Der Plan sah vor, nach 90 Minuten eine Pause zu machen, um 15 Minuten später in die zweite Hälfte des Abends zu starten - doch selbst die Länge eines ganzen Fußballspiels reichte nicht: Erstmals hatte der FC Bayern mit Blick auf die Jahreshauptversammlung zu einem Satzungsforum eingeladen, und es wurde auf dem FC Bayern Campus unter der Leitung von Moderator Oliver Forster ebenso leidenschaftlich wie sachlich diskutiert.
„Ich möchte mich bei allen Teilnehmenden bedanken“, sagte Professor Dr. Dieter Mayer, der als 1. Vizepräsident das Präsidium vertrat, zum Abschluss. „Ich versichere Ihnen: Alles, was hier heute besprochen wurde, geht nicht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Diese Veranstaltung hat uns wieder einmal bestätigt: Der FC Bayern hat tolle Mitglieder - Sie sind der FC Bayern, und wir kümmern uns gemeinsam um das Wohl und Wehe dieses Vereins. Genauso denkt und fühlt das Präsidium.“ Es war eine gelungene Veranstaltung, lautete auch das Fazit der 50 Mitglieder, mit einem großartigen Diskussions-Niveau und einem Austausch auf Augenhöhe.
„Raum für ergebnisoffenen, konstruktiven und auch kritischen Dialog“
Mehr als 300 Bewerbungen waren für den Termin eingegangen. Unter den 50 Anwesenden waren die 28 eingeladen worden, die Vorschläge zur Satzung eingereicht hatten, die restlichen Teilnehmenden wurden ausgelost. Gemeinsam wurden mit der Unterstützung der beiden Sportrechtler Dr. habil. Martin Stopper und Dr. Felix Holzhäuser von der Kanzlei Lentze Stopper Themenkomplexe wie die Werte des Clubs, die künftige Organisation und Durchführung der Jahreshauptversammlung sowie die Zusammenstellung von Präsidium oder Verwaltungsbeirat diskutiert. Auch der umfassende Satzungsänderungsvorschlag der Satzungskommission von 2021 war Gegenstand des Austausches. Das Ziel der Veranstaltung skizzierte Benny Folkmann, Geschäftsführer des FC Bayern eV, so: „Es soll Raum für einen ergebnisoffenen, konstruktiven und auch kritischen Dialog geben. Wir wollen einander zuhören.“
Unter anderem die Art und Weise der Durchführung der Jahreshauptversammlung wurde ausgiebig debattiert, wobei der Standpunkt des Vereins mehrfach klargestellt wurde, dass man eine Präsenzveranstaltung grundsätzlich einer hybriden oder digitalen Abwicklung vorzieht: Der zentrale Charakter der Veranstaltung ist das Zusammenkommen sowie der aktive Austausch untereinander. Allerdings sollten auch die Interessen der Mitglieder berücksichtigt werden, denen eine Teilnahme vor Ort nicht möglich ist.
Um eine Präsenzteilnahme zu erleichtern, wurden bereits Bestrebungen des Vereins signalisiert, die Versammlung auf einen früheren Tageszeitpunkt zu legen, so dass An- und Abreise am selben Tag möglich wäre. Auch die Durchführung an einem Heimspielwochenende und eine frühere Bekanntgabe des Termins sollen dazu beitragen, dass wieder mehr Mitglieder an der Jahreshauptversammlung teilnehmen und die nachlassende Teilnehmerzahl der Vergangenheit angehört. Schließlich nutzte zuletzt nur ein sehr kleiner Teil der Mitglieder die Möglichkeit, die Zukunft des FC Bayern aktiv mitzubestimmen. Die Beteiligung an einer Jahreshauptversammlung ist gelebte Demokratie und entsprechend wichtig ist es, vor Ort zu sein.
Darüber, dass Mitgliederteilhabe wichtig und richtig ist, waren sich alle Anwesenden einig. Die Wahl, Zusammensetzung und Aufgaben der Vereinsgremien sowie die Beteiligungsrechte von Mitgliedern wurden allerdings sehr intensiv und kontrovers diskutiert. Insbesondere die eingeführten Dialogformate sollen eine ganzjährige Beteiligung von Mitgliedern am Vereinsleben möglich machen. Die Diskussion von Praktikabilität der Vereinsarbeit und Entscheidungsfindung im mitgliederstärksten Verein der Welt führten größtenteils zu Verständnis für die aktuelle Handhabung der entsprechenden Prozesse. In einem waren sich Mitglieder und Clubvertreter aber einig: Die mittlerweile 123 Jahre alte Satzung des Vereins muss auch in Zukunft nachhaltig, schlank und personenunabhängig zum Besten des FC Bayern gestaltet sein.
Nach fast drei Stunden ausgiebiger Debatten verabschiedeten sich die Teilnehmenden. Mit nach Hause nahmen Sie das Fazit von Professor Dr. Mayer: „Nicht nur Thomas Müller hat ein rotes Herz.“
Zuletzt fand erstmals ein Auswärts-Mitgliederstammtisch des FC Bayern statt:
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