
Es gibt Spielerinnen, die ein Spiel lesen können. Und es gibt Spielerinnen, die ein Spiel fühlen. Momoko Tanikawa kann beides. Ihr zuzusehen, wie sie mit ihrem Fuß über den Ball streicht, ihn lockt, dreht, beschleunigt, ist wie ein kleiner Kunstmoment im laufenden Spiel. Man merkt sofort: Sie braucht keine Zeit, um sich zu zeigen. Ihr Talent liegt offen vor einem, in jedem ersten Kontakt, in jeder Bewegung, die leicht aussieht, aber enorm präzise ist.
Ihre Kolleginnen beim FC Bayern nennen sie sie Momo - ein Spitzname, der zu dieser Mischung aus Feingefühl, Bescheidenheit und Mut perfekt passt. Der Klub hat ihre Zukunft nun bis 2029 gesichert. Wer sie sieht, versteht, warum.
Auf dem Platz: Leichtigkeit, die Spiele öffnet

Momo ist erst 20 Jahre jung, aber sie spielt bereits mit der Ruhe einer, die sich auf ihre Fähigkeiten verlassen kann. Ihre Technik ist fein, fast schwerelos, ihre Dribblings sind nicht laut, sondern geschmeidig. Vergleiche mit Jamal Musiala bei den Männern kommen nicht von ungefähr: diese kurzen, schnellen Bewegungen, das Abtauchen in enge Räume, das plötzliche Aufdrehen, wenn eigentlich kaum Platz ist. Für Gegnerinnen wirkt das manchmal wie ein kleines Rätsel. Für Zuschauerinnen und Zuschauer wie eine Einladung, genauer hinzuschauen.
2024 wechselte sie nach München - mit einem klaren Plan. Über eine Leihe zum FC Rosengård sollte sie körperlich und mental reifen. Dort explodierte sie: 16 Ligatore, viele davon typisch Momo: technisch sauber vorbereitet, klug vollendet, überraschend in der Idee. Zurück in München brauchte sie kaum Eingewöhnung. Ihr Pokal-Auftritt gegen Eintracht Frankfurt, eine nervenaufreibende Partie, wurde zum Symbol ihrer Wirkung: mutig, dribbelstark, spielentscheidend. Eine enge Kiste, die sie öffnete.

Doch wer Tanikawa nur über den Ball definiert, verpasst die Hälfte. Ihre Stimme im Interview zur Verlängerung ist ruhig, hell, freundlich. Keine große Geste, kein Pathos. Wenn sie sagt, sie sei „so happy“ über die Verlängerung, klingt das nach echter Dankbarkeit. Für das Team, das sie aufgenommen hat, für die Atmosphäre, die sie trägt. Sie beschreibt die Bundesliga als „intensiv“ und „hochqualitativ“ - und man spürt, wie sehr sie künftig weiterwachsen will. „Ich möchte meine Fähigkeiten hier noch stärker zeigen“, sagt die Japanerin. Und auch dieser Satz klingt nicht wie ein Ziel, sondern wie ein Versprechen.
Momoko Tanikawa über ihre weiteren Ziele bei den FC Bayern Frauen
Direktorin Bianca Rech spricht mit spürbarer Wärme über sie. Es sei „nie eine Frage gewesen“, ob man mit Momo verlängern wolle. Seit ihrem ersten Tag in München habe man gesehen, welche Entwicklung sie nehmen kann. Als sie zuletzt in der Champions League gegen PSG glänzte, als sie Spiele entschied oder an sich zog, wurde dieser Eindruck nur bestätigt. Rech sagt: „Sie bereitet uns sehr, sehr viel Freude.“ Und man hört heraus: nicht nur sportlich, sondern auch menschlich.

Überrascht sei sie von dieser Entwicklung nicht, betont Rech, denn all das folge einer klaren Struktur. Die Leihe in die robuste, physisch starke schwedische Liga sei bewusst gewählt gewesen. Dort sollte sie lernen, Zweikämpfe zu überstehen, ihren Körper einzusetzen, ihre Technik gegen Härte zu behaupten. Als sie das tat, wusste Bayern: Sie ist bereit für den nächsten Schritt in München. Und Momo macht ihn - schneller als viele es erwartet hätten.

Im Team ist sie trotz ihres jungen Alters längst mehr als ein Talent. Sie ist ein zentraler Teil der Mannschaft, getragen und geführt von erfahrenen Spielerinnen wie Pernille Harder, die ihr Orientierung geben und an der sie wachsen kann. Rech bekräftigt: „Wir sind überzeugt, dass sie eine ganz Große werden kann.“ Und wenn man Momo beobachtet - wie sie in engen Räumen das Tempo wechselt, wie sie Lösungen sieht, die andere nicht erkennen -, wird sofort verständlich, was sie meint. Es sind diese unerwarteten Momente. So etwas haben besondere Spielerinnen einfach.
Ruhig im Wesen, groß in der Wirkung
Abseits des Platzes zeigt sie eine Persönlichkeit, die zur Bayern-Familie passt. Ruhig, respektvoll, offen. Rech zieht Parallelen zu früheren japanischen Spielerinnen wie Saki Kumagai: „Die japanische Kultur passt sehr gut zu uns.“ Momo habe sich „unglaublich gut eingebracht“, sei offener geworden, habe viel Selbstbewusstsein gewonnen. Man könne sich jederzeit mit ihr austauschen. „Ein ganz, ganz toller Typ“, fasst Rech zusammen.
Momoko Tanikawa auf die Frage nach ihrem Lieblingsmoment im FCB-Trikot
Momos eigener Lieblingsmoment? Der Sieg gegen Arsenal in der Champions League. „Etwas ganz Besonderes“, sagt sie leise lächelnd. Und die vergangene Saison natürlich, in der Bayern zum ersten Mal Meisterschaft und Pokal gewann. Wieder spricht sie nicht über sich, sondern über das Team. Über den Stolz auf Mitspielerinnen und Staff. Über das „Wir“, nicht das „Ich“.
Vielleicht ist es genau diese Mischung, die sie so wertvoll macht: die stille Freundlichkeit neben dem Platz und die spielerische Furchtlosigkeit darauf. Die Leichtigkeit im Umgang und die Präzision im ersten Kontakt. Die Ruhe in der Stimme und der Mut in ihren Bewegungen.

Momoko Tanikawa ist eine Spielerin, die den FC Bayern nicht unbedingt lauter macht, aber besser. Eine, die Räume öffnet, Lösungen findet, Spiele verändert. Eine, die angekommen ist und die Geschichte schreiben will. Bis 2029. Mindestens…
Momoko Tanikawa verlängert ihren Vertrag beim FC Bayern bis 2029:
Die Stimmen zur Vertragsverlängerung im Video:
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