In Mönchengladbach, vier Tage zuvor, da war das Toreschießen noch das vielleicht einzige echte Manko des winterlichen Abends gewesen. Bei zeitweise leichtem Schneefall 630 Kilometer südöstlich in der Allianz Arena gegen Hoffenheim, da fielen sie am Mittwochabend dann fast wie sie wollten, die Treffer: Mit 5:0 (3:0) bezwang der FC Bayern im letzten Spiel der Hinrunde vor 75.000 Zuschauern in der Fußball-Bundesliga eine mutlose und sehr ungefährliche TSG, die damit bereits das neunte Mal in Folge ohne Sieg blieb.
Vorentscheidung nach nur 26 Minuten
Vorentschieden war die Begegnung obendrein bereits nach 26 Minuten: Leroy Sané (6. Minute) mit einem platzierten Gewaltschuss nach starker Vorarbeit von Thomas Müller, Raphaël Guerreiro nach Doppelpass mit Harry Kane (12.) und überlegtem Innenrist und Kane selbst mit seinem 27. verwandelten Strafstoß in Folge zum 16. Saisontor, hatten schnell alle Zweifel aus der kalten Januarluft in Fröttmaning vertrieben. „Heute war es deutlich entspannter für uns auf der Tribüne als in Gladbach“, freute sich der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen. Denn es drohte früh ein Debakel für die chancenlosen Gäste, nach einer halben Stunde stimmte die bestens gelaunte Südkurve bereits kraftvoll ein „Deutscher Meister wird nur der FCB“ an.
„Wir haben aggressiv verteidigt und gut gespielt, keine große Ansprache gebraucht“, freute sich Vincent Kompany, der Cheftrainer. Christoph Freund ergänzte strahlend: „Es hat Spaß gemacht. Die Jungs haben richtig Spielfreude gezeigt“, so der Sportdirektor: „Ich glaube, wenn unsere Mannschaft einmal ins Rollen kommt, wie heute auch die ersten zwei Schüsse drinnen sind, dann macht es natürlich Spaß und geht alles viel leichter. Aber man sieht, dass die Jungs Spaß haben, super Energie auf dem Platz ist und es war ein sehr guter Start in 2025. Es könnte nicht besser sein. “
Wie eine Kompassnadel Richtung Erdmagnetfeld
Und um ein Haar wäre ein aggressiver, extrem spielfreudiger FC Bayern, der wie eine Kompassnadel Richtung Erdmagnetfeld einen Zug in Richtung Gästetor entwickelte, mit einer noch höheren Führung in die Pause gegangen. Hoffenheim stellte in höchster Not das Mittelfeld um, beorderte eine Offensivkraft zusätzlich zum Löcherschließen zum Abräumen. Viel half das jedoch nicht, immerhin blockte Kevin Akpoguma im allerletzten Moment noch einen Schussversuch aus nächster Nähe von Kingsley Coman, ein Thomas-Müller-Kopfball klärte Arthur Chaves Zentimeter vor der Hoffenheimer Torlinie. „Wir haben ähnlich losgelegt wie in Gladbach, nur dass wir das 1:0 früher gemacht haben“, analysierte Thomas Müller: „Wir hatten heute schon die ein oder andere offene Situation, in der wir Platz hatten. Wir waren schwungvoll, energisch, beharrlich, haben Bälle zurückerobert. Eigentlich das, was wir schon seit Wochen sind. Wir schaffen es immer öfter, unsere Leistung über 90 Minuten durchzuziehen.“
Das bisschen Mut, das die Gäste vielleicht in der Halbzeitpause mühevoll zusammengekratzt hatten, hielt lediglich 180 Sekunden: Dann flankte der eingewechselte Mathys Tel zum starken Sané, der den Ball zum hochverdienten 4:0 über die Linie drückte. Als auch noch der eingewechselte Serge Gnabry nach schöner Kombination über Guerreiro, Sané und Alphonso Davies, der sein 150. Bundesligaspiel bestritt, vollendete, stand es gar 5:0 (66.). Und dabei saß der in Mönchengladbach für entscheidende Offensivideen so vermisste Jamal Musiala nach überstandener Erkältung bis zur 80. Minute sogar noch mit wärmender Decke auf der Auswechselbank. „Wir haben sehr viel gute Spieler“, sagte Kompany, „und die haben heute Spielfreude gezeigt.“
Zaubereinlagen im leichten Schneetreiben
Mehr noch, es gab nun sogar noch ein paar Zaubereinlagen im leichten Schneetreiben: Harry Kane versuchte sich mit einem Fallrückzieher, Guerreiro warf in einem ausgefallenen Einwurf-Trick den Ball dem überraschten Michael Olise an den Rücken, um ihn von dort selbst wieder aufzunehmen. „Ich glaube, wir haben heute wieder ein klares Zeichen für die Saison gesetzt“, sagte Leroy Sané, der unter Standing Ovations ein paar Minuten eher ins Warme durfte: „Es macht riesigen Spaß, und ich denke, das merken auch die Fans.“ Szenenapplaus bekam auch Manuel Neuer, der tatsächlich einmal gefragt war, als er einen Becker-Schuss über die Querlatte lenkte. 25:5 lautete die mehr als deutliche Torschuss-Statistik, 48:6 die der Ballaktionen im gegnerischen Strafraum im ersten von sechs Partien in den kommenden 18 Tagen.
„Das 5:0 zeigt, wie hungrig wir sind - und das müssen wir beibehalten“, forderte der Trainer nach Abpfiff des bislang höchsten Bundesliga-Heimsieges unter Vincent Kompany. „Die Stimmung im Team ist super, und wir wollen einfach weitermachen“, unterstrich der glückliche Doppeltorschütze Sané. Am besten schon am Samstag um halb vier, wenn der VfL Wolfsburg in die Allianz Arena kommt. „Uns ist nicht bange vor den kommenden Spielen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen zum Abschied.
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