





Kaunas, Mannheim, Belgrad - während Menschen mit geregeltem Alltagsinhalten bis Silvester allenfalls Kalorien, Geschenke und Leergut sammeln, sind es bei den Bayern-Basketballern: Reisekilometer. Knapp 6.000 km haben sie wegen der drei noch aufgerufenen Auswärtsspiele bis zum Jahresende zurückzulegen, ehe 2023 beginnt - mit sechs Spielen bis zum 15. Januar, kein Scherz.
Vor der Premiere in der SAP-Arena in Mannheim, wohin Heidelberg erstmals ausweicht für sein „Spiel des Jahres“ gegen den FCBB (27.12.), und dem Auftritt im Tollhaus von Partizan Belgrad (29.12.) ist das Team von Reiseleiter Andrea Trinchieri in Kaunas, Litauen, gefordert. Die Gastgeber spielen eine exzellente EuroLeague-Saison und befinden sich mit ausgeglichener Bilanz von 7:7 auf Playoff-Kurs. Spielbeginn ist am Tag vor Heiligabend (Fr., 23.12.) um 19 Uhr, MagentaSport überträgt wie immer live.
Schon Real und Barcelona besiegt
Vorige Woche überraschte Kaunas auch Real Madrid in der natürlich wieder mit 14.646 enthemmten Fans ausverkauften Zalgirio Arena (81:72). Auch gegen die Bayern (5:9) ist die Halle bereits voll ausgelastet mit rund 15.000 Zuschauern. „Basketball ist in Litauen nicht nur die Sportart Nummer eins, sondern eine Religion“, sagt Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic, „dort zu spielen, macht einfach nur Spaß. Aber natürlich wollen wir dort gewinnen.“

Das will auch Chefcoach Trinchieri, dessen Team allerdings auch in seinem dritten Münchner Jahr bisher nicht einmal in Bestbesetzung seinen Anweisungen folgen konnte. Zurzeit fehlen Kapitän Vladimir Lucic wegen seiner Ellenbogenverletzung („in diesem Jahr wird es nichts mehr mit ihm“) und der frühere Kaunas-Center Augustine Rubit („er ist nah dran, wieder zu spielen“).
Zudem hat sich ein Magen-Darm-Virus im FCBB-Kreis ohne Einladung eingenistet, „ich lasse mich täglich überraschen“, sagt Trinchieri halbwegs gefasst zur unklaren Personallage.
Trinchieri fehlt weiter Personal
So oder so ist Zalgiris daheim eine hohe Hürde, neben Real mussten in Basketball-City Kaunas auch schon Bologna, Mailand und Barcelona dran glauben.

„Sie spielen extrem gut zusammen, mit einer guten Chemie untereinander und natürlich besonders zu Hause“, sagt Trinchieri. „Und für mich sieht es so aus, dass es ihr Jahr wird. Die Tabelle schaut zwar aus wie ein Klumpen, doch wenn du dran riechst, denke ich, dass sie die Playoffs machen werden. Sie haben einige Spiele gewonnen, die sie früher nicht gewonnen haben, und die haben eine der härtesten Hallen, in denen du spielen kannst.“
Coach in Kaunas ist mal wieder ein Litauer, Kazys Maksvytis, der auch das Nationalteam bei der EM betreute. Aus einem ausgeglichenen, mit vielen einheimischen Profis bestückten Team ragt der neue US-Guard Keenan Evans heraus, der aus Tel Aviv kam und durchschnittlich 15,6 Punkte bei 45 Prozent Dreierquote erzielt.
Nationalspieler Edgaras Ulanovas (10,7 PpS) ist nach seinem Abstecher zu Fenerbahce wieder der Leader des litauischen Aushängeschilds; Landsmann Ignas Brazdaikis (10,6), aus der NBA heimgekehrt, und der vom FC Barcelona gewechselte Center Rolands Smits (9,1/5,6 RpS) übernehmen in der Offense ebenfalls viel Verantwortung.
Giffey: „Kaunas eine der Überraschungen“
Niels Giffey kennt sich im Final Four 2023-Standort Kaunas aus, er hat vorige Saison dort gespielt und sagt: „Wir haben die letzten Wochen sehr gute Leistungen abgerufen, obwohl in Lucic und Rubit zwei absolute Leistungsträger gefehlt haben. Jetzt konnten wir mal drei Tage trainieren, es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, dass das zuletzt mal der Fall war. Doch Kaunas ist eine der Mannschaften, die in diesem Jahr überraschen. Sie haben diese Saison schon einige Topteams zuhause besiegt, mit ihren fantastischen Fans und dem eigenen, litauischen Spielstil. Ich freue mich auf diese Halle.“
