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Illustration von Marko Pesic im SAP Garden
© Florian Bayer

Marko Pešić im Interview: Schlüsselerlebnis mit Bastian Schweinsteiger

Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern ist Marko Pešić von den Mitgliedern als Erster der FC Bayern-Basketballer zum Ehrenmitglied ernannt worden. Nun nimmt er nach 15 Jahren als Entscheidungsträger Abschied. Im Mitgliedermagazin „51“ erzählte der ehemalige Basketball-Profi anlässlich seines 49. Geburtstages, wie wichtig das Zusammenspiel mit dem Fußball und seinen handelnden Personen wie dem aktuellen Präsidenten Herbert Hainer sowie Ehrenpräsident Uli Hoeneß ist, warum der ganze Verein gerade während Corona seine ganze Kraft entfaltet hat – und von einem Schlüsselerlebnis mit Bastian Schweinsteiger.

Das Interview mit Marko Pešić

Herr Pešić, als Sie zum FC Bayern gekommen sind, wäre das Ganze fast an einer Verwechslung mit Uli Hoeneß gescheitert. Erzählen Sie mal bitte!
Marko Pešić: „(lacht) Ja. Der damals für Basketball zuständige Vizepräsident Bernd Rauch wollte mich unbedingt. Ich aber habe gesagt, dass ich wissen muss, ob auch Uli Hoeneß als Präsident dahintersteht. Bernd rief ihn sofort an und stellte das Telefon auf laut. Herr Hoeneß verstand aber statt Marko Pešić den Namen Micky Stevic, der damals Sportchef bei 1860 war, und rief ins Telefon, Bernd könne sich das abschminken. Das war also meine erste Begegnung mit Uli Hoeneß. Aber natürlich hat sich das noch in dem Telefonat aufgeklärt – und die Reise begann.“

Wie sah es damals beim FC Bayern Basketball aus?
„Wir waren fünf oder sechs Leute, alle haben im Prinzip drei Jobs gleichzeitig gemacht, von Marketing über Ticketing bis Kommunikation. Die ersten adidas-Pakete standen einfach im Flur unserer provisorischen Geschäftsstelle in einer Reihe: 15 Taschen, die wir selbst gepackt haben, für die Spieler, die nach und nach unterschrieben. Die Spieler holten ihre Taschen ab und trainierten in einer kleinen Ausweichhalle, die es heute gar nicht mehr gibt. Es war von Anfang an klar, dass wir einen soliden Kern deutscher Spieler brauchen würden.“

Illustration von Marko Pesic
© Florian Bayer

Identität war von Anfang an ein Schlüsselwort.
„Absolut. Ich hatte in den ersten Monaten zwei Schlüsselerlebnisse, die mich für immer geprägt haben. Ich fing damals einen Monat früher an als geplant, kannte München im Grunde nicht, meine Familie war noch in Berlin. Da klingelten Steffen Hamann und Basti Schweinsteiger. Ich dachte erst, ich sehe nicht richtig. Basti sagte: ‚Ich habe gehört, du bist neu hier, suchst eine Wohnung, dein Sohn wird bald eingeschult. Wir haben ein bisschen Zeit – komm, wir zeigen dir die Stadt.‘ Wir waren bis in den Abend unterwegs: Glockenbachviertel, Schwabing, alles. Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht und habe mir gedacht: ‚Das war echt – das war richtig echt!‘ Und da wurde mir klar: Wenn ein Schweinsteiger sowas bei mir macht, darf ich mit Leuten, die neu zu uns kommen, nicht anders umgehen. Im Gegenteil – das muss das Mindeste sein. Auch von Uli Hoeneß habe ich gelernt, dass dieser Verein etwas Besonderes ist: Ein Verein, in dem man sich umeinander kümmert und den Menschen das Gefühl gibt, willkommen zu sein.“

Und das zweite Schlüsselerlebnis?
„Das war das erste Bundesligaspiel der Saison 2011/12 bei den Telekom Baskets – damals wie heute eine echte Basketballstadt. Wir spielten gut, verloren aber nach Verlängerung. Und dann sah ich, wie Bonn gefeiert hat – als hätten sie die Meisterschaft gewonnen. Da wurde mir klar, warum Basti Schweinsteiger mir gesagt hatte: ‚Kümmere dich um deine Leute.‘ Da draußen, außerhalb deines Vereins, wirst du immer benutzt werden, damit die anderen ihre eigene Geschichte schreiben können – egal, ob du ein junger Basketballclub bist oder seit 40 Jahren alles gewonnen hast: den FC Bayern will man schlagen. Wenn du Erfolg haben willst, gerade bei Bayern, geht es um Qualität, aber genauso wichtig um Integrität und Atmosphäre.“

Die FC Bayern Basketballer sind gemeinsam erwachsen geworden.
„Bis 2018/19 waren wir im Grunde ein Start-up. Unsere Mitarbeitenden kannten gerade damals keine Arbeitszeiten. Wir haben im Club geschlafen, wenn es sein musste. Das war die erste Phase, mit Uli Hoeneß als Visionär und Bernd Rauch als Antreiber. Die zweite Phase begann mit Herbert Hainer. Zum Glück hatte der Verein immer zur richtigen Zeit die richtigen Leute, und mit Hainer kam noch mehr Strategie rein, die Erfahrungen aus den ersten Jahren wurden in eine Struktur gegossen. Wir sind nun ein ‚richtiger‘ Verein mit mehr Planbarkeit.“

Wie blicken Sie auf 15 Jahre FC Bayern zurück?
„Ich bin unglaublich dankbar und überlege die ganze Zeit, was ich dem Verein schenken kann – wirklich. Was kann ich zurückgeben? Denn du kannst so gut sein, wie du willst, du kannst Harvard gemacht haben – in München heißt das noch lange nicht, dass du die Chance bekommst. Ich denke oft an dieses erste Gespräch mit Uli Hoeneß… hätte er gesagt: ‚Lass mich in Ruhe mit deinem Basketball‘, wäre nichts passiert. Was ich hier erleben durfte, ist pures Glücksgefühl. Und eines muss ich auch klar sagen: Ich bin im europäischen Basketball gut vernetzt. Wenn ich mir anschaue, wie meine Kollegen arbeiten – es gibt kein besseres Präsidium und keinen besseren Gesellschafter für die Zusammenarbeit als bei Bayern.“

Marko Pesic bei einer Ehrung im Rahmen der Jahreshauptversammlung des FC Bayern 2025.
© FC Bayern
Ich bin durch den FC Bayern zu dem geworden, der ich heute bin. Daher einmal mehr: Danke, FC Bayern!

Marko Pešić

Können Sie das bitte noch näher ausführen?
„Ich hätte anfangs wohl fünf Mal meinen Job verloren, wenn da einer gesessen hätte, der keine Ahnung von Sport hat. Aber Uli Hoeneß versteht die Mechanik eines Vereins und weiß, wie man etwas aufbaut. Natürlich hat er sonntags angerufen und gefragt: ‚Warum habt ihr in Hagen verloren?‘ oder ‚Warum war die Halle nicht voll?‘ oder ‚Warum habt ihr nicht den Spieler XY geholt?‘ Aber es war nie destruktiv. Er wollte es wissen, es verstehen. Und daraus entstand: ‚Okay, wie lösen wir das?‘ Und dann kam Herbert Hainer. Er hat verstanden: Sport ist nicht nur das Ergebnis von heute, sondern braucht ein stabiles Fundament. Der Verein muss funktionieren – auch wenn du mal nicht gewinnst. Dafür brauchst du einen Plan. Ich habe Adrian und den anderen gesagt: Ihr habt Glück, dass ihr solche Gesellschafter habt. Es könnte auch jemand sein, der sagt: ‚Das ist mein Geld, was machst du damit?‘“

Sie sagten mal: „Wir sind der freche Bruder vom großen Bruder.“ Wie laut, wie frech darf und muss der FC Bayern Basketball sein?
„Uli Hoeneß hat in seiner Abschiedsrede als Präsident mal gesagt, der FC Bayern sei ein großer Tanker – wir sind das Schnellboot, das auch mal vorfährt und schaut: Was ist da eigentlich? Ich glaube sogar, dass der Fußball bei manchen Dingen von uns gelernt hat.“

Was war Ihr perfekter Moment in 15 Jahren FC Bayern Basketball?
„Die Eröffnung des SAP Garden – mit der Vorgeschichte der 48 Stunden davor, als wir die Stühle noch selbst aufgestellt haben. Wir hatten eine neue Zeitrechnung eingeläutet. Sportlich fällt mir 2020/21 ein. Die Corona-Pandemie war für mich ‚Nettosport‘ - keine Zuschauer, keine äußeren Umstände. Da siehst du, wer wirklich wer ist. Es war interessant, dass Bayern in dieser Netto-Phase im Fußball wie Basketball die besten Ergebnisse erreicht hat. Weil es da um Struktur geht: Wie ist das Fundament? Die Fußballer wurden Meister und Champions League-Sieger – wir hätten gegen Mailand mit dem letzten Wurf ins Finale der EuroLeague kommen können. In dieser Netto-Sport-Phase hat der FC Bayern als Gesamtverein seine ganze Stärke gezeigt. Ein Zeichen: Der Club ist sauber, ehrlich, gut aufgestellt. Alles andere ist Beiwerk. Man vergisst das schnell. Aber in dieser Zeit hat man gesehen, was dieser Verein kann.“

Was sagen Sie zum Abschied?
„Ich bin durch den FC Bayern zu dem geworden, der ich heute bin. Daher einmal mehr: Danke, FC Bayern!“

Das komplette Interview gibt es im aktuellen „51“.

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