
Deutsche Meisterinnen gegen französische Meisterinnen - wenn die FC Bayern Frauen am Dienstag auf dem adidas BaseGround in Herzogenaurach auf OL Lyonnes treffen, ist das mehr als ein gewöhnliches Vorbereitungsspiel. Es begegnen sich zwei Größen des europäischen Frauenfußballs - mit Vergangenheit, Anspruch und Ambitionen. Anstoß ist um 15 Uhr, die Begegnung wird live und exklusiv bei FC Bayern TV PLUS übertragen. Lyon - in den vergangenen Jahren eine der dominierenden Mannschaften im europäischen Frauenfußball - reist mit neuem Wappen, neuem Namen und gewandeltem Selbstverständnis an. Der französische Rekordmeister hat sich nicht nur im Erscheinungsbild, sondern auch strukturell neu aufgestellt. Was sich im Inneren des Spitzenklubs zuletzt verschoben hat - und warum dieses Spiel mehr über die Kräfteverhältnisse im europäischen Frauenfußball offenbart als das Ergebnis allein, lest Ihr hier.
Frankreichs Branchenprimus

Die Frauenabteilung von Olympique Lyon entstand 2004 aus der traditionsreichen Mannschaft des FC Lyon, die bereits 1970 gegründet wurde. Mit dem Wechsel unter das Dach des großen Stadtrivalen erhofften sich die Spielerinnen ein professionelleres Umfeld - und sie bekamen es. Bereits 2007 folgte der erste Meistertitel. In den vergangenen 19 Jahren verpasste das Team nur einmal die nationale Krone und gewann zudem achtmal die Champions League.
Nun schlägt der französische Rekordmeister jedoch ein neues Kapitel auf. Eigentümerin Michelle Kang hat den Klub grundlegend neu ausgerichtet - strukturell, visuell und strategisch. Zur Saison 2025/26 firmiert das Team unter dem Namen OL Lyonnes, einer Wortschöpfung aus „Lyon“ und dem französischen „Lionnes“ (Löwinnen). Um die Verbundenheit zu Lyon zu symbolisieren, wurde das "i" mit dem "y" aus dem Stadtnamen ersetzt. Auch das Wappen wurde neu gestaltet: Es zeigt eine rot-goldene Löwin mit Flamme, Krone und drei Sternen. Ein Symbol für Titel, Energie und Eigenständigkeit.

Doch das Rebranding geht über Symbolik hinaus. Künftig tragen die Löwinnen ihre Heimspiele dauerhaft im 59.000 Zuschauer fassenden Groupama Stadium aus. Zudem entsteht auf dem Gelände der bisherigen Jugendakademie ein eigenes „Performance Center“ für das Frauen-Team. Die Ausstattung wird an die spezifischen Bedürfnisse von Profifußballerinnen angepasst – inklusive Rückzugsräumen für Mütter, zusätzlichen Besprechungsräumen und eines eigenen Museums.
Nationale und internationale Titelsammlung

Mit 18 nationalen Meisterschaften ist OL Lyonnes nicht nur der erfolgreichste Klub Frankreichs, sondern auch ein Symbol für Konstanz im Frauenfußball. Seit dem ersten Titelgewinn in der Saison 2006/07 dominierte die Mannschaft die heimische Liga fast durchgehend. Lediglich 2020/21 wurde die Serie unterbrochen - um einen Punkt, zugunsten von Paris Saint-Germain. Auch im Pokalwettbewerb, der Coupe de France féminine, führt Lyon die Statistik mit zehn Trophäen an, wenngleich der Einzug ins Finale zuletzt zweimal verpasst wurde.
In Europa gilt Lyon ohnehin als Referenz. Achtmal gewann der Klub die Champions League - kein anderer Verein hat auch nur annähernd so oft triumphiert. Zwischen 2015/16 und 2019/20 sicherte sich Lyon die Trophäe sogar fünfmal in Folge - ein Rekord, der nicht nur im Frauen-, sondern auch im gesamten europäischen Vereinsfußball einzigartig ist.
Der Kader: Erfahrung trifft auf Perspektive

OL Lyonnes verfügt über einen Kader, der europäische Spitzenqualität bietet. Im Tor steht mit Christiane Endler eine der erfahrensten Torhüterinnen des Kontinents, mit Stationen bei PSG, Lyon und Chelsea. In der Abwehr führt Kapitänin Wendie Renard eine eingespielte Linie an, unterstützt von den französischen Nationalspielerinnen Selma Bacha und Alice Sombath sowie der Dänin Sofie Svava.
Im Mittelfeld zählt Melchie Dumornay zu den auffälligsten Spielerinnen, Kadidiatou Diani, Lindsey Heaps und Ada Hegerberg sorgen in der Offensive für mächtig Gefahr im Spiel der Französinnen. Mit der deutschen Nationalspielerin Jule Brand sowie Marie-Antoinette Katoto wechselten in diesem Sommer zwei weitere Offensivakteurinnen zu den achtmaligen Champions Leauge-Siegerinnen. Zudem steht seit dieser Saison Jonatan Giráldez an der Seitenlinie: Der Spanier gewann mit dem FC Barcelona zweimal die Champions League und drei nationale Meisterschaften. Zuletzt trainierte er Washington Spirit in den USA.
Verflochtene Wege: Spielerinnen mit Stationen bei Bayern und Lyon

Bereits mehrere Spielerinnen trugen sowohl das Trikot des FC Bayern als auch jenes von OL Lyonnes. Olympiasiegerin Vanessa Gilles, die ab dieser Saison für die Münchnerinnen spielt, kam unmittelbar aus Lyon, wo sie in den vergangenen drei Jahren dreimal die französische Meisterschaft und einmal den Pokal gewann. Sie folgt damit einer Reihe von Profis, deren Karriere die Wege zwischen den beiden Klubs kreuzten.
Sara Däbritz etwa gewann als Bayern-Spielerin die deutsche Meisterschaft, ehe sie über Paris Saint-Germain nach Lyon wechselte, wo sie zuletzt aktiv war. Den umgekehrten Weg ging Saki Kumagai, die in acht Jahren mit Lyon zahlreiche nationale und internationale Titel sammelte - darunter fünf Champions-League-Triumphe in Serie, bevor sie 2021 zum FC Bayern wechselte und dort zwei Jahre lang aktiv war.
Laura Benkarth trug zwischen 2018 und 2023 das Bayern-Trikot, ehe sie nach Lyon wechselte. Nach zwei Spielzeiten kehrte sie nun zu ihrem Heimatverein SC Freiburg zurück. Auch Caro Simon spielte in der Saison 2018/19 für die Französinnen auf und gewann in jener Saison das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. Diese Wechsel zeigen, wie eng die Verbindungen zwischen den beiden europäischen Spitzenclubs sind - und zugleich, wie hoch der sportliche Anspruch auf beiden Seiten ist.
Bisherige Aufeinandertreffen

Die FC Bayern Frauen kennen OL Lyonnes als Gegner bereits aus der Champions League: In fünf Duellen trafen die beiden Mannschaften aufeinander. Die letzten Duelle gab es in der vergangenen Saison im Rahmen des Champions Leauge-Viertelfinals. Trotz einer couragierten Leistung mussten sich die Münchnerinnen letzten Endes mit 0:2 und 1:4 geschlagen geben.
Im Rückspiel der Gruppenphase der Saison 2021/22 gelang dank eines hart umkämpften 1:0-Erfolgs der bislang einzige Pflichtspielsieg gegen die französische Mannschaft, die im selben Jahr den Wettbewerb gewann. Die beiden vorherigen Spiele endeten mit 1:2 aus Münchner Sicht.
Am Donnerstag feierten die FCB-Frauen einen überzeugenden 4:1-Erfolg über Real Madrid:
Themen dieses Artikels