deine Knie noch immer Narben haben, weil du in deiner Heimatstadt Évreux auf Beton das Fußballspielen gelernt hast?
„Ja, das stimmt. Wir haben auf Beton gespielt, als Kinder und Teenager, immer fünf gegen fünf. Es gab keinen Schiedsrichter, entsprechend intensiv ging es zu. Wir haben stundenlang gespielt, ohne aufzuhören. Meine Mutter rief aus dem Fenster: ‚Komm jetzt mal wieder nach Hause.‘ Und ich antwortete immer: ‚Bitte, noch fünf Minuten!‘ Ich hätte ewig spielen können.“

Was hast du damals gelernt, auf dem harten Beton mit deinen Freunden?
„Ich denke, diese Aggressivität, diese Mentalität, die für uns damals ganz normal gewesen ist, charakterisiert mich bis heute auf dem Spielfeld. Wir hatten immer unser eigenes, spezielles Publikum: Leute aus dem Viertel, vielleicht zehn Personen, die uns zugesehen und angefeuert haben. Wenn einer ein Tor geschossen hat, haben wir mit unseren Zuschauern gejubelt. Unter diesen Bedingungen will man unbedingt gewinnen. Du merkst: Da ist ein Publikum, und du willst etwas bieten. Außerdem hast du keine Lust darauf, dass sie dich bei einer Niederlage aufziehen.“ 

Wer diesen Fußballkäfig überlebt, überlebt alles, hast du mal gesagt - blutige Knie waren keine Ausrede...
„Du musst auch Schmerzen ertragen können, wenn du gewinnen willst. Bei uns ging es immer um den Willen, alle Spiele zu gewinnen. Es war uns wichtig, am Ende sagen zu können: ‚Wir haben gewonnen!‘ Ich bin seit dieser Zeit mental sehr stark.“ 

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Deine Mama musste dich damals zu Hause oft verarzten.
„Ja, sie war immer für mich da - obwohl es ihr natürlich nicht gefallen hat, dass ich ständig mit Verletzungen nach Hause gekommen bin. Sie meinte immer, ich solle doch bitte vorsichtiger sein. Meine Mutter ist sehr wichtig für mich. Sie arbeitete auf dem Markt, und ich half ihr, wann immer ich konnte, vor allem wenn sie dort allein in der Kälte arbeiten musste. Ich habe ihr immer gesagt: ‚Ich bin für dich da!‘ Wir müssen zusammenhalten: Das ist es, was eine Familie ausmacht. Sie unterstützte mich, und ich versuchte, ihr das zurückzugeben, indem ich mit ihr auf den Markt ging. Jedes Wochenende lief ich nach unseren Spielen zu ihr, um ihr zu helfen.“

Wie schwer oder leicht ist es, mit vier Schwestern aufzuwachsen - Fußball war zu Hause eher weniger ein Thema, oder?
„Ehrlich gesagt: Es war hart (lacht). Wir hatten nur einen Fernseher, und wenn ich Fußball schauen wollte, waren sie natürlich immer klar in der Überzahl. Manchmal war es zu Hause ein richtiger Kampf um die Fernbedienung. Dann sagten meine Schwestern: ‚Heute darfst du schauen - aber ab morgen nicht mehr!‘ Ich hatte also oft keine Wahl und habe die meiste Zeit sowieso selber draußen gespielt. Das hat mir ja nicht geschadet. Heute sind meine Schwestern meine größten Fans. Ob die Dinge gut oder schlecht laufen - sie sind für mich da, egal, was passiert.“

Wie spricht man eigentlich Dayot aus: mit einem „t“ am Ende oder ohne?
„Oh, danke für diese Frage (lacht). Es heißt ‚Dayo‘, also bitte ohne das ‚t‘. Ich sage das immer wieder, auch in Frankreich, aber die wenigsten sprechen es korrekt aus.“

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Viele, die dich nicht kennen, denken, dass du schüchtern und zurückhaltend bist - nur nicht auf dem Platz. Stimmt das, oder bist du einfach ein Typ, der überlegt antwortet und sich vorher Gedanken macht?
„Ich würde nicht sagen, dass ich schüchtern bin. Menschen verwechseln schüchtern oft mit ruhig. Ich denke einfach nach, bevor ich antworte, und manche Leute leiten dann daraus ab, dass ich eben schüchtern bin. Dabei möchte ich nur keinen Unsinn reden, das ist alles (grinst).“

Als Kind hast du gestottert und wurdest deswegen gehänselt. Wie war das für dich?
„Es war eine schwierige Zeit. In der Schule hatte ich Angst, etwas zu sagen, weil ich immer erst ein wenig Zeit zum Überlegen gebraucht habe und die anderen Kinder sich dann deshalb über mich lustig gemacht haben. Das hat wehgetan. Ich habe mir aber immer gesagt, dass ich einfach weiterreden muss und mich nicht irritieren lassen darf - diese Menschen werden mein Leben nicht beeinflussen. Nach und nach hörte es auf. Ich war auch oft bei einer Logopädin. Heute sage ich allen Kindern, die stottern, dass sie sich niemals schämen ­müssen.“ 

Was sind deine Ziele für die kommenden Jahre - persönlich und mit dem FC Bayern?
„Ich möchte gesund bleiben und so viele Spiele wie möglich spielen. Dann möchte ich alles dafür tun, dass wir keine Gegentore bekommen. Denn ich hasse es, Gegentore zu kassieren. Und wenn das alles gut funktioniert, holen wir auch viele Titel.“

Das ausführliche Interview gibt es in der Dezember-Ausgabe unseres Mitgliedermagazins „51“.