Logo FC Bayern München

Frauen

Logo Telekom
51_Frauenpower_Wegner_BM92Nov

Starke Frauen für die Roten

Vor 110 Jahren wurde das erste weibliche Mitglied beim FC Bayern aufgenommen - der Beginn der Frauen-Power in unserem Verein.

„Das Bayerland“ wurde eifrig gelesen - was in der seit 1889 verlegten „Illustrierten Wochenschrift für Bayerns Volk und Land“ geschrieben stand, war also schnell weit verbreitet. So wie auch diese achtzeilige Randnotiz aus den Vereinsnachrichten des MSC aus dem März 1911. Frau Margarete Fürst, wohnhaft im Oberanger 25/IV 1., wurde da unter der Überschrift „Fußballabteilung Bayern, Neuanmeldungen“ aufgeführt, gleich hinter Otto Kraus und vor ihrem Ehemann Max Fürst. Eine Frau und sechs Männer, die beim Vorstand der „F.A. Bayern im Münchener SC“ um Aufnahme baten, die natürlich gewährt wurde.

Margarete Fürst kam nicht einfach so zum Fußball. Ihre Söhne Max und Fritz spielten seit 1909 beim FC Bayern. Sie waren bis 1921 bzw. 1927 aktiv, Fritz lief als zweiter Bayern-Spieler überhaupt für die Nationalmannschaft auf. Kein Wunder, dass der Vater und eben auch die Mutter ebenfalls Mitglieder werden wollten. Frauen im Verein, das war im Fußball damals noch unüblich, in den anderen Abteilungen des fortschrittlich organisierten MSC aber nicht: Schon ab 1911 gab es eine aktive Hockey-Frauenmannschaft. Margarete Fürst war nur passives Mitglied - eine Vorreiterrolle nahm sie trotzdem ein.

1921 gab es schon 18 weibliche Mitglieder

Man muss tief ins Archiv des FC Bayern Museums blicken, um die Geschichte der ersten prägenden Frauen im Klub nachzuvollziehen. Im Jahr 1921 weist die Mitgliederstatistik unter 813 Mitgliedern immerhin schon 18 Frauen aus, die alle keinen Sport beim FC Bayern trieben, sondern die aktiven Mitglieder im Hintergrund unterstützten. Und sie hatten natürlich bestimmte Vorstellungen vom Vereinsleben. So wurde etwa im April 1929 über das Vereinsmedium zum „Maitanz“ im dekorierten Saale des Tierpark-Restaurants geladen. Der Einleitungssatz: „Ein viel geäußerter Wunsch unserer verehrten Mitglieder und insbesondere auch der Damen wird erfüllt.“

Die Frauen waren schnell nicht nur dabei, sondern gerne mittendrin. Ihre Verdienste wurden lange jedoch vor allem in Nebensätzen gelobt. 1930 zum Beispiel wurde die „aufopferungsvolle Sammeltätigkeit und der große Mut der Damen des Jugendausschusses“ hervorgehoben, ohne die die Weihnachtsfeier in der Wirtschaftskrise hätte ausfallen müssen. Und im selben Jahr durften weibliche Mitglieder erstmals aktiv Sport treiben. Nicht auf dem Fußballplatz, dafür aber auf der Skipiste. Die „Aufnahme von Damen in die Skiabteilung“ stand auf der Mitgliederversammlung „als wichtigster Punkt auf der Tagesordnung“. Die Ski-Frauen waren die ersten Athletinnen des FCB. Erfolge stellten sich schnell ein. Schon ein Jahr später ging „Fräulein Kröninger“ bei den Bayerischen Meisterschaften an den Start und freute sich über den sechsten Platz. Das Resümee in den „Clubnachrichten“ lautete: „Da soll noch jemand etwas über unsere Damen sagen.“ Kein männlicher Skifahrer erreichte eine bessere Platzierung.

Weibliche Führungskräfte in den 1920ern

Man schätzte die Frauen auf allen Ebenen, auch in der Vereinsleitung. Als erste Frau in den Hauptausschuss - dem Organ unter der damals fünfköpfigen Vorstandschaft - wurde auf der Jahreshauptversammlung 1928 laut „Clubnachrichten“ eine gewisse „Frau A. Gareis“ gewählt. Ihr Vorname war Auguste und sie zeichnete verantwortlich als Mitgliederwartin. Das war damals, vor knapp 100 Jahren, ein nicht zu unterschätzender Posten. Zwar hatte der Verein nur einen Bruchteil der heutigen Mitglieder, ihnen jedoch kam eine wichtige Rolle zu. Spenden - finanzieller wie sachlicher Art - wurden stets über die Vereinsangehörigen rekrutiert. Fünf Jahre lang, bis 1933, managte Auguste Gareis als eines von zehn Hauptausschuss-Mitgliedern diesen Bereich. Unter ihre Amtszeit fällt auch der Aufruf zur Einführung sogenannter „Altherrenabende“: „Gemeinsame Zusammenkünfte, vielleicht einmal im Monat, zu zwangloser Unterhaltung - wobei die Damen nicht immer ausgeschlossen sein müssten.“

51_Frauenpower_Gareis_CN28-7

Wer tief im Archiv recherchiert, findet in den „Clubnachrichten“ früh Belege für den Einsatz der Frauen. Diese Notiz stammt aus dem Jahr 1928.

Die FCB-Frauen trugen nicht nur zu gelungenen Abenden bei, sondern auch zum sportlichen Erfolg. So geschehen beim Gewinn der ersten Deutschen Meisterschaft des FC Bayern im Jahr 1932. Weil sich Trainer Richard Dombi und seine Mannschaft vor dem Endspiel in Nürnberg (2:0 gegen Eintracht Frankfurt) von der Presse abschotten wollten, überließen sie am Final-Ort in Franken nichts dem Zufall. Bei der Buchung im „Württemberger Hof“ wurde daher ein wenig geflunkert. Der 20-köpfige Tross mietete für die Spieler sechs Doppelzimmer an - offiziell für Ehepaare. Und das, obwohl keine einzige Frau dabei war. Die Presse kam nicht dahinter, die Spielvorbereitung konnte in Ruhe vonstattengehen und der erste Titel erspielt werden. Mit indirekter Hilfe der Gattinnen.

1932_Header2_sw_Kopie

Auch bei der Feier der ersten Meisterschaft 1932 waren Frauen selbstverständlich dabei.

Der erste weibliche Edelfan

Ein echter Edelfan war damals schon das spätere Ehrenmitglied Frieda Wegner. Die Telefonistin der Firma „Runo“, in der auch der begnadete Bayern-Stürmer Josef Pöttinger angestellt war. „Damische Ballstößler“, so dachte Wegner über die Fußballer, bis „Pötschke“ ihr kurzerhand eine Tribünenfreikarte für ein wichtiges Meisterschaftsspiel schenkte. Seither, heißt es in den „Clubnachrichten“, war es „um die Friedl geschehen“. 1932 wurde sie Mitglied, 1992 Ehrenmitglied. Zu ihrer 20-jährigen Mitgliedschaft wurde sie mit folgenden Worten gewürdigt: „Bayern-Siege schätzte sie höher als das Christkindl. Bayern-Niederlagen ertrug sie würdevoll ernst.“ Sie hat beides erlebt, denn Frieda Wegner war so etwas wie die erste Allesfahrerin des Vereins: „Vielen männlichen Mitgliedern ein Vorbild.“

Wenn neue Abteilungen gegründet wurden, wandte sich der Vorstand stets an interessierte Damen und Herren. Bereits 1930 wurde über eine Tennis-Sparte nachgedacht. 1933 wollte man eine Tischtennis-Abteilung gründen, für die sich mehrere Frauen und Männer bereits gemeldet hatten. Tennis wurde nie gespielt, Tischtennis erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Danach aber standen auch Frauen an der Platte, erstmals finden sie in den „Clubnachrichten“ im Jahr 1950 Erwähnung („wir hoffen, bis zum Herbst eine Mannschaft gründen zu können“). Genau wie in der Handball-Abteilung, die kurz nach dem Krieg gegründet wurde - und sogar im eigenen Blatt „Bayern-Handball“ über die ersten Frauen in ihren Reihen schrieb. Zunächst fehlten noch einige Damen für eine ganze Mannschaft, aber im selben Jahr ging ein Frauen-Team an den Start. Gleich im ersten Spiel gelang ein 6:0 gegen den MTV. Im November 1950 wurde bereits eine zweite Mannschaft gegründet, 25 Jahre später waren die Handball-Frauen sogar Gründungsmitglied der Bundesliga.

Fußball-Pionierin Maria Meissner

Im Jahr 1970 wurde zum Aufbau der Frauenfußball-Abteilung ein regelrechtes „Casting“ einberufen. Die Unterstützung kam von höchster Stelle: Federführend bei der Gründung waren Präsident Wilhelm Neudecker und Geschäftsführer Walter Fembeck, als erster Abteilungsleiter fungierte Hans Press, Betreuerin war Maria Meissner, die bereits seit Mitte der 60er Jahre als Schiedsrichterin für den FC Bayern aktiv gewesen war - als Frau damals eine absolute Besonderheit. „Nach ihrer Pfeife tanzen die Fußballer. Frau Meissner gehört zu jenen Damen, die beim DFB die Prüfung als Schiedsrichterinnen erfolgreich abgelegt und sich inzwischen auch auf dem grünen Rasen bewährt haben. Eigentlich eine logische Entwicklung, nachdem wir längst Politikerinnen haben und der Damenfußball in Deutschland einen so großen Aufschwung genommen hat. Höhere Aufgaben scheinen allerdings den Männern vorbehalten zu sein. Fragt sich nur, wie lange noch“, schrieb der „Kicker“ damals in einem Artikel über sie.

imago0018333501h

Maria Meissner war für den FC Bayern seit den 60ern als Schiedsrichterin aktiv. Später war sie Betreuerin der Fußball-Frauen und kümmerte sich als „Mutter der Pokale“ bis ins hohe Alter darum, dass die vielen Trophäen des FC Bayern immer in vollem Glanz erstrahlten.

Die neue Frauen-Abteilung wurde dank des geballten Fachwissens verdammt ernst genommen. Und somit war es auch keine Überraschung, dass der erste Deutsche Meistertitel von Frauen beim FCB im Jahr 1976 auf dem Fußballfeld gewonnen wurde. Auch in der vergangenen Saison stand für die FC Bayern Frauen am Ende der hochverdiente Titel, heute haben sie längst ein anderes Standing als die Pionierinnen der Abteilung. Und auch generell hat sich der Anteil der Frauen unter den Mitgliedern natürlich deutlich erhöht. Heute sind weit über 30.000 Frauen angemeldet, rund 300 sind sogar im Verein aktiv. Für sie alle hat Margarete Fürst damals, vor 110 Jahren, den Weg geebnet.

Auch für die Zukunft sieht es für die Frauen beim FC Bayern gut aus!

Themen dieses Artikels

Diesen Artikel teilen