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Frauen-Trainer Jens Scheuer: „Das wünsche ich mir am allermeisten“

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FCB-Frauen-Cheftrainer Jens Scheuer hat mit seiner Mannschaft vergangene Saison die deutsche Meisterschaft in der Flyeralarm Frauen-Bundesliga geholt. Im Interview - exklusiv aus dem neuen Saisonmagazin 2021/22 - blickt er auf diese Leistung zurück, steckt sich und seinem Team neue Ziele und verrät, was er sich am allermeisten für die kommende Spielzeit wünscht.

Das Interview mit Jens Scheuer

Herr Scheuer, lassen Sie uns kurz auf den 06. Juni zurückblicken: Meisterschaftsfinale gegen Frankfurt. Wie schauen Sie heute auf diesen Tag zurück?
„Ich blicke immer noch mit Stolz darauf zurück, was die Mannschaft geleistet hat und was wir als Team zusammen erreicht haben. Irgendwie auch beflügelt – das gibt einem noch mehr Energie, das in der anstehenden, schweren Saison zu bestätigen.“

Wie bewerten Sie die gesamte vergangene Bundesliga-Saison, an der am Ende der erste Titel für die FCB-Frauen seit fünf Jahren stand?
„Bis auf Wolfsburg in der Saison zuvor hat in den letzten zehn Jahren nie eine Mannschaft mit über 60 Punkten die Meisterschaft geholt. Unser Team hat eine außergewöhnliche Leistung gezeigt, auch mit dem Torverhältnis, das sehr dominant war. Es war von Anfang bis Ende eine starke Bundesliga-Saison. Dass man ein Spiel auch mal verlieren kann, ist nur menschlich. Aber die Reaktion auf das Spiel gegen Hoffenheim war auch wieder stark. Man hat gesehen, dass die Mannschaft gefestigt ist, auch mental, und dass wir uns die Meisterschaft dann nicht mehr nehmen lassen wollten. Diese war absolut verdient. Und trotzdem war es bis zum Schluss spannend, da wir einen wahnsinnig guten Verfolger gehabt haben. Diesen Druck mussten wir aushalten und waren die Situation des Gejagten noch gar nicht gewohnt. Das dann ins Ziel zu bringen, macht einen am Ende nochmal stärker.“

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In der Champions League standen Sie im Halbfinale und sind nur knapp am FC Chelsea gescheitert. Wie blicken Sie zurück und was nehmen Sie sich für die kommende UWCL-Saison vor?
„Auch das Erreichen des Halbfinales war für uns ein Erfolg. Eine Garantie, es jedes Jahr so weit zu schaffen, gibt es nicht. Dafür gibt es zu viele starke Konkurrenten in Europa. Gegen Chelsea haben wir ein super Heimspiel abgeliefert und auch ein starkes Rückspiel gezeigt. Im entscheidenden Moment waren wir dann vielleicht etwas zu unerfahren, um in den Schlüsselszenen das Blatt zu unseren Gunsten zu wenden. So nah am Finale dran gewesen zu sein, tut rückblickend vielleicht etwas weh, aber auch international haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht und aus den Erfahrungen der vergangenen Saison gelernt. Deshalb freue ich mich auf die anstehende CL-Saison und auch hier wollen wir bestätigen, was wir zuletzt gezeigt haben. Und wir wollen noch weiter – nicht nur ins Finale, sondern auch den Titel gewinnen. Diesen Traum und dieses Ziel sollte man immer haben. Ob es realistisch ist, ist etwas anderes. Aber die Vision sollten und können wir haben und entsprechend dafür arbeiten.“

Wie wird der neue Modus mit Gruppenphase den Wettbewerb verändern?
„Der neue Modus ist für uns alle etwas Neuland. Aber insgesamt ist es wichtig und richtig, dass wir mehr Champions-League-Spiele haben. Das ist auch gut für den Frauenfußball und seine Sichtbarkeit. Und in der Gruppenphase werden wir bereits auf starke und namhafte Gegner treffen, was es spannend macht und für unsere vielen jungen Spielerinnen wichtige Erfahrungen mit sich bringen wird. Ob es insgesamt schwieriger wird, weit zu kommen, kann man nicht sagen. Ab dem Viertelfinale gibt es so oder so keine leichten Gegner mehr.“

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Scheuer mit seinen Co-Trainern Jérôme Reisacher (links) und Marco Knirsch (mitte).

Zurück ins Hier und Jetzt: Wie läuft die Vorbereitung, sind Sie zufrieden?
„Da muss ich bisschen unterteilen. Mit dem Teil der Mannschaft, der seit Beginn der Vorbereitung dabei war, läuft es wirklich gut. Die Spielerinnen machen es hervorragend und es macht enorm viel Spaß, wieder mit den Mädels zu arbeiten. Schwerpunkte haben wir auf das Spiel mit dem Ball, aber auch gegen den Ball gelegt. Trotz der vielen erzielten Tore in der vergangenen Saison, wollen wir uns hier nochmal verbessern und arbeiten an vielen Details. Natürlich wollen wir hier auch die Neuzugänge bestmöglich integrieren, was super funktioniert. Man muss aber auch sagen, dass die Personalsituation in der Vorbereitung sehr schwierig war. Viele wichtige Spielerinnen, wie Lina Magull, Sydney Lohmann oder Kristin Demann waren verletzungsbedingt nicht dabei. Das ist schon ein kleiner Rucksack, den man mitnimmt. Die Mädels geben natürlich alles, um schnellstmöglich fit zu werden. Das steht außer Frage. Zudem durften wir für Olympia vier Spielerinnen abstellen – was wirklich erfreulich ist. Aber natürlich erschwert das die Vorbereitung zusätzlich. Das sind insgesamt sehr viele Spielerinnen, mit denen man die Gesamtabläufe einfach nicht komplett einstudieren kann. Aber auch das werden wir mit der Zeit gemeinsam meistern.“

Der Spielplan für die kommende Saison sieht sehr voll aus und auf die Nationalspielerinnen wartet parallel die EM-Vorbereitung. Wie bekommt man es dabei hin, die Belastung gut zu steuern?
„Wir haben einen sehr guten Kader und auch in der Breite nochmal die ein oder andere Position verstärkt. Auch Jovana Damnjanović und Giulia Gwinn kommen zurück. Das sind sehr gute Nachrichten. Insgesamt müssen wir den Spielerinnen bei diesem Pensum einfach ihre Pausen geben, wenn sie sie benötigen. So werden wir versuchen, das zu steuern und werden uns gut mit den Nationalmannschaften abstimmen.“

Was wünschen Sie sich für die kommende Saison?
„Dass alle meine Spielerinnen fit bleiben. Dass alle von schweren Verletzungen verschont bleiben. Das wünsche ich mir am allermeisten. Alles andere kommt von ganz allein.“

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