Logo FC Bayern München

Frauen

Logo Telekom
Die FC Bayern Frauen bejubeln den Sieg in Wolfsburg
© Alexander Schreuber / FC Bayern

Starke Reaktion nach Barcelona: Warum der Sieg in Wolfsburg weit mehr als drei Punkte wert ist

Der Ball, der kurz vor dem Abpfiff in einem eleganten Bogen durch den Wolfsburger Strafraum segelte und unhaltbar hinter VfL-Schlussfrau Stina Johannes im Netz einschlug, war mehr als nur der Schlusspunkt. Alara Şehitlers Tor zum 3:1 in der Nachspielzeit war eine Metapher für einen Nachmittag, an welchem die FC Bayern Frauen etwas zurückgewonnen haben, das sich nicht auf einer Anzeigetafel messen lässt: Souveränität. Nur vier Tage nach der 1:7-Niederlage in Barcelona zeigte dieselbe Mannschaft in Wolfsburg nicht nur spielerische Qualität, sondern vor allem eine bemerkenswerte mentale Geschlossenheit.

Kontrolle nach der Krise

Georgia Stanway zieht Klara Bühl am Trikot während des Auswärtsspiels der FC Bayern Frauen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga beim VfL Wolfsburg
© Alexander Schreuber / FC Bayern

Was an diesem Spiel bemerkenswert war, war nicht die individuelle Klasse einzelner Spielerinnen, obwohl Bühls Präzision, Tanikawas Volley und Şehitlers feiner Schlenzer die Geschichte schrieben. Es war die Art und Weise, wie der FCB kollektiv auf eine Extremsituation reagierte. Wolfsburg kam dank des 4:0-Erfolgs über PSG mit Rückenwind aus der Champions League, spielte aggressiv, presste hoch und forderte die Münchnerinnen physisch wie taktisch. Anders als in Barcelona blieben die Bayern diesmal ruhig. Sie passten sich an das Tempo an, absorbierten Druck, ließen den Ball zirkulieren.

In der 27. Minute war es Klara Bühl, die mit einem präzisen Versuch aus halbrechter Position den Rhythmus der Partie verschob. Ein feiner Abschluss aus der Distanz bescherte den Münchnerinnen den ersten Glücksmoment des Nachmittags. Doch erst nach dem 1:1 durch Wolfsburgs Janina Minge in der 48. Minute zeigte sich die eigentliche Entwicklung dieser Mannschaft: Sie verlor weder Struktur noch Kontrolle.

Effizient, präzise und stabil

Momoko Tanikawa bejubelt ihr Tor gegen Wolfsburg.
© Alexander Schreuber / FC Bayern

Der Treffer zur erneuten Führung durch Momoko Tanikawa war ein Sinnbild dafür, was Bayern an diesem Tag anders machte. Eine Flanke von Giulia Gwinn, ein kurzer Aussetzter der Wolfsburger Hintermannschaft und die Japanerin reagierte schneller als alle anderen. Tempo, Klarheit in der Aktion, Entschlossenheit: Besonders hier zeigten die Münchnerinnen heute ein anderes Gesucht. Wolfsburg blieb in der Folge gefährlich, drängte, doch die Münchnerinnen setzten zunehmend auf Struktur statt Hektik.

„Das Spiel war sehr zweikampfbewusst. Es waren zwei Mannschaften, die konsequent vorne gepresst haben. Ich glaube, vor allem in der ersten Halbzeit haben wir es von hinten gut herausgespielt, waren ruhig am Ball und haben Chancen kreiert“, sagte Franziska Kett im Anschluss an die Partie. In dieser Ruhe lag der Schlüssel. Bayern war nicht spektakulär,  aber effizient, präzise und stabil.

Mentalität als eigentliche Wende

José Barcala während des Topspiels beim VfL Wolfsburg.
© Alexander Schreuber / FC Bayern

Nach der Niederlage von Barcelona hätte ein wackliger Auftritt leicht die ohnehin angespannte Atmosphäre verschärfen können. Stattdessen zeigte sich die Mannschaft geschlossen. „Für uns als Team bedeutet dieser Sieg unheimlich viel. Wir kommen aus einer schwierigen Woche. Ich bin sehr stolz, wie die Mannschaft heute aufgetreten ist“, sagte Kapitänin Glódís Viggósdóttir. Es war weniger die Höhe des Ergebnisses als vielmehr die Haltung, die auffiel: Bayern agierte wie ein Team, das nicht auf Reaktion, sondern auf Selbstbehauptung ausgerichtet war.

José Barcala fasste es schlicht zusammen: „Die Mädels haben heute sehr gut gespielt. Wir haben eine starke erste Halbzeit gespielt, im zweiten Durchgang wurde es dann etwas schwieriger.“ Gerade diese Phase nach dem Ausgleich zeigte, dass Bayern imstande war, ein enges Spiel über Konzentration und Organisation zurück auf seine Seite zu ziehen.

Alaras Moment und seine Symbolik

Alara bejubelt das Tor zum 3:1 in Wolfsburg.
© Alexander Schreuber / FC Bayern

Das 3:1 in der Nachspielzeit war kein notwendiges Tor, um das Spiel zu entscheiden, aber es war ein symbolisches. Wolfsburg riskierte in der Schlussphase alles, Bayern blieb kompakt und lauerte auf den Moment. Als Joelle Wedemeyer nach einem Foul an Lea Schüller die Rote Karte sah, war der Schlenzer von Şehitler das perfekte Schlusssignal: präzise, elegant, selbstbewusst.

Ein Sieg mit Wirkung

„Wir wissen, dass es noch früh in der Saison ist. Dennoch ist es gut, wenn man sich ein wenig Abstand verschafft. Es war für uns als Mannschaft wichtig, dass wir heute wieder ein Erfolgserlebnis hatten und überzeugend gespielt haben“, sagte Linda Dallmann. Der Sieg bringt Bayern nicht nur an die Tabellenspitze, er verschafft dem Team vor allem innere Stabilität für die kommenden Aufgaben. Ein Polster, das nach Barcelona dringend nötig war.

Glódís Perla Viggósdóttir bei der Ansprache vor dem Spiel in Wolfsburg.
© Alexander Schreuber / FC Bayern

Denn schon am Donnerstag wartet Juventus Turin in der Champions League (Tickets). Ein Sieg in Wolfsburg allein ändert noch nichts Grundsätzliches. Aber er verändert die Perspektive, mit der die Münchnerinnen in das nächste Spiel gehen. Nicht als angeschlagenes Team, sondern als eines, das seine Verwundbarkeit kennt und trotzdem wieder aufrecht steht.

Mehr als drei Punkte

Alaras Bogen, Tanikawas Volley, Bühls Auftakt – das Spiel beim VfL war kein rauschendes Offensivspektakel, sondern vielmehr ein Statement. Es zeigte eine Mannschaft, die sich nach einem Tiefschlag neu sortierte, ihre Struktur wiederfand und einen Gegner von europäischem Format kontrollierte. Ein Erfolg, der weniger durch Glanz als durch Haltung beeindruckte und vielleicht genau deshalb so viel wert ist.

Die FC Bayern Frauen empfangen im November den FC Arsenal in der Champions League: 

Der Spielbericht zum Bundesliga-Gipfel in Wolfsburg:

Diesen Artikel teilen

Weitere news