
Comeback einer Kämpferin: Über ein Jahr lang musste Ivana Rudelić nach ihrem Kreuzbandriss im März 2021 auf ihre Rückkehr auf den Platz warten. Am Sonntag gab die FC Bayern-Stürmerin ihr Comeback beim Zweitligaspiel der FCB-Reserve gegen Tabellenführer Meppen. Im Interview spricht die 30-Jährige über ihre Reha, ihr Comeback, was ihr in der Zeit geholfen und was sie gelernt hat.
Ivana Rudelić im Interview
Servus, Ivana! Wie fühlen sich die ersten Pflichtspielminuten nach einer so langen Verletzungspause an?
„Es war sehr schön und sehr befreiend. Man lässt nochmal die gesamte Reha Revue passieren und blickt darauf zurück, was man in den letzten Monaten geleistet hat. Und man belohnt sich dafür. Ich konnte es am Anfang gar nicht so richtig begreifen, dass ich jetzt wirklich ein Spiel vor mir habe. Es war etwas surreal. Endlich ist man in der Kabine und bei der Vorbereitung wieder als Spielerin dabei - nicht mehr „nur“ als Zuschauerin.“
Wie weit bist Du schon wieder und woran musst Du noch arbeiten?
„Ich bin fitter denn je. Die Reha hier beim FC Bayern hat mich schon echt gefordert - aber noch viel mehr gefördert. Ich merke, dass ich sehr stabil und sehr robust bin. Es ist cool, auch mit 30 Jahren sagen zu können ‚so fit war ich noch nie‘. Dennoch fehlt mir jetzt noch die fußballerische Ausdauer. Klar, ich bin in der Reha sehr viel gelaufen, aber das ist nicht das gleiche wie im Spiel, wo man kurze Antritte und immer unterschiedliches Tempo hat. Da muss ich noch was aufbauen.“

Come back stronger ist die gängige Floskel bei schweren Verletzungen. Aber es ist tatsächlich was dran, oder?
„Ja, da ist absolut was dran. Am Anfang der Reha sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Aber im Nachhinein wird man mental wie auch körperlich stärker. Wenn man während der Reha einfach sieht, was in einem steckt. Durch die ganzen Testungen, etwa bei der Isokinetik, wird man sich bewusst, was der eigene Körper eigentlich leisten kann.“
Wie verlief die Reha für Dich? Was lief gut und was war hart?
„Die Reha verlief sehr, sehr gut. Ich hatte wenige bis gar keine Tiefen. Da bin ich meinem Körper und besonders dem Trainerteam sehr dankbar, dass sie so akribisch mit mir gearbeitet haben. Es ist natürlich tagtäglich sehr anstrengend. Man hat fast jeden Tag zwei Einheiten und ist oft von morgens bis abends voll eingespannt - mehr als im normalen Spielbetrieb.“
Konnten Dir andere Spielerinnen, wie etwa Jovana oder Giulia, mit ihrer Erfahrung aus ihrer Rehazeit besonders helfen oder beistehen?
„Die haben mich alle sehr unterstützt, ja. Ich war schon oft alleine beim Training. Da haben mir die Mädels sehr geholfen. Wenn ich den nächsten Step gemacht habe, wenn ich den ersten Lauf machen durfte, dann haben mir die Mädels oft eine Karte geschrieben oder Schokolade lag auf meinem Platz oder mir einfach gut zugeredet und mir gratuliert. Manchmal ist man auch einfach nur k.o. und genau zur rechten Zeit kamen dann aufmunternde Nachrichten, wie ‚Es geht bald bergauf, Ivana‘ oder ‚Morgen geht’s wieder deutlich besser‘. Die Mädels wussten da oft ganz genau, in welcher Rehaphase ich gerade bin und haben mich da mental total unterstützt. Das war sehr schön.“
Was hast Du aus dieser Zeit gelernt?
„Zum einen, dass ich wirklich noch mehr Vertrauen in meinen Körper haben kann. Oft hat man Bedenken, ob man wieder so kicken kann wie vorher oder ob das Knie wieder so stabil wird wie vorher. Da bin ich schon sehr dankbar, denn es ist nach so einer Verletzung nicht selbstverständlich, dass man wieder so zurückkommt. Und darüber hinaus habe ich eine große Demut davor, Fußball spielen zu können, und bin wirklich mit ganzem Herzen dabei. Ich bin sehr dankbar, gesund zu sein. Das klingt auch nach einer Floskel, aber letztendlich ist es genau das: Man muss echt dankbar sein.“
Ist das etwas, was Du jetzt auch anderen Spielerinnen mit auf den Weg geben kannst, die das gleiche Schicksal ereilt?
„Auf alle Fälle. Wenn man in manchen Momenten alles nur schwarz sieht, kann ich allen versichern: Nach einer gewissen Zeit kommt man aus diesem Tief auf jeden Fall wieder raus. Egal, wie niedergeschmettert man gerade ist. In dem Moment sieht man es selbst noch nicht, aber da hilft es, von jemandem zu hören, der das gleiche durchgemacht hat, dass es wieder bergauf geht.“
Was sind jetzt Deine nächsten Ziele?
„Ich will natürlich weiterhin hart trainieren und an mir arbeiten. Vielleicht kann ich mich nochmal für einen Kaderplatz in der ersten Mannschaft anbieten. Ich will zeigen, dass man auf mich zählen kann und dass ich bereit bin. Ich werde über die Saison hinaus mit unserer 2. Mannschaft spielen und mir Spielpraxis holen. Training ist das eine, aber im Spiel holt man sich nochmal ein anderes Selbstvertrauen. Und zur neuen Saison will ich in der Vorbereitung voll dabei sein, als wäre ich nie raus gewesen.“
Das Thema Fitness wird bei den FCB-Frauen groß geschrieben.
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