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Linda Dallmann im Interview: „Fokus auf Stärke und Beweglichkeit“

1,58 Meter voller Energie, das ist Linda Dallmann. Damit sie es auf dem Rasen mit jeder Gegnerin aufnehmen kann, arbeitet die Mittelfeldspielerin des FC Bayern gezielt an ihrer Fitness. Im Clubmagazin „51“ erklärt sie, dass Muskeln und Köpfchen die Basis ihres Spiels sind. Hier ein Auszug des Interviews.

Linda, woher kommt deine Leidenschaft für Fitnesstraining und Muskelaufbau?
„Ich habe vier ältere Brüder! Als die angefangen haben zu trainieren, habe ich gesagt: Da mache ich mit! Damals war ich 14 oder 15 Jahre alt. Insofern habe ich meinen Brüdern viel zu verdanken. Wir teilen diese Leidenschaft bis heute und tauschen uns dazu aus.“

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Linda Dallmann arbeitet gezielt am Muskelaufbau.

Du trainierst viel und zeigst dich so auch auf Instagram. Im Männerfußball ist diese Inszenierung verbreitet, bei den Frauen noch eher die Ausnahme.
„Die Männer werden generell mehr mit Fitness und Muskeln in Verbindung gebracht. Aber ich finde es gut, wenn sich da auch Frauen in den Vordergrund spielen - das ist ja ein Lifestyle! Ich bin eine, die gerne Sport macht und das genauso gerne zeigt. Zwischen Männern und Frauen sollte man da also keinen Unterschied machen.“

Dein FC Bayern-Kollege Leon Goretzka hat im Sommer 2020 für Schlagzeilen gesorgt, als er mit Mega-Muskeln aus der Corona-Pause zurückkam. Hast du die vergangenen zwei Jahre auch genutzt, um fitter zu werden?
„Das Fitnesstraining ist in der Pandemie mehr geworden. Schon allein deswegen, weil ich mich zu Hause ausgestattet habe mit Geräten und mich mehr mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Ich bin sogar in eine andere Wohnung gezogen, in der ich Platz für ein eigenes, kleines Studio hatte. Aber ich versuche generell stets, mich weiterzuentwickeln: Fitness, Muskelaufbau, Ernährung - alles, was dazugehört, um Leistung zu bringen.“

Hast du dich mal mit Leon Goretzka ausgetauscht?
„Nein, das nicht. Aber ich habe natürlich gesehen, wie die körperliche Entwicklung seinem Spiel geholfen hat. Bei mir ist das ähnlich. Ich bin mit 1,58 Metern eine eher kleine Spielerin, ich muss also andere Stärken nutzen und ausbauen.“

Wärst du ohne intensives Training im Spiel unterlegen?
„Ich muss wissen, wie ich gegen größere oder schwerere Gegnerinnen spiele. Wichtig ist, dass ich schnell vom Fleck komme. Gerate ich gegen die im Stand in einen Zweikampf, wird es schwer. Ich muss also auf der einen Seite mit Kraft dagegenhalten können und gleichzeitig möglichst schnell aus der Situation wieder rauskommen. Deswegen lege ich den Fokus meines Trainings auf Stärke und Beweglichkeit.“

Wie wirken sich diese Attribute im Spiel aus?
„Größere Spielerinnen brauchen mehr Zeit, um die Richtung zu wechseln. Je schneller ich aus dem Zweikampf komme, desto besser. Im Grunde ist es im Fußball ja meist so, dass man erst eine Art Aufprall hat - sei es im Zweikampf oder mit der Ballannahme - und erst danach dazu kommt, Fußball zu spielen. Und: Wenn ich hinfalle, den Ball verliere oder mich verletze, kann ich nichts mehr mit dem Ball machen.“

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Die Mittelfeldspielerin setzt auf Stärke, Beweglichkeit und Schnelligkeit.

Mehr Kraft bedeutet also mehr Zeit am Ball?
„Mehr Kraft tut dem Spiel schon gut. Wenn ich stabil und schnell um meine Gegenspielerin komme, kann ich den Kopf heben und die nächste Option einleiten. Das hängt alles zusammen. Und für mein Spiel ist es wichtig, weil ich aufgrund meiner Position eben oft nach einem Zweikampf den entscheidenden Pass spielen muss. Durch die zusätzliche Stabilität verschaffe ich mir diese Zeit.“

Gab es einen Auslöser für den verstärkten Fokus auf das Fitnesstraining?
„2018 hatte ich meinen ersten Muskelbündelriss. Das Problem: Das war erst eine Zerrung, dann ein Faserriss, dann wurde es ein Bündelriss - am Ende sogar in beiden Oberschenkeln. Eine Verletzung, die sich wirklich durch meine eigene Unvernunft verschlimmert hat. Am Ende habe ich rund zwölf Wochen gefehlt. Das war ein Moment, in dem ich mir gedacht habe, dass ich meine Prioritäten anders setzen muss.“

Es scheint sich auszuzahlen. In den vergangenen zwei Jahren warst du weitgehend verletzungsfrei.
„Um ehrlich zu sein ist das der Hauptgrund für das Krafttraining. Es geht mir nicht vorrangig um krassen Muskelaufbau oder eine prollige Inszenierung, sondern darum, möglichst viele Spiele zu machen. Viele meiner früheren Verletzungen habe ich mir selber zuzuschreiben. Ganz klar: In Zeiten, in denen ich weniger ausgeglichen trainiert habe, war ich öfter verletzt.“

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Das Krafttraining hilft der 27-Jährigen Verletzungen vorzubeugen.

Schauen die anderen Spielerinnen des FC Bayern in Sachen Fitnesstraining zu dir auf?
„Wenn wir bei den Bayern Krafttraining machen, dann fragen die Jüngeren schon mal nach. Ich teile gerne meine Erfahrung, aber die ersten Ansprechpartner sind natürlich unsere Coaches. Mein Eindruck: Besonders junge Fußballerinnen achten vor allem auf das Fußballerische auf dem Platz und weniger auf das Drumherum. Muskelaufbau steht da nicht an erster Stelle. Aber man muss eben sehen, was es alles braucht, um stabil zu sein im Spiel und im Zweikampf. Was es braucht, um sich nicht zu verletzen.“

Sollte Krafttraining also schon im Jugendbereich ein größerer Schwerpunkt sein?
„Ich finde schon. Bei Frauen ist es vielleicht sogar noch mal ein Stück wichtiger als bei Männern. Wir sind einfach anders gebaut und haben zum Beispiel diese extreme Gefahr für Kreuzbandverletzungen. Wenn im Training viel Wert auf Stabilisation, Mobilisation und Kräftigung gelegt wird, haben die Mädels die beste Voraussetzung, um lange und verletzungsfrei zu spielen.“

Auch für das DFB-Pokal-Halbfinale wird Linda Dallmann alle Kräfte mobilisieren: