
Die Basketballer des FC Bayern sind in dieser Saison schon einigen Mannschaften begegnet, die das Signet „Team der Stunde“ trugen. Ganz zu Beginn Mailand, das eine vorzügliche Vorbereitung absolviert hatte, später die formstarken Teams Kaunas und St. Petersburg oder kürzlich die damaligen Seriensieger aus Lyon-Villeurbanne. Doch am Freitagabend (20.30 Uhr / live bei Magenta Sport) präsentiert sich ein Gast im Audi Dome, für den diese Bezeichnung nicht ausreichend wäre. Eher schon: die zurzeit beste Mannschaft Europas – Anadolu Efes Istanbul.
Oder, Andrea Trinchieri? Der Chefcoach der Bayern sagt: „Sie sind das beste Team in Europa, sie gewinnen alles mit 20, mindestens 15 Punkten. Es wäre falsch zu sagen, dass sie nicht der EuroLeague-Champion werden. Sie spielen unglaublich auf beiden Seiten des Courts und es ist fantastisch, ihnen zuzuschauen. In den letzten fünf Spielen war das Spiel nach zehn Minuten beendet, gegen große Teams wie ZSKA, gegen athletische und auch gegen Shooting-Teams. Sie haben unbestritten den besten Kader – aber sie spielen auch so.“
In der Tat: Der FC Barcelona um all seine Topstars mit Nikola Mirotic mag die Tabelle der Königsklasse noch anführen mit 21:8 Siegen und als bislang einziges Team – ein Novum vor dem 30. Spieltag – für die Playoffs qualifiziert sein. Doch Basketball-Europa spricht momentan nur über den türkischen Champion, der nach einem indifferenten Einstieg in die Saison (8:9 Siege nach der Hinrunde) und Verletzungen längst wieder als Maß der Dinge und Topfavorit auf die kontinentale Krone gilt. Wie vor einem Jahr, als Efes bis zum Abbruch als Erster 24:4 Siege beisammenhatte.
Das kongeniale Duo Shane Larkin/Vasilije Micic
Acht Siege hintereinander hat die Mannschaft um das kongeniale Guard-Duo Shane Larkin und Vasilije Micic gefeiert und ist jetzt schon Zweiter (19:10). Mehr noch als dieser Zwischenspurt faszinierte die Art und Weise, wie sich Efes seit Wochen durch die gegnerische Defense spielt. Zehn Siege in den elf Partien der Rückrunde, unterbrochen nur vom 78:85 in Sankt Petersburg), sieben davon mit mehr als 20 Punkten Differenz – Efes‘ Offensivmaschine ist kaum aufzuhalten. Mitfavorit ZSKA wurde beim 100:70 ebenso kunstvoll demontiert wie auswärts Erzrivale Fenerbahce (106:74), Kaunas (89:62) oder am Dienstag im Nachholspiel Tel Aviv (90:66).
Dienstagabend in Israel stand Efes-Coach Ergin Ataman hinterher vor den Mikrophonen und sprach erneut von einem „perfekten Spiel, ich wüsste nicht, welches Detail wir verbessern könnten“. Niemand widersprach.
Allerdings gehören zu einem Basketballspiel weiterhin zwei Teams, und in die Betrachtung dieses Duells mit dem großen Favoriten ist auch einzubeziehen, dass es die Bayern waren, die im November sensationell bei Efes 74:71 gewinnen konnten. Wade Baldwin (15 Punkte) und Jalen Reynolds (14) drehten in den letzten Minuten ein enges Spiel, die Münchner Defense glänzte an einem denkwürdigen Abend.
Das Überraschungsteam sind bisher die Bayern
„Sie jetzt zu scouten, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen sollte“, sagt Trinchieri vier Monate später, „aber wir werden uns etwas ausdenken. Wir wollen unsere beste Leistung zeigen, doch natürlich kann es sein, dass das nicht reicht.“
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Denn inzwischen verteidigt auch Efes auf hohem Niveau, das offensive Potential ihres auch in Corona-Zeiten unveränderten Allstar-Aufgebots der Vorsaison ist unerschöpflich. NBA-Kandidat Micic (16, PpS, 5 ApS) und Larkin (14,8 bzw. 4,3) führen das Scoring an, aber auch Krunoslav Simon (10,9 PpS), Ex-Maverick Rodrigue Beaubois (9,5), Center Bryant Dunston (8,6), sein rheinischer Kollege Tibor Pleiss (8,7) oder der Franzose Adrien Moerman (6,) können jederzeit ein Spiel an sich reißen. In den letzten vier Spielen lief der türkische Center Sertac Sanli mit im Schnitt 14,8 Punkten und 80 Prozent Trefferquote heiß. Für Coach Trinchieri ist Dunston „der Schlüsselspieler, auch ohne den Ball in der Hand erlaubt er es den anderen, das zu sein, was sie sind.“
„Wir müssen versuchen, ihnen das Mannschaftsspiel zu nehmen“
Die Münchner indes haben sich ihrerseits das Signet „Überraschung der Saison“ verdient, „unsere EuroLeague-Kampagne ist bisher unglaublich“, betont auch Trinchieri. Als Fünfter (18:11) gehen sie in ihr schweres Restprogramm mit den weiteren Partien in Valencia, gegen Fenerbahce, Kaunas und in Barcelona. Wade Baldwin (15,3 PpS), Jalen Reynolds (14,4/6,1 RpS), Vladimir Lucic (13,5) & Co. wollen such auch bei diesem Highlight gut verkaufen und wie fast immer um ein enges Spiel kämpfen.
„„Sie sind einfach das beste Team in Europa, auf solche Spiele wartest du.“”
„Im Vergleich zum Hinspiel sind sie jetzt natürlich ein anderes Team, sie sind in bester Verfassung“, urteilt Lucic. „Ihre Qualität ist der gesamte Kader, jetzt in Tel Aviv war Tibor Pleiss entscheidend. Wir müssen also versuchen, ihnen das Mannschaftsspiel zu nehmen, mit ihrem Pick-and-Roll und viel In-and-out. Es wird hart und eine große Herausforderung, aber auch ein Spiel, auf das wir uns freuen.“