




Die FC Bayern Frauen um ihren Cheftrainer Jens Scheuer haben zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte das Halbfinale der Champions League erreicht. Karl-Heinz Rummenigge gratuliert der Mannschaft im Interview zu diesem Erfolg und der Serie von nunmehr 26 Siegen in Folge. Zudem spricht der Vorstandsvorsitzende über notwendige Entwicklungsschritte im deutschen Frauenfußball, um international insgesamt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Das Interview mit Karl-Heinz Rummenigge
Herr Rummenigge, die Frauenfußballerinnen des FC Bayern haben 26 Siege in Serie aneinandergereiht – so eine lange Erfolgsstrecke hat bisher nicht einmal das Team von Hansi Flick vorzuweisen. Was sagen Sie zu dieser Entwicklung?
Rummenigge: „Das freut uns natürlich alle. Es ist unser Ziel und Anspruch, auch im Frauenfußball Maßstäbe zu setzen, und da sind wir auf einem sehr guten Weg. Ich erinnere mich gerne an die Jahre 2015 und 2016 zurück, als unsere beiden Teams Deutscher Meister geworden sind und Seite an Seite auf dem Rathausbalkon mit unseren Fans am Marienplatz gefeiert haben. Diese Bilder gingen um die Welt, es war ein tolles Zeichen, dass auch der Frauenfußball beim FC Bayern extrem erfolgreich und ein wichtiger Bestandteil unseres Vereins ist. Wir alle würden solche Momente gerne wieder erleben.“

Als vorläufige Krönung schaffte das Team von Jens Scheuer nun den Einzug ins Halbfinale der Champions League, zum zweiten Mal nach 2019 in der Vereinsgeschichte – wie wichtig ist es, dass der FC Bayern auch im Frauenfußball eine internationale Größe ist?
„Ich werde immer öfter auch von Kollegen aus dem Ausland auf unsere Entwicklung angesprochen, das wird sehr wohl registriert. Wir haben das schon oft formuliert: Wo auch immer der FC Bayern antritt, wollen wir die Nummer 1 sein. Allerdings teile ich die Ansicht von unserer Abteilungsleiterin Karin Danner und unserer Sportlichen Leiterin Bianca Rech, dass der deutsche Frauenfußball insgesamt schleunigst höherschalten muss. Das ist dringend nötig, um im internationalen Bereich wettbewerbsfähig zu sein. England hat bereits vor Jahren begonnen, die Strukturen auszubauen, in Spanien und Italien passiert viel, und in Frankreich ist Frauenfußball längst etabliert. Um in Deutschland die nächste Stufe zu nehmen, sollte man sich analog zum Männerfußball neu aufstellen.“
Wie kann das aussehen?
„Die Entwicklung im Männerfußball ist ein gutes Vorbild. Als sich die Profi-Vereine vor 21 Jahren in der DFL unabhängig aufgestellt haben, hatte das eine nachhaltig positive Entwicklung zur Folge. Man muss ehrlich sein: Der Frauenfußball ist im deutschen Fußball bisher im Grunde ein Stiefkind. Und es ist höchste Zeit, sich so darum zu kümmern, wie er es verdient. Wir müssen den Frauenfußball nachhaltiger entwickeln, als es in den letzten Jahren beim DFB möglich war. Das ist keine Kritik am Verband, aber es sollte jetzt einfach als Interesse und als Aufgabe von allen gesehen werden, die Frauen gemeinsam mit dem DFB analog zum Vorbild Männerfußball in die Unabhängigkeit zu entlassen. Allerdings wäre eine eigenständige Struktur sinnvoller, als an die DFL angedockt zu werden, sonst würden sich die Frauen als fünftes Rad am Wagen Männerfußball fühlen.“

Am Sonntag steht das DFB-Pokalhalbfinale beim VfL Wolfsburg an, das absolute Top-Spiel im deutschen Frauenfußball – was erwarten, was erhoffen Sie sich von dieser Begegnung?
„Mir imponiert sehr, wie unser Frauen-Team jede Aufgabe angeht und meistert. Die sportliche Leitung hat mit Trainer Jens Scheuer etwas aufgebaut, der Mix stimmt genau wie bei unserem Männer-Team mit vielen deutschen Nationalspielerinnen sowie interessanten Zugängen aus dem Ausland. Das Duell FC Bayern gegen VfL Wolfsburg hat sich inzwischen als der deutsche Frauen-Klassiker etabliert. Wolfsburg war in den vergangenen Jahren erfolgreicher, aber wir haben große Ziele – und bringen eine Tradition mit, die kein anderer Bundesligist vorweisen kann. Im vergangenen Jahr feierte unsere Frauen-Abteilung ihr 50-jähriges Bestehen, das zeigt, dass unser Verein damals seiner Zeit weit voraus war. Es geht hier nicht um Imagegründe, um sich mit etwas zu schmücken, sondern es ging hier immer auch um Gleichberechtigung in einem kontinuierlich gewachsenen Gesamtbild.“
Hier gibt es die Stimmen der FCB-Frauen zum Halbfinal-Einzug in der Champions League:
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