Eigentlich deutete nicht viel darauf hin, dass sich Joshua Kimmich gleich auf Anhieb durchsetzen würde, als er im Sommer 2015 beim FC Bayern ankam. Zum einen, weil der damals 20-Jährige noch keine Minute Bundesliga gespielt hatte, bevor er zum deutschen Rekordmeister wechselte. Zum anderen, weil die Konkurrenz auf seiner Position namhafter nicht hätte sein können. Der gelernte Sechser hatte Größen wie Xabi Alonso, Philipp Lahm oder Thiago Alcántara vor der Nase. Wie sollte er als Neuling solchen Weltklassespielern den Platz streitig machen?
Als sich die Verletztensituation bei den Münchnern im Winter zuspitzte und es in der Defensive brenzlig wurde, öffnete sich eine Tür für Kimmich. Coach Pep Guardiola beorderte den 1,77 Meter großen Mittelfeldspieler eine Reihe nach hinten in die Innenverteidigung. Plötzlich fand sich der beim VfB Stuttgart ausgebildete Youngster auf einer völlig fremden Position wieder – und musste dort auf Anhieb funktionieren.

Nicht die besten Voraussetzungen, um in München Fuß zu fassen und Wurzeln zu schlagen. Heute, fast zehn Jahre später, lässt sich mit Fug und Recht behaupten: Dem 30-Jährigen ist genau das gelungen. Vielmehr ist er beim deutschen Rekordmeister vom Bundesliga-Debütanten zum Weltklasse-Profi gereift. Der Baum des Naturliebhabers - ein Sinnbild für seine Treue und die Hoffnung auf weiteres Wachstum - ist gediehen und bleibt auch künftig fest an der Säbener Straße verankert: Der FC Bayern hat den Vertrag von Joshua Kimmich bis 2029 verlängert.
Wurzeln schlagen – Ein intensiver Start in München
Kimmichs Weg in die Spitzenklasse des europäischen Fußballs zeigt, dass aus einem fruchtbaren Boden etwas Großes und Starkes wachsen kann. Sich mit den Besten der Besten zu messen, ist der Nährboden für die Entwicklung von jungen Talenten. Zu Beginn seiner Zeit in München nahm sich der Youngster den erfahrenen Xabi Alonso zum Vorbild. „Von ihm kann man sich jeden Tag einiges abgucken. Von seiner Erfahrung, wie er mit schwierigen Situationen umgeht, sie löst oder davon, wenn er mal einen Fehlpass spielt“, sagte Kimmich über den Spanier, der aktuell Bayer 04 Leverkusen coacht. „Ich versuche, das dann auch im Spiel umzusetzen.“ Der Neuzugang von RB Leipzig wuchs daran, tagtäglich mit absoluten Topspielern um einen Platz in der Startelf zu kämpfen. Und er setzte sich durch.

Normalerweise brauchen Wurzeln anfangs ein wenig Zeit, um gut in den Boden einzuwachsen. Lange eingewöhnen konnte sich der gebürtige Rottweiler in München allerdings nicht, er wurde gleich ins kalte Wasser geworfen. In seiner Premierensaison beim deutschen Rekordmeister kam Kimmich insgesamt 36-mal zum Einsatz, nach der Winterpause war er unumstrittene Stammkraft. Am 31. Januar 2016 absolvierte er im Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim (2:0) erstmals volle 90 Minuten als Innenverteidiger. Der Youngster biss sich in der Abwehr durch und überzeugte seinen Trainer Pep Guardiola so sehr, dass er in der Rückrunde zwölf der 17 Begegnungen von Beginn an bestritt. Der damalige Chefcoach war sehr angetan von seinem jungen Schützling. „Er ist fast wie mein Sohn“, sagte Guardiola über Kimmich.

Häufig umgepflanzt – Die Flexibilität als großes Faustpfand
Apropos Positionswechsel: Wie gut die Wurzeln in den Boden einwachsen, hängt auch davon ab, wie oft ein Baum schon umgepflanzt wurde. Einen festen Platz in der Bayern-Aufstellung hatte Kimmich in den Anfangsjahren keineswegs. Dafür demonstrierte er, dass er dem Spiel von jeder Position aus seinen Stempel aufdrücken konnte. So lieferte er in seinem zweiten Jahr, als er wieder häufiger im Mittelfeld aufgeboten wurde, mehr offensiven Output. Sechs Tore und eine Vorlage in 27 Einsätzen sprechen für sich. Eine Spielzeit darauf, in der Saison 2017/18, beerbte der junge Allrounder Philipp Lahm als Rechtsverteidiger und steuerte in 29 Partien auf der Außenbahn zwölf Assists (ein Tor) bei. Auch auf dieser Position hatte er vor seiner Zeit beim FCB kaum Erfahrung gesammelt. Nur in der Jugend habe er ab und zu hinten rechts gespielt, erzählte Kimmich einmal. Derzeit wird er in der deutschen Nationalmannschaft hauptsächlich hinten rechts eingesetzt.

Egal wo er beim FC Bayern aufgestellt wurde, Kimmich wusste in allen Rollen zu gefallen. Auch daran wuchs das junge Talent, dem enorm viel Flexibilität abverlangt wurde. Der Wille, sich anzupassen, die Fähigkeit, sich auf verschiedenen Positionen auf dem Platz wohlzufühlen, gepaart mit seinem Spielverständnis, haben ihn zu dem Spieler gemacht, der er heute ist. „Ich denke, es ist schon eine essenzielle Stärke von mir, dass ich mehrere Positionen ausfüllen kann“, sagte er damals im Interview mit dem FC Bayern-Mitgliedermagazin. „Aber natürlich möchte ich irgendwann das Selbstverständnis haben, dass es heißt: Diese Position gehört Kimmich.“
Der ausgewachsene Baum – Eine Säule im bayerischen Spiel

Die Rechnung ist aufgegangen. Nun, Jahre später, steht der Baum – ein Symbol für die Jahre des Wachstums, die sowohl der Spieler als auch der Verein durchlaufen haben. Kimmich hat seinen Platz als Mittelfeld-Motor gefunden. Er ist die Schaltzentrale im Spielaufbau. Er bestimmt das Tempo, beruhigt das Spiel und leitet Angriffe ein. Und er hat den Blick für das große Ganze. Gefühlvolle Chipbälle, feine Steckpässe und gefährliche Standards zählen ebenso zu seinem Repertoire wie präzise Fernschüsse – was er im Heimspiel gegen RB Leipzig (5:1) vor Weihnachten wieder eindrucksvoll unter Beweis stellte, als er die Kugel aus rund 25 Metern unhaltbar neben den rechten Pfosten setzte. Auch ohne Ball ist Kimmich ein umtriebiger Spieler, der nicht nur im Zentrum zu finden ist, sondern über den gesamten Platz hinweg Zweikämpfe führt. Griffig im Gegenpressing und aggressiv in den direkten Duellen – ein Kämpfer, wie ihn sich jeder Mitspieler in seiner Mannschaft wünscht.

Seine fußballerischen Qualitäten sind unbestritten. Was ihn darüber hinaus mit dem FC Bayern verbindet, ist der unbedingte Siegeswille. Auf dem Platz strahlt Kimmich die Bereitschaft aus, über 90 Minuten lang alles in die Waagschale zu werfen und niemals aufzugeben. Er lebt die Gewinnermentalität vor, die durch das „Mia san Mia“ fest in der Identität des Vereins verankert ist. Ein perfektes „Match“, ein perfekt passendes Puzzleteil, wie ein Blick in die Pokalvitrine verrät. Beim FCB wurde Kimmich achtmal Deutscher Meister, gewann dreimal den DFB-Pokal und holte sechsmal den Deutschen Superpokal. Auf internationaler Bühne stehen ein UEFA-Supercup, eine FIFA Klub-Weltmeisterschaft und natürlich der Champions League-Triumph 2020 auf der Haben-Seite. Erfolge, die nicht von ungefähr kommen.
Starke Äste – Joshua Kimmich als Führungspersönlichkeit
Ein Baum lässt seine Äste in ganz verschiedene Richtungen wachsen. So hat auch Kimmich sich in vielerlei Hinsicht entwickelt. Während seiner Zeit in München ist er nicht nur auf sportlicher Ebene, sondern auch als Persönlichkeit gereift und hat sowohl auf dem Platz als auch in der Kabine Verantwortung übernommen. Der 30-Jährige ist zu einem Führungsspieler geworden. In der Nationalmannschaft hatte er diese Rolle schon inne, bevor er im September zum Kapitän berufen wurde. Auch den FC Bayern führt er in Abwesenheit von Manuel Neuer und Thomas Müller mit der Binde am Arm aufs Feld - wie zuletzt in der Champions League in Leverkusen. Sie ist ein Symbol dafür, dass Kimmich vorangeht, seine Kollegen mitreißt und junge Spieler an die Hand nimmt. So wie ein Baum seine Äste ausbreitet, so gibt unsere Nummer sechs auf und neben dem Platz die Richtung vor.

Wie sein gepflanzter Baum an der Säbener Straße in der Erde tief verwurzelt ist, so ist auch Kimmich mittlerweile fest im Verein verankert. Die Vertragsverlängerung bis 2029 ist ein Ausdruck von Stabilität. Sie steht für eine gemeinsame Zukunft, die von Beständigkeit und einer klaren Vision geprägt ist.
Und der Baum wächst weiter. Wir freuen uns auf vier weitere Jahre mit Dir, Joshua – Pack ma’s!
Trikots und mehr – Sichere Dir jetzt die offiziellen Kimmich-Fanartikel des FC Bayern
Alle Infos zur Vertragsverlängerung:
Themen dieses Artikels