PASION, AMBICION, FUTURO – Leidenschaft, Ehrgeiz, Zukunft prangt in roten Lettern auf der Haupttribüne des Estadio Jesús Navas. Die „Pasion“ ist am Sonntagabend, den 19. Januar, im Süden Sevillas deutlich zu spüren. #ElGranDerbi findet statt - das Stadtderby zwischen den Frauen des FC Sevilla und Real Betis. Mittendrin im Prestigeduell: Mittelfeldspielerin Natalia Padilla Bidas, die für die Saison 2024/2025 vom FC Bayern an den FC Sevilla ausgeliehen wurde. Francisco De Sá Fardilha, Technischer Leiter der FCB-Frauen, ist in ständigem Austausch mit den Leihspielerinnen der Münchnerinnen. Dieses Mal kann er Natalia sogar live im Stadion spielen sehen: Die FC Bayern Frauen absolvieren ihr einwöchiges Wintertrainingslager südlich von Sevilla und bereiten sich nur wenige Kilometer von Natalias Spielstätte entfernt auf die anstehende Rückrunde vor.
„Nunca te rindas“: Padilla Bidas‘ Rückkehr zu alter Stärke
„Es ist immer wichtig, Leihspielerinnen live spielen zu sehen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. So bekomme ich nicht nur einen Eindruck von ihrer Leistung auf dem Platz, sondern auch vom Umfeld und kann das Vertrauen zum Leihverein ausbauen“, sagt Francisco De Sá Fardilha auf dem Weg ins Stadion. Seine Winterjacke konnte der Technische Leiter im Auto lassen. Ein Stadionbesuch Mitte Januar in Sevilla ist mit einem in Deutschland nicht zu vergleichen – hier wird es zu dieser Zeit des Jahres erst um 19 Uhr dunkel und die Sonne schickt regelmäßig wärmende Strahlen ins Estadio Jesús Navas.
Kurz vor Anpfiff füllt sich die Haupttribüne, rund 3.000 Menschen schauen sich das Derby in der Liga F, der höchsten spanischen Spielklasse, zwischen dem Tabellenzehnten FC Sevilla und dem 13. Real Betis an. Aber es klingt, als wären deutlich mehr Fans im Stadion: Die Anhänger beider Vereine trommeln und klatschen, dann wird mit voller Inbrunst die Hymne des FC Sevilla gesungen. Die Teams stellen sich auf, Natalia Padilla Bidas mit der Nummer 22 nimmt ihre Position rechts außen ein. Seit ihrem Wechsel zu Sevilla spielt die 22-Jährige jede Partie von Anfang an, nur ein Spiel verpasste sie aufgrund muskulärer Probleme. So gut lief es in letzter Zeit nicht immer – in der Saison 2023/2024 war die Mittelfeldspielerin zunächst vom FC Bayern an den 1. FC Köln ausgeliehen. Dort bekam Padilla Bidas nicht viel Einsatzzeit.
„In Köln hatte ich eine schwierige Saison, aber auch daraus habe ich gelernt. Hier in Sevilla habe ich mein Selbstvertrauen wiedergefunden. Endlich bin ich wieder die ‚echte‘ Natalia Padilla Bidas, die Tore schießt und im Verein und der Nationalmannschaft alles gibt“, erzählt sie. Damit erfüllt die Polin bereits ein großes Motto des FC Sevilla: „Nunca te rindas“, auf Deutsch: „Niemals aufgeben“. Das zeigt sie auch auf dem Spielfeld im Derby. Bereits in der fünften Minute sorgt sie mit einer schönen Hereingabe von rechts für Gefahr im Sechzehner von Real Betis. Nur kurze Zeit später spielt sie einen starken Doppelpass und treibt ihre Mitspielerinnen zu mehr Genauigkeit an. Dennoch dauert es bis zur 54. Minute, bis das überlegende Team des FC Sevilla durch Lucía Moral in Führung geht. Nach einer Stunde ist der Arbeitstag für Natalia Padilla Bidas vorbei und sie verlässt nach einer guten Leistung den Platz.
„Ich bin zufrieden, hätte aber noch mehr in Dribblings und Zweikämpfe gehen können“, sagt sie im Anschluss. De Sá Fardilha lobt die Leihspielerin: „Natalia hat hart gearbeitet und es dem Gegner sehr schwer gemacht. Ich denke sie hatte einen großen Einfluss.“ In der 78. Minute baut Sevilla die Führung durch Millaray Cortès aus. Real Betis weiß sich zunehmend nur noch mit Fouls zu helfen und die Stimmung im Stadion und auf dem Platz wird hitziger. Nach Abpfiff ist dann beim Jubeln kein Halten mehr: Padilla Bidas und ihre Teamkolleginnen stürmen auf den Platz und feiern mit ihren Fans den verdienten Derbysieg.
Teil der FC Bayern-Familie
Auch auf den Rängen ist der Stolz der rot-weißen Anhänger zu spüren. Sonnenblumenkerne, die in Spanien ein klassischer Stadion-Snack sind, fliegen durch die Luft, Schals werden geschwenkt. Maria, Andrea und Marta sind bei jedem Heimspiel im Stadion, doch heute ist es ein ganz besonderes Erlebnis: „Wir feuern unser Team in jedem Spiel an, aber das Derby gegen Real Betis ist das aller wichtigste! In solchen Partien brauchen wir Natalia Padilla Bidas ganz besonders. Sie ist schnell und hat einen guten Abschluss. Sie geht immer in den Angriff und ist einfach eine tolle Offensivspielerin. Wir wären so traurig, wenn sie nach der Saison wieder geht!“ Hannelore und ihre Freundinnen sind eine Generation älter, doch die Emotionen sind die gleichen: „Wir sind große Fans und haben Dauerkarten. Für uns sind alle Spiele wichtig, aber das Stadtderby ist etwas Besonderes. Natalia hat toll gespielt, sie passt gut zum FC Sevilla, ist taktisch stark und hat eine großartige Spielübersicht.“
Fast zwanzig Minuten tanzt und singt Natalia Padilla Bidas mit ihren Teamkolleginnen und den Anhängern des FC Sevilla. Dann kommt sie freudestrahlend auf Francisco De Sá Fardilha zu, der im Spielerinnentunnel auf sie wartet. „Sevilla ist rot-weiß“, verkündet sie stolz. Dann unterhalten sich die beiden über die Partie und Natalias Leistung auf dem Platz. Auch die Direktorin Amparo Gutierrez der Sevilla Frauen stößt dazu. Die Kommunikation zwischen den Vereinen und der Leihspielerin funktioniert gut. „Francisco, Amparo und ich sind in regelmäßigem und gutem Austausch. Das hilft mir sehr, weil ich dadurch das Vertrauen spüre, das mir beide Vereine entgegenbringen“, so Padilla Bidas.
„Ich spüre das Vertrauen, das mir beide Vereine entgegenbringen.”
Natalia Padilla Bidas
Mit dem Verleihen von Spielerinnen verfolgen die FC Bayern Frauen ein durchdachtes Konzept. „Wenn wir eine Spielerin verpflichten, haben wir einen genauen Plan, aber auch eine Verantwortung für diese Person. Das bedeutet, dass wir Spielerinnen nicht nur ausleihen und dann vergessen, sondern die Entwicklung genau verfolgen. Das ist uns sehr wichtig, das macht das ‚Mia San Mia‘ aus. Alle Leihspielerinnen bleiben Teil der FC Bayern-Familie und das sollen sie auch spüren“, erklärt De Sá Fardilha. Aktuell sind neben Padilla Bidas noch fünf weitere Spielerinnen verliehen (fcbayern.com berichtet im Format Loan Watch in regelmäßigen Abständen über die Leihspielerinnen des FCB): Samantha Kerr (beim Liverpool FC), Ana Maria Guzmán (Utah Royals FC), Jill Baijings (Aston Villa), Karólína Lea Vilhjálmsdóttir (Bayer 04 Leverkusen) und Cecilía Rán Rúnarsdóttir (Inter Mailand).
Selbstbewusst ins Jahr 2025
Für Natalia Padilla Bidas wird das Jahr 2025 ein spannendes. Ihre Leihe an den FC Sevilla endet nach der Saison. Mit der polnischen Nationalmannschaft qualifizierte sie sich für die Europameisterschaft in der Schweiz, die nun im Sommer ansteht. Bislang konnte die 22-Jährige sich immer wieder beweisen, wurde vor ihrem Wechsel zum FC Bayern mit Servette FC Chênois Féminin Schweizer Meisterin und Torschützenkönigin und zeichnete sich in der Nationalmannschaft mit Toren und Assists aus. Auch von Rückschlägen ließ sich Padilla Bidas nicht unterkriegen und befindet sich somit auf einem guten Weg. „In der vergangenen Spielzeit fiel Natalia die Umstellung von der Schweizer Super League auf die Bundesliga etwas schwer, doch sie konnte beim 1. FC Köln viel lernen. Dieses Jahr sehen wir in Sevilla wieder die Natalia, die wir in der Schweiz gescoutet haben. Sie hat eine wichtige Rolle im Team eingenommen und wir gehen davon aus, dass sie sich weiter so gut entwickelt und hoffentlich eines Tages zurück nach München kommt, um hier ihre Tore zu schießen“, sagt Francisco De Sá Fardilha.
Padilla Bidas hat nicht nur im Stadtderby von Sevilla gezeigt, was sie ausmacht. Selbstbewusst formuliert die Mittelfeldspielerin ihre Ziele: „Kurzfristig will ich Topscorerin beim FC Sevilla werden. Langfristig will ich eine der Besten in Europa sein.“ Demnach erfüllt sie voll und ganz das Motto des spanischen Vereins: Natalia Padilla Bidas wird voller Leidenschaft und Ehrgeiz alles für eine vielversprechende Zukunft geben - PASION, AMBICION, FUTURO.
Das Trainingslager der FC Bayern Frauen im großen Recap:
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