Erstellt am 12.07.2020 um 14:00 Uhr
Nach mehreren Anläufen haben sich die 15 aktuellen Schachbundesligisten und der DSB auf die Modalitäten der Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der 1. Bundesliga geeinigt. Danach wird die im März unterbrochene Saison 2019/2020 im Frühjahr 2021 als "Saison 2019/2021" fortgesetzt. Einen Auf- und Abstieg zwischen 1. und 2. Bundesliga wird es in Folge dessen erst wieder zur Saison 2021/2022 geben. Unabhängig von der verlängerten Saison wird zusätzlich auch eine Deutsche Mannschaftsmeisterschaft 2019/2020 geben, die im September in Form eines Vollrundenturniers vom Schachzentrum Baden-Baden e.V. in Zusammenarbeit mit der OSG Baden-Baden 1922 e.V. ausgerichtet wird. Das sind die zentralen Ergebnisse, auf die sich die außerordentliche Mitgliederversammlung des Schachbundesliga e.V. am 12.07.2020 im Rahmen einer Videokonferenz einigte.
Die Lösung stellt einen Kompromiss zwischen verschiedenen grundsätzlichen Möglichkeiten dar, die im Vorfeld diskutiert wurden. Während der Vorstand des Schachbundesliga e.V. unverändert das Modell "Saison 2019/2021" ohne weitere zentrale Veranstaltung im Herbst dieses Jahres favorisierte und einen entsprechenden Antrag zur Abstimmung vorlegte, gab es aus den Reihen der Vereine den verstärkten Wunsch, eine unnötig lange Spielpause im Lichte der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie zu vermeiden. Hierzu lag seit der letzten Tagung des Schachbundesliga e.V. Mitte Mai ein der Vorschlag der OSG Baden-Baden vor, den Rest der Saison 2019/2020 als zentrale Veranstaltung auszurichten und im Rahmen einer 5-tägigen Veranstaltung die verbleibenden 7 Runden zu absolvieren. Dies hätte dann die Möglichkeit eröffnet, im ersten Halbjahr 2021 die Saison 2020/2021 noch auszutragen, um danach in einen störungsfreien Spielbetrieb nach geltender Turnierordnung zurückzukehren. Letztlich konnten sich aber nur 7 Vereine (unter ihnen der FC Bayern München), DSB als stimmberechtigtes Mitglied des Schachbundesliga e.V. und eines der Vorstandsmitglieder diese Lösung vorstellen und stimmten für den entsprechenden Antrag. Alle übrigen Vereine lehnten diese Lösung mit dem Verweis auf organisatorische oder finanzielle Probleme ab. Zweifeldohne ist dies mit Blick auf noch bestehende Restriktionen im internationalen Reiseverkehr, die in der Krisensituation potenziell unsichere Finanzlage mancher Vereine oder auch der Verfügbarkeit von Amateurspielen für eine mehrtägige Veranstaltung unter der Woche nachvollziehbar. Dennoch wurde hier auch eine Chance vergeben, die Bundesliga als Aushängeschild des Deutschen Schach für die Zeit während und nach der Corona-Krise nachhaltig zu positionieren. Dies im Übrigen, ohne besondere Infektionsrisiken eingehen zu müssen. Abgesehen von einem Hygienekonzept, das speziell für die zentrale Veranstaltung im September im Entstehen ist, war als Notfalllösung immer noch eine Absage der zentralen Veranstaltung und ein damit verbundener Übergang auf das Modell "Saison 2019/2021" Teil des Gesamtkonzepts. Dass sich die Bundesligisten nicht auf ein derartiges Modell einigen konnten, zeigt einmal mehr, auf welch dünnem Eis sich die Schachbundesliga zuweilen bewegt.
Die nunmehr gefundene Kompromisslösung, der letztlich alle Vereine, der DBS sowie zwei von vier Vorstandsmitgliedern (bei zwei Enthaltungen) zustimmten, ist sicher eine Variante mit der alle leben können. Letztlich war es nun auch höchste Zeit, zu einer Entscheidung zu kommen. Nicht nur, dass der gesamte "Unterbau" schon lange auf eine Entscheidung der 1. Bundesliga gewartet hat, auch für die Organisatoren der zentralen Veranstaltung im September kam ein weiterer Aufschub der Entscheidung nun nicht mehr in Frage. Insofern ist es positiv zu werten, dass letztlich alle Bundesligisten diesem dem erst vor Wochenfrist noch entstandenen Antrag zustimmten und damit nun Klarkeit hinsichtlich des weiteren Vorgehens besteht.
Klarheit, bis auf einen Punkt freilich: Noch steht das Teilnehmerfeld für die zentral ausgerichtete Deutsche Meisterschaft 2019/2020 nicht vollständig fest. Alle Vereine, die sich im Rahmen der Versammlung fix für eine Teilnahme entscheiden konnten, werden im September dabei sein. Dies sind folgende 6 Vereine: OSG Baden-Baden, SF Deizisau, SC Viernheim, SV Werder Bremen, SG Solingen und der FC Bayern München. Zwei weitere Plätze sind maximal noch zu vergeben und es besteht die Hoffnung, diese auch tatsächlich zu füllen. Priorität haben dabei die in der aktuellen Tabelle höher stehenden Mannschaften und selbstverständlich schauen viele nun vornehmlich auf den Tabellenzweiten SV Hockenheim, der sich noch Bedenkzeit erbeten hat. Aber auch andere Vereine deuteten ihre eventuelle Bereitschaft an, zu spielen.
Aber wie auch immer, mit 6 der aktuellen Top 8 der Tabelle ist eine attraktive Veranstaltung im September auf jeden Fall garantiert. Und dafür gilt insbesondere den Ausrichtern aus Baden-Baden, ohne deren Unterstützung die Veranstaltung undenkbar wäre, ein ganz besonderer Dank. Es liegt nun an den teilnehmenden Mannschaften, die Veranstaltung auch sportlich zu dem Höhepunkt werden zu lassen, den sich ganz "Schach-Deutschland" davon verpricht. (Wengler)