Ein kurzes, aber herzliches Lächeln huschte Jan-Christian Dreesen zu Beginn seiner Rede auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern über das Gesicht. „Schön, dass wir, anders als im letzten Jahr, von der Tabellenspitze nach unten grüßen“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Rekordmeisters mit Blick auf die aktuelle sportliche Situation der Münchner. Durch den 4:2-Heimerfolg am Vortag gegen Heidenheim konnte der FCB seinen Vorsprung an der Spitze der Bundesliga sogar auf sechs Punkte ausbauen.
Dreesen: „Wir sind wieder das Team, das jeder schlagen will“
„Wir waren mit der letzten Saison nicht zufrieden“, resümierte Dreesen die vergangene Spielzeit. Aber in der Reaktion und Aufarbeitung spiegele sich einmal mehr die Beständigkeit, die Dreesen als Fundament für die herausragenden Erfolge der Clubhistorie sieht, wider. „Der FC Bayern weiß, wie solche Situationen zu meistern sind. Ich habe das nach dem Aus in Madrid als Mia-san-Mia Reflex bezeichnet. Wir haben das Ruder wieder herumgerissen. Wir sind wieder stärker zurückgekommen. Wir sind wieder das Team, das jeder schlagen will“, unterstrich der 57-Jährige.
Lob für Trainer Kompany

Der CEO betonte in diesem Zusammenhang auch die Rolle des neuen Cheftrainers Vincent Kompany: „Vincent hat uns gezeigt, wie wichtig Leidenschaft und Akribie sind. Vom ersten Tag an hat er Identität und Mentalität verkörpert und seine klare Vision auf das Team übertragen.“
Champions League-Finale in München und Klub-WM
Dreesen blickte in seiner Rede zudem voraus, insbesondere auf das am 31. Mai 2025 in der Allianz Arena stattfindende Champions League-Endspiel: „Es muss unser Anspruch sein, dass wir im Finale in unserem Stadion dabei sind. Und dieses Mal nennen wir es nicht Finale dahoam, sondern Titel dahoam!“ Auch die FIFA Klub-Weltmeisterschaft im kommenden Sommer thematisierte der Vorstandsvorsitzende. „Wir wollen auch da weit kommen“, sagte Dreesen, der gleichzeitig an den Verband appellierte: „Ich erwarte allerdings auch von der FIFA, dass sie ihre Geschwindigkeit bei der Vermarktung weiter erhöht. Die Klubs sind nicht nur das Rückgrat der Nationalmannschaften, sie sind auch das Fundament und Dreh- und Angelpunkt dieser WM. Dieser Wettbewerb muss sich für sie also auch ökonomisch rechnen.“
Dank für Vertrauen des Aufsichtsrats
Seinen persönlichen Dank richtete der 57-Jährige an den Aufsichtsrat. Mitte November hatte der FC Bayern nach einer einstimmigen Entscheidung des Kontrollgremiums den Vertrag mit Dreesen bis zum 30. Juni 2027 verlängert. „Den FC Bayern trägt man im Herzen – ein Leben lang“, betonte Dreesen.
Beckenbauers Werte müssen erhalten werden
Der Schlüssel zum Erfolg des FC Bayern in all den Jahren sei laut Dreesen die Beständigkeit, die zugleich auch der Plan für die Zukunft sein müsse. Diese stehe auch in enger Verbindung mit dem im Januar verstobenen Franz Beckenbauer. „Wir hatten auch einen persönlichen Leitstern, der uns all die Jahre begleitet hat“, so Dreesen. Beckenbauers Tod sei ein „unermesslicher Verlust. Franz hat diesem Verein seine Identität verliehen. Ein Vorbild an Charakter und Mentalität für uns alle. Das sind die Wurzeln dieses Clubs, dem Franz gleichzeitig Flügel verliehen hat. Charakter, Identität, Mentalität. Diese Werte müssen wir erhalten.“
Als Gemeinschaft zusammenstehen
Dreesen unterstrich zudem die gesellschaftliche Verantwortung des Vereins. Die Herausforderungen der unruhigen aktuellen Zeiten „betreffen uns auch als Fußballclub, als Familie. In diesen Zeiten der Spaltung, der Unsicherheit und der Zukunftssorgen ist es umso wichtiger, dass wir als Gemeinschaft zusammenstehen“, so der 57-Jährige. Der Verein wolle auch in Zukunft weiterhin ein Club sein, der allen Menschen eine Heimat bietet und „mit der Zeit geht, ohne seine Tradition zu vergessen. “
Gruß an Mala Grohs, Gratulation ans Frauen-Team
Dreesen richtete einen besonderen Gruß an Maria Luisa Grohs. Bei der Torhüterin der FCB-Frauen wurde ein bösartiger Tumor diagnostiziert. „Mala, wir stehen zu Dir, wir wollen Dich unterstützen und alles tun, damit Du schnell wieder gesund wirst“, sagte Dreesen. Auf die Leistungen des Frauen-Teams sei der FC Bayern besonders stolz. Die Mannschaft von Trainer Alexander Straus konnte im Sommer erneut den Titel in der Bundesliga gewinnen. „Es war bereits die dritte Meisterschaft in den vergangenen vier Jahren und die erste Titelverteidigung“, gratulierte Dreesen.

Potentiale bei Auslandsvermarktung
Der Vorstandsvorsitzende betonte, dass das größte Potential sowohl für den Club als auch für die Bundesliga weiterhin in der Auslandsvermarktung liege. „Alle Bundesliga-Clubs müssen mehr tun, um auch außerhalb Deutschlands wahrgenommen zu werden.“ Der FC Bayern sei das Zugpferd der Bundesliga und stehe weiterhin zum Solidarprinzip der Liga. Gleichzeitig unterstrich Dreesen: „Solidarität darf nicht bedeuten, die Starken auszubremsen. Solidarität heißt Gerechtigkeit. Wir fordern deshalb, dass unsere Leistung bei der Verteilung der Fernsehgelder klar honoriert wird.“
Alleinstellungsmerkmal des FC Bayern
Mit Blick auf die nationale und internationale Konkurrenz hob der CEO eines der Alleinstellungs-Merkmale des FC Bayern hervor. Der Verein gehöre „weder einem Staat oder einem Unternehmen“, noch werde er „von einer Schuldenlast erdrückt. Und darauf sind wir weiterhin sehr, sehr stolz.“
Dreesen schloss seine Rede mit dem Versprechen, für die Beständigkeit des FC Bayern zu kämpfen: „Füreinander, miteinander. Damit wir unsere Wurzeln nicht verlieren, im Weltsport führend bleiben, neuen Ideen Wachstum schaffen, Verantwortung für Mensch und Umwelt übernehmen und dass wirtschaftliche Solidität und sportlicher Erfolg weiterhin Hand in Hand gehen. Kurzum: Damit der FC Bayern auch in Zukunft bleibt, was er ist.“
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