Den Begriff „Fehlstart“ vernahm Andrea Trinchieri nicht in der Pressekonferenz nach dem 73:84 gegen den FC Barcelona; nicht nur der Cheftrainer der Bayern-Basketballer kann die Realitäten einschätzen angesichts der Umstände der Vorbereitung und zu Saisonbeginn sowie des harten Startprogramms gegen das Who-is-Who der EuroLeague. 0:3 heißt die Münchner Bilanz nach den Duellen mit den Powerhouses Fenerbahce, Virtus und Barça und der nächste Gast am Donnerstag im Audi Dome: Armani Mailand. Doch Trinchieri sieht vor dem Wiedersehen mit seinem Heimklub vor allem den Weg und sagte am späten Dienstagabend: „Wir müssen nur ein Spiel gewinnen, dann siehst du die Dinge wieder aus einem anderen Blickwinkel.“
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Wie vorige Saison, als die Bayern in der EuroLeague – unter anderem wochenlang ohne ihren Leader Lucic – mit 0:4 Siegen begannen (um dann doch wieder in die Playoffs einzuziehen), sind die Bedingungen ausbaufähig. Die wichtigen neuen Bausteine Bonga und Harris fehlen noch, ebenso die erkrankte Stammkraft Sisko. Trinchieri indes hat weder sein Sprachgefühl verloren noch sein Zutrauen in den Prozess.
„Wir schauen nicht ängstlich zurück“
„Nach Barça steht uns Mailand gegenüber, das nächste Final Four-Team – nachdem wir gekämpft haben, den Annapurna zu besteigen, ist es also Zeit für den Nanga Parbat, zwei der härtesten Gipfel der Welt“, sagt der 54-Jährige. Dass es wieder nicht einfach wird, weiß er: „Wir gehen ohne komplette Ausrüstung los, uns werden erneut Spieler fehlen. Nichtsdestotrotz werden wir nicht ängstlich zurückblicken, sondern uns weiter selbst über das Limit pushen, mit der festen Absicht, den Gipfel des Bergs zu erreichen. Wir werden das versuchen, indem wir uns individuell und als Team weiter verbessern wollen.“
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Die ausgeglichene, physisch geprägte erste Halbzeit (18:18, 34:37) gegen Barcelonas Elitegruppe und die 40-minütige Unterstützung des ausverkaufen Audi Dome belegten, wie so ein Gipfelsturm aussehen könnte. Und das dritte Viertel (18:29), dass „diese Mannschaft sicherlich einige Zeit brauchen wird“, wie es Geschäftsführer Marko Pesic Ende September vor dem allerersten Tip-Off geahnt hatte.
Die Gegenwart heißt nun Mailand, das diese Saison ein Ziel hat: den ersten Titel im höchsten Wettbewerb seit 1988. Nach dem großen Aufrüsten in den vergangenen Jahren war Mailand beim Final Four 2021 erstmals wieder dabei und auch in diesem Transfersommer überaus aktiv.
Titelkandidat aus Italien mit Voigtmann
Der italienische Double-Gewinner holte Spielmacher Kevin Pangos (10,3 PpS) aus der NBA in die EuroLeague zurück, dazu dessen Scoring-Partner aus gemeinsamen Tagen in St. Petersburg, US-Guard Billy Baron (12 PpS), aus Barcelona Center Brandon Davies (8,3), den letztjährigen FCBB-Forward Deshaun Thomas und von ZSKA Moskau den deutschen Nationalspieler Johannes Voigtmann. Der viermalige EuroLeague-Champion Kyle Hines (6 PpS), Nicolo Melli (9,7), Topscorer Shavon Shields (20) und Devon Hall sind geblieben aus der starken Rotation.
Am Dienstag behielt Mailand im Tollhaus von Partizan Belgrad 80:75 (41:49) die Oberhand zum zweiten Sieg, Shields (25 Punkte), Davies (15) und Pagos (10) führten das Team in einer starken zweiten Hälfte. In der Vorwoche hatte man sich jedoch von Alba Berlin daheim überraschen lassen und verlor 74:80 nach Verlängerung. Zum Auftakt gewann Olimpia 69:62 in Villeurbanne. In der Serie A hat man, wie die Bayern in der BBL, die ersten drei Partien gewonnen.
Der Nanga Parbat liegt übrigens im Westhimalaya und ist mit 8125 Metern neunthöchster Berg der Welt vor dem Annapurna (8091 Meter).
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Fotos: Pahnke, Stefanovic