Frans Krätzig ist aktuell vom FC Bayern an den VfB Stuttgart verliehen – doch so recht loseisen kann er sich dieser Tage nicht aus München. Bevor er am Samstag (18:30 Uhr) mit den Schwaben im Bundesliga-Topspiel bei seinem Heimatverein antreten wird, hat sich der 21-Jährige auf dem FCB-Trainingsgelände an der Säbener Straße mit der deutschen U 21-Nationalmannschaft auf die entscheidenden Partien in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2025 vorbereitet. Mit Erfolg! Durch ein 2:1 gegen Bulgarien konnte sich der DFB-Nachwuchs die Teilnahme am Turnier vorzeitig sichern. fcbayern.com hat mit dem Linksverteidiger über seinen Aufenthalt in München, die Vorfreude auf kommende Aufgaben und die Talente am FC Bayern Campus gesprochen.
Das Interview mit Frans Krätzig
Hallo Frans! Erst einmal: Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt euch für die EM qualifiziert. Gibt dir das nochmal eine Portion Extramotivation für die laufende Saison, weil man unbedingt bei dem Turnier im kommenden Jahr dabei sein will?
Krätzig: „Wir freuen uns, die Qualifikation geschafft zu haben. Es war unser Ziel, Erster in der Gruppe zu werden. Das schon vor dem letzten Spieltag erreicht zu haben, ist schon etwas Besonderes. Jetzt werden wir uns voll reinhängen, um uns für das Turnier zu empfehlen. Wir möchten uns zeigen. Wir wollen uns gut vorbereiten, damit dann im Sommer hoffentlich etwas Großes passiert.“
Ihr habt Euch mit der U 21 auf dem Trainingsgelände des FC Bayern vorbereitet. Wie war es, wieder nach Hause zu kommen?
„Es war sehr schön, wieder in München an der Säbener Straße zu sein. Ich habe sehr viele Leute wiedergesehen. Dazu herrschen hier super Bedingungen.“
Dass U 21-Coach Antonio di Salvo euch an der Säbener Straße trainieren ließ, war kein Zufall. Hat das die Mannschaft nochmal extra gepusht?
„Wir sind natürlich Profis und haben schon auf vielen Trainingsplätzen oder in unterschiedlichen Stadien trainiert. Aber ich habe auch die eine oder andere Stimme in der Mannschaft vernommen, dass es schon etwas Besonderes war. Ich kann mir vorstellen, dass bei manchen vielleicht so etwas wie Ehrfurcht mitgeschwungen ist und es schon etwas anderes war als – ohne despektierlich klingen zu wollen – beispielsweise in einer Sportstätte irgendwo im Münchner Umland zu trainieren.“
„Wir wollen am Samstag in der Allianz Arena zeigen, was wir draufhaben.”
Frans Krätzig
Hast Du als Einheimischer auch für das richtige Rahmenprogramm für die Kollegen rund ums Hotel gesorgt? Das Oktoberfest habt Ihr beispielsweise knapp verpasst.
„Klar, München hat einiges zu bieten. Wir waren mal einen Kaffee trinken und haben auch einen Nachmittag genutzt, um etwas Luft zu schnappen. Da waren alle mit dabei, das hat sehr viel Spaß gemacht. Dass wir die Wiesn verpasst haben, war aber ganz gut, damit wir uns auf Fußball konzentrieren konnten. Man hat es am Ergebnis gesehen, wir haben uns schnurstracks qualifiziert.“
Nach der Länderspielpause erwartet dich direkt das nächste Highlight in München – das Duell mit dem VfB Stuttgart beim FC Bayern. Bist du schon heiß auf das Spiel?
„Die Vorfreude ist groß, es ist ja so etwas wie das Duell meiner Heimatvereine. Wenn wir jetzt nach der Länderspielpause wieder zusammenkommen, wollen wir mit Stuttgart einiges erreichen. Das wird in München sehr schwer, aber durch die vielen Nationalspieler beim VfB gehen wir auch mit viel Selbstvertrauen ins Spiel. Wir wollen am Samstag in der Allianz Arena zeigen, was wir draufhaben.“
Wie hast du dich in Stuttgart eingelebt?
„Es ist sehr familiär hier, ich habe coole Menschen kennengelernt. Dazu haben wir einen Trainer, der einen klaren Plan hat, und eine gute Mannschaft, die es versteht, das umzusetzen. Klar ist es dadurch auch schwer, sich dort zu beweisen. Doch dieser Aufgabe wollte ich mich stellen.“
Ist es ein Vorteil, dass Sebastian Hoeneß, dein Trainer beim VfB, auch eine Vergangenheit am FC Bayern Campus hat und die Ausbildung dort kennt?
„Ich habe nicht direkt unter ihm am Campus gespielt. Aber wir sind uns natürlich häufiger begegnet, da ich dort im Internat gewohnt habe. Dazu kannte er mich sicherlich auch durch den Austausch der Trainer untereinander. Der FC Bayern hat ein hohes Standing und man weiß sicherlich auch, was man von den Spielern, die dort im Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet wurden, erwarten kann. Aber letztendlich muss ich ihn jetzt überzeugen, wenn ich in Stuttgart bin.“
Du kommst auf drei Pflichtspiel-Einsätze beim VfB in dieser Saison. Wie bist du mit deiner bisherigen Bilanz zufrieden?
„Es ist so, wie ich es mir vorgestellt habe. Natürlich muss ich weiter hart arbeiten, damit ich meine Spielzeit bekomme. Die kommt nicht von allein, da muss ich weiter dranbleiben. Aber mit meiner Anfangszeit hier bin ich sehr zufrieden.“
Mit dem Nationalspieler Maximilian Mittelstädt hast du einen prominenten Konkurrenten auf deiner Position. Wie ist euer Verhältnis?
„Wir verstehen uns gut. Es ist wichtig ein Verhältnis zu haben, in dem ich aufschauen und auch viel lernen kann – er aber auch weiß, dass er sich jederzeit auf mich verlassen kann. Wir haben noch viele Spiele, ich hoffe, dass ich meine Einsätze bekommen werde.“
Wir alle haben noch dein FC Bayern Tor des Monats gegen Liverpool im Kopf – deine Offensivqualitäten sind also bekannt. Hast du dich jetzt endgültig mit der Linksverteidigerposition angefreundet?
„Ich spiele da, wo der Trainer mich hinstellt. In Stuttgart bin ich in erster Linie für links hinten eingeplant, daher konzentriere ich mich im Moment voll auf die Linksverteidigerposition. Ich fühle mich aber auch auf anderen Positionen wohl. Mir kommt zugute, dass ich auch schon auf anderen Positionen gespielt habe. Der Fußball ist schnelllebig, man weiß nie, was passiert.“
Armindo Sieb, Paul Wanner und Co. – neben dir machen noch weitere FCB-Nachwuchsspieler aktuell bei Leihstationen auf sich aufmerksam. Wie beurteilst du die Arbeit am Campus?
„Wenn man sich in der Bundesliga umschaut oder auch international, hat der Campus zuletzt einige gute Spieler hervorgebracht. Ich glaube, dass der Campus ein bisschen Zeit gebraucht hat. Man konnte 2017 nach dem Bau nicht erwarten, dass sofort Talente herauskommen werden. Das musste sich auch ein Stück weit entwickeln, und auch die Spieler haben Zeit für ihre Entwicklung gebraucht. Aber nun sind einige Spieler auf höchstem Niveau im Einsatz, mit denen ich noch das Internat geteilt habe. Man sieht jetzt, dass es Früchte trägt. Es macht mich auch stolz, einer dieser Spieler zu sein.“
© Bilder: Deutscher Fußball-Bund; Imago
Richard Kitzbichler kümmert sich um die Leihspieler des FC Bayern:
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