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Zwischen Glanz, Umbruch & Erwartungen: Paris Saint-Germain in der Analyse

Ici, c’est Paris. Drei Worte, die im Parc des Princes zu einer Art akustischer Visitenkarte geworden sind. Wer das Stadion betritt, nimmt sie unweigerlich wahr, getragen von einer Selbstgewissheit, die tief im Klub verankert ist. Dieses Selbstverständnis prägt längst nicht nur die Männer, sondern ebenso die Frauen von Paris Saint-Germain: ein Spielstil, der Eleganz und technische Präzision mit klarer Entschlossenheit verbindet. Seit Jahren bestreiten auch sie ausgewählte Begegnungen der Champions League im Prinzenpark und verleihen dem traditionsreichen Ort damit eine zusätzliche Dimension.

Dorthin führt nun die zweite Auswärtsreise der FC Bayern Frauen in der Ligaphase der UEFA Women’s Champions League. Am Donnerstagabend um 21 Uhr treffen die deutschen Doublesiegerinnen auf PSG. fcbayern.com blickt auf die Entwicklung des Hauptstadtklubs, auf zentrale Spielerinnen und beleuchtet, warum Paris bislang zwischen Ambition und tatsächlicher Erfüllung pendelt.

Vom Unterbau zur europäischen Bühne

Sabrina Delannoy jubelt im Dress von PSG.
Die Französin Sabrina Delannoy prägte zwischen 2005 und 2017 das Spiel von PSG. | © Getty Images

Die Frauenabteilung von Paris Saint-Germain entstand nahezu parallel zum Klub selbst: Nur ein Jahr nach der Vereinsgründung 1970 stellte PSG ein Team aus 33 Spielerinnen auf, das in der untersten Liga des Landes startete. Der Weg nach oben verlief beharrlich. 1999/2000 scheiterte PSG erst am letzten Spieltag am Aufstieg, ein Jahr später gelang er dann doch. In der Division 1 etablierte sich die Mannschaft schnell, blieb jedoch zunächst klar hinter den führenden Kräften zurück. 2005 setzte PSG mit der Verpflichtung von Sabrina Delannoy und Laure Boulleau ein erstes sportliches Zeichen. Beide prägten das Team über Jahre und kamen gemeinsam auf mehr als 400 Einsätze.

Nach und nach gewann die Mannschaft an Profil. Ein symbolischer Abend folgte im Oktober 2009, als PSG erstmals im Parc des Princes auflief – vor knapp 6000 Zuschauern und mit einem knappen Sieg im Stadtduell gegen Paris FC. Ein Jahr später feierten sie ihren ersten großen Titel, den Gewinn des französischen Pokals. Die Vizemeisterschaft 2010/11 öffnete schließlich die Tür zur Königinnenklasse, in der Paris bei seinem Debüt bis ins Achtelfinale vorrückte. Es war ein erstes Zeichen dafür, dass der Klub begann, im europäischen Frauenfußball dauerhaft mitreden zu wollen.

Immer größer werdende Ambitionen

Ann-Katrin Berger beim Abwurf.
Nationaltorhüterin Berger spielte von 2014 bis 2016 bei PSG. | © Imago

In den Folgejahren setzte in Paris ein regelrechter Investitionsschub ein. Der Klub holte internationale Spitzenkräfte wie die US-Amerikanerinnen Tobin Heath und Lindsey Horan. Zeitweise verfügten Les Parisiens über den höchsten Etat der Liga. Die Transferpolitik blieb offensiv: Mit Fatmire Alushi, Josephine Henning und Ann-Katrin Berger trugen schließlich auch deutsche Nationalspielerinnen das Pariser Wappen.

Der Effekt zeigte sich vor allem auf europäischer Bühne. 2015 erreichten die Les Rouge et Bleu erstmals das Finale der Champions League, mussten sich dort jedoch dem 1. FFC Frankfurt geschlagen geben. Zwei Jahre später folgte der erneute Vorstoß ins Finale und zugleich eine besonders bittere Phase: Innerhalb weniger Wochen verlor PSG sowohl das französische Pokalfinale als auch das Champions-League-Endspiel, jeweils gegen Olympique Lyon. Es waren Momente, die verdeutlichten, wie schmal der Grat zwischen Aufbruch und Ernüchterung im Spitzenfußball sein können.

Krönung nach Jahren des Wartens

Die Frauen von PSG feiern den Gewinn der Meisterschaft.
2021 war der Fluch gebrochen: Die PSG-Frauen wurden Französische Meisterinnen. | © Imago

Über mehr als ein Jahrzehnt lang schien die französische Meisterschaft fest in Lyoner Hand. Seit 2007 dominierte OL Lyonnes (ehemals Olympique Lyon) die Liga, getragen von acht Champions-League-Titeln und einer Serie von 14 Meisterschaften in Folge. Umso größer war die Bedeutung jenes Moments im Frühjahr 2021, als Paris Saint-Germain die erdrückende Dominanz endlich durchbrach. Die Saison 2020/21 brachte den Pariserinnen den ersten und bislang einzigen Meistertitel der Vereinsgeschichte.

Doch auch jenseits dieses historischen Triumphs hat PSG national Akzente gesetzt, vier Pokalsiege holten die Pariserinnen mittlerweile (2010, 2018, 2022 & 2024). In der Rivalität mit Lyon, die über Jahre Maßstab und Motor zugleich war, hat PSG damit zumindest zeitweise eigene Kapitel schreiben können und gezeigt, dass sich Beharrlichkeit auch im Schatten eines Giganten auszahlen kann.

Parc des Princes: Theater der Ambitionen

Luftbild des Parc des Princes in Paris.
48.583 Plätze fasst der im Jahr 1897 erbaute Parc des Princes. | © Imago

Der Parc des Princes, gelegen im 16. Pariser Arrondissement, ist weit mehr als die Heimstätte von Paris Saint-Germain. 48.583 Zuschauer finden hier Platz, die UEFA führt das Stadion in der höchsten Kategorie, ein Hinweis auf seine sporthistorische Bedeutung. Bereits 1897 als Velodrom eröffnet, entwickelte sich der Prinzenpark früh zu einem der zentralen Orte des französischen Fußballs: Von Pokalendspielen über WM-Partien bis zu Europapokal-Finals reichte das Spektrum, bevor die markante Betonschale 1972 neu entstand und zum modernen Wahrzeichen wurde.

Seit der Eröffnung des Stade de France 1998 ist er zwar nicht mehr nationales Hauptstadion, doch für die PSG-Frauen bleibt der Prinzenpark ein besonderer Ort. Ausgewählte Partien, vor allem in der Champions League, werden seit jeher in diesem geschichtsträchtigen Stadion ausgetragen. 

Romée Leuchter: Torgefahr im Pariser Dienst

Romée Leuchter im Einsatz für Paris Saint-Germain.
Die Niederländerin Romée Leuchter läuft seit der vergangenen Spielzeit für die Pariserinnen auf. | © Imago

Wenn Paris Saint-Germain derzeit eine echte Torgarantie besitzt, dann heißt sie Romée Leuchter. Die niederländische Nationalspielerin ist fulminant in die Saison in Frankreich gestartet: Sechs Treffer in sechs Ligapartien machen sie zur aktuell führenden Torjägerin der Division 1 Féminine. Mit insgesamt neun Scorerpunkten steht die 24-Jährige zudem an der Spitze der ligaweiten Scorerliste, ein Beleg für ihre Effizienz und Vielseitigkeit im PSG-Angriff.

Für den FC Bayern ist Romée Leuchter alles andere als eine Unbekannte. In der Champions-League-Gruppenphase 2023/24 trafen die Münchnerinnen auf Ajax Amsterdam, Leuchters damaligen Klub. Die Stürmerin stand in beiden Partien auf dem Platz und prägte das Aufeinandertreffen besonders im Spiel in der Johan-Cruyff-Arena: Mit ihrem Treffer zum 1:0 sorgte sie für den Ajax-Sieg. Ihr starker erster Kontakt, der präzise Abschluss und ihre stetige Präsenz zwischen den Linien machten sie schon damals zu einer gefährlichen Offensivspielerin. Jene Qualitäten hat sie seit vergangenem Jahr in Paris nun weiter veredelt.

Umbruch und Neubeginn

Sakina Karchaoui im Trikot der PSG Frauen.
Sakina Karchaoui: Leistungsträgerin und Kapitänin der PSG-Frauen. | © Imago

Paris Saint-Germain befindet sich einmal mehr in einer jener Übergangsphasen, die im Frauenfußball ebenso unvermeidlich wie richtungsweisend sind. Besonders schmerzhaft war in diesem Sommer der Verlust zentraler Persönlichkeiten: Marie-Antoinette Katoto und Korbin Shrader schlossen sich dem Dauerrivalen aus Lyon an, Laurina Fazer zog weiter nach San Diego. Mit Grace Geyoro verließ eine weitere Akteurin PSG in Richtung England. Doch Paris reagierte mit bemerkenswerter Entschlossenheit. Die Verpflichtungen der spanischen Weltmeisterin Olga Carmona, der nigerianischen Offensivkraft Rasheedat Ajibade und der Brasilianerin Vitória Yaya verleihen dem Kader nicht nur neues Profil, sondern auch jene spielerische Finesse, die im Pariser Selbstverständnis fest verankert ist.

In der Liga schlägt sich dieser Umbau bereits nieder: Sechs Siege und nur eine Niederlage ergeben für Kapitänin Sakina Karchaoui und ihr Team einen soliden zweiten Platz, drei Punkte hinter Lyon. In der Champions League hingegen bleibt PSG bislang unter den eigenen Möglichkeiten. Niederlagen gegen Wolfsburg, Real Madrid und Manchester United lassen die Pariserinnen im Tabellenkeller feststecken. 

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