Schon vor Konrad Laimers Ankunft in München war sein Name auf jedem Stadtplan zu finden. Und auch beim FC Bayern wirkt es so, als würde der Österreicher hier einfach hingehören. Dem FC Bayern-Mitgliedermagazin „51“ zeigt er seinen Platz auf und neben dem Spielfeld.
Ein Österreicher radelt durch München
Man kann München auf verschiedene Arten erkunden. Zu Fuß oder per Trambahn zum Beispiel. Oder man nimmt eine Fahrrad-Rikscha, so wie Konrad Laimer. Für einen Videodreh von FC Bayern-Partner „GetYourGuide“ bestieg er das luftige Gefährt und genoss die Fahrt durch die Münchner Innenstadt zum Viktualienmarkt. „Wie der Kaiser von Österreich!“, rief er kurz vor dem Ziel lachend von seiner Sitzbank. Laimer hatte sichtlich Spaß, er fühlte sich wohl.
Das galt für den Moment, aber auch ganz allgemein nach fast neun Monaten München. „Es war easy, hier Fuß zu fassen, in der Stadt genauso wie in der Kabine“, sagt er, als wir ihn ein paar Tage später zum Interview treffen. Laimer lehnt sich in seinem Stuhl entspannt zurück und krault sich den Bart. Seine Welt ist gerade sehr in Ordnung. Nach vier Wochen Verletzungspause, ein Muskelbündelriss in der Wade, ist er zurück auf dem Platz und hat mit der Mannschaft das Champions League-Viertelfinale erreicht. Es rennt also, wie man in Österreich sagt.
Konrad Laimer schätzt die Nähe zur Heimat
Für den 26-Jährigen ist München nach Leipzig die zweite Karrierestation fern der Heimat. Wobei „fern“ in diesem Fall nicht ganz treffend ist: München und Salzburg trennen keine zwei Stunden Autofahrt. „Das ist ein schöner Bonus“, findet Laimer. Er lächelt verschmitzt: „Eine Sprachbarriere gibt es auch nicht. Mit meinem Österreichisch komme ich in München gut durch.“
„Das ist doch cool: Schon bevor ich hierhergekommen bin, gab es einen Platz mit meinem Namen.”
Konrad Laimer, Bayern-Profi
Man kann sagen: Nach einem Dreivierteljahr beim FC Bayern geht Laimer schon als Münchner durch. Wenn er beim Videodreh nicht einen knallroten Trainingsanzug getragen hätte, wäre er auf dem Viktualienmarkt gar nicht groß aufgefallen. Er wäre einer von vielen gewesen, der sich an einem Stand einen Obst-Gemüse-Saft holt. Er sei gerne in der Stadt unterwegs und wohne auch gar nicht weit vom Viktualienmarkt entfernt, erzählt er: „Ich war nicht zum ersten Mal hier, bin schon das eine oder andere Mal durchspaziert und habe eingekauft.“
Kennt er denn auch schon den Laimer Platz? „Ich war noch nicht dort, aber habe gehört, dass es den gibt“, sagt er und grinst. „Das ist doch cool: Schon bevor ich hierhergekommen bin, gab es einen Platz mit meinem Namen.“ Wie sollte man sich da nicht willkommen fühlen?
Der Laimer Platz – in München und auf dem Rasen
Der Laimer Platz liegt im Westen Münchens. Die U-Bahnlinie U5 hält dort, der Platz ist also auf jedem Fahrplan zu finden. Und auf dem Rasen? Wo ist dort der Laimer Platz? „Mal da, mal da, mal da“, sagt Laimer, und so unpräzise seine Aussage ist, so treffend ist sie auch. In dieser Saison war er schon als Sechser, Achter und Rechtsverteidiger im Einsatz, für die Nationalmannschaft außerdem im rechten Mittelfeld und als rechter Flügelstürmer. Was er in seiner Karriere noch nicht gespielt hat? Laimer überlegt: „Hinten habe ich alles durch, im Mittelfeld habe ich alles durch, links vorne habe ich gespielt, rechts vorne habe ich gespielt – nur Neuner und Torwart fehlen mir, aber ein paar Jährchen habe ich ja noch.“
In Österreich haben sie ein Wort für das, was Laimer ist: ein Wunderwuzzi. Klingt lustig, ist aber durchaus anerkennend gemeint für jemanden, der alles kann, einen Tausendsassa. Laimer selbst sieht seine Wunderwuzzigkeit als Stärke. Der Trainer könne ihn überall aufstellen, „ich bin jemand, der das annimmt und dort dann alles raushaut, egal wo der Laimer Platz auf dem Rasen gerade ist.“
Bayern-Allrounder stellt sich in den Dienst der Mannschaft
Was Konrad Laimer als Fußballer so wertvoll macht, ist eben nicht nur das, was er am Ball kann. Es ist seine Mentalität. Der Österreicher stellt sich in den Dienst der Mannschaft, er gibt immer hundert Prozent, für ihn zählt nur der Sieg. Fußball spiele er mit Haut und Haar, hat er einmal über sich selbst gesagt. Und das sei sehr treffend, findet einer, der Laimer sehr gut kennt. „Bei ihm weißt du immer, woran du bist. Am Einsatz scheitert es nicht“, sagt Benno Schmitz.
Der 29-jährige Münchner wurde in der Jugend des FC Bayern groß, heute spielt er für den 1. FC Köln. In Salzburg und Leipzig war Schmitz im Trainingslager Zimmergenosse von Laimer. Auch in den Urlaub sind sie ein paarmal gemeinsam gefahren. „Wir sind immer gut miteinander klargekommen, verstehen uns bis heute sehr gut“, erzählt er. Auf dem Platz habe Laimer schon früher die Arbeit gegen den Ball ganz besonders ausgezeichnet. „Er ist einfach ein Pressingspieler“, sagt Schmitz, „er läuft auf alles drauf, was sich bewegt.“ Doch in den letzten Jahren habe Laimer auch sein Spiel mit Ball weiterentwickelt. „Man kann sagen: Gegen den Ball konnte er schon immer, aber jetzt ist noch das Spiel mit Ball dazugekommen. Deswegen ist er jetzt auch bei Bayern.“
Insider-Tipps für Neu-Münchner Laimer
Laimer muss lachen, als er hört, mit wem wir über ihn gesprochen haben. „Benno hat nichts Schlimmes erzählt“, sagt er und formuliert das nicht als Frage, sondern als Feststellung. Er weiß, dass er sich auf ihn verlassen kann. Wenn man den Erzählungen der beiden Glauben schenken darf, bildeten sie ein vorbildliches Zimmergespann im Trainingslager. „Wir sind immer recht früh ins Bett, ganz brav. Konni ist gut erzogen, kein Chaot“, sagt Schmitz und Laimer bestätigt das, mit aller Ernsthaftigkeit. Was solle man schon großartig unternehmen, wenn man müde vom vielen Training ist, sagt er.
In Salzburg zeigte Laimer Schmitz die Stadt, oft waren sie gemeinsam essen. „Das war immer ganz gmiatlich.“ Im Gegenzug hätte Schmitz Laimer jetzt gern durch seine Heimatstadt München geführt. Bisher habe das terminlich leider nicht geklappt, erzählt der Wahlkölner: „Ich bin nur während der Länderspielpause in München, da ist er dann bei der Nationalmannschaft.“ Per WhatsApp schickte er Laimer aber immerhin ein paar Insider-Tipps.
Eine besondere Verbindung zum FC Bayern
Mitte April werden sich beide in der Allianz Arena wiedersehen, wenn die Kölner in der Bundesliga in München gastieren. „Konni ist sehr ehrgeizig und tut sich schwer mit dem Verlieren“, sagt Schmitz. Er weiß, dass Laimer auch dann wieder alles dafür tun wird, um als Sieger vom Platz zu gehen. Es ist interessant: Schon bevor Laimer das Bayern-Trikot übergestreift hat, trug er den Spirit des Vereins irgendwie immer in sich. Das „Mia san mia“, das Unbedingt-gewinnen-Wollen. „Das muss man mitbringen, sonst schafft man es nicht so weit nach oben“, meint Laimer. „Das Training, das Spiel, das Privatleben, alles macht einfach mehr Spaß, wenn man gewinnt. Am besten, man gewinnt immer.“
Vielleicht liegt es an dieser Seelenverwandtschaft, dass sich Laimer schon früh zum FC Bayern hingezogen fühlte. „Die Verbindung hat es immer gegeben“, sagt er und erzählt, wie er als Kind zum ersten Mal in der Allianz Arena war. Es war ein Spiel gegen den 1. FC Köln, Endergebnis 2:2, so viel weiß er noch. Ein Blick ins Internet zeigt: Es war eine Partie im April 2006, vor 18 Jahren, kurz vor Laimers neuntem Geburtstag. Sein Cousin war damals zu einem Testspiel an die Säbener Straße eingeladen, „da bin ich mitgefahren. Und danach haben wir uns das Spiel in der Allianz Arena angeschaut.“
„Grundsätzlich bin ich einer, der Energie und Einstellung mitbringt und immer gewinnen will. Das beschreibt den FC Bayern – und so bin ich auch.”
Konrad Laimer, Bayern-Profi
Laimer ist im Salzburger Land groß geworden, genauer gesagt in Abersee, einem kleinen Ort am Wolfgangsee. „Da ist es schon sehr idyllisch: rundum Berge, in der Mitte der Wolfgangsee. Da kann man sehr gut aufwachsen“, findet er. Wenn er an seine Kindheit zurückdenkt, sieht er sich immer mit Ball am Fuß, entweder mit seinem Bruder und seinen Cousins im heimischen Garten oder auf dem Fußballplatz des USC Abersee, seinem Heimatclub. Fußball ist in der Familie Laimer fest verankert. „Ohne geht es bei uns nicht“, sagt er. Sein Vater und sein Großvater haben auch gekickt, und wenn Konni ein Spiel hat, „können beide nicht ruhig sitzen“, erzählt er lachend. „Mein Opa kann bestimmt immer noch schön sauer werden vor dem Fernseher.“
Natürlich sind sie in Abersee stolz auf „ihren“ Konni, der jetzt beim FC Bayern ist. Ein Trikot von ihm – und übrigens auch von Sarah Zadrazil, die ebenfalls in der Jugend beim USC gespielt hat – hängt im Clubheim. Laimer selbst versucht, einfach weiter der Konni zu sein, der er immer war. Konni bleibt Konni, und gehört mit seiner ebenso bodenständigen wie zielstrebigen Art zum FC Bayern wie der Laimer Platz zu München. Es passt einfach. „Grundsätzlich bin ich einer, der Energie und Einstellung mitbringt und immer gewinnen will“, sagt er über sich, „das beschreibt den FC Bayern – und so bin ich auch.“
© Bilder: Fritz Beck
Hier gibt es die weiteren Highlights der aktuellen 51-Ausgabe:
Themen dieses Artikels