
Die Bayern-Basketballer haben ihre Ausgangsposition für die Postseason der EuroLeague am Montag nicht verbessern können: Das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri verlor einen aufregenden Thriller vor 8.300 Zuschauern bei Fenerbahce Istanbul trotz einer sagenhaften Aufholjagd noch 76:81 (31:45).
Mit 13:13 Siegen verbleibt der bislang einzige deutsche Playoff-Teilnehmer auf Rang acht, was ein Duell mit Hauptrunden-Gewinner FC Barcelona bedeuten würde.
Fener begann das Spiel äußerst aggressiv (6:19/7.), kam zu einfach zu Punkten, häufig am Brett. Ein 16:31-Rückstand war die Folge, in der Offense tat man sich gegen physische Gegenwehr schwer mit Lösungen. „Wir sehen aus wie ein platter Reifen“, klagte Trinchieri zur Pause (9:18 Rebounds).
Nach dieser waren die Bayern durch einen 21:2-Sprint aber urplötzlich aufgepumpt - 52:47, die Führung nach gut fünf Minuten! Hilliards Dreier erhöhte gar auf 62:52, der fantastische dritte Abschnitt ging 31:9 an den FCBB. Ein 12:0-Konter brachte die Türken jedoch in einem heißen Duell 64:62 wieder nach vorn. Am Ende entschieden sie die Partie aus der Distanz gegen nun doch entkräftete Gäste.
Beste FCBB-Scorer: Rubit (17) und Hilliard (13). Bei den Münchnern fehlten weiter Corey Walden und Nick Weiler-Babb.
Am Dienstag beziehen die Bayern auf der europäischen Seite des Bosporus Quartier, Mittwoch (19.30 Uhr) ist man bei Titelverteidiger Efes Istanbul zu Gast. Am Freitag (20.45 Uhr) endet die Hauptrunde in Spaniens Kapitale bei EuroLeague-Favorit Real Madrid, ehe es nach dem BBL-Einsatz in Gießen (Sonntag, 15 Uhr) und fünf Auswärtsspielen wieder heimwärts geht.
Fenerbahce Istanbul - FC Bayern Basketball 81:76 (45:31)
FCBB:
Augustine Rubit (17 Punkte/5 Rebounds), Darrun Hilliard (13), Zan Mark Sisko (8), Deshaun Thomas (7), Vladimir Lucic (7), Ognjen Jaramaz (7), Nihad Djedovic (7), Othello Hunter (5), Jason George (3), Leon Radosevic (2), Andreas Obst und Paul Zipser (dnp).
Topscorer Istanbul:
Pierria Henry (22 Punkte)
Schiedsrichter
Milivoje Jovcic, Elias Koromilas, Luka Kardum
Zuschauer
8.300
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri, Chefcoach FC Bayern Basketball:. „Gratulation an Fener für ein tolles Spiel und einen guten Sieg. Zudem möchte ich unterstreichen, was das für Fans hier sind. Denn Fenerbahce ist raus aus dem Playoff-Rennen, doch sie haben bis zum Ende das Team unterstützt und gepusht - ein großartiger Job auch von den Fans, Wir hatten sehr schlechte 20 Minuten zu Beginn, dann haben wir 15 Minuten der zweiten Halbzeit großartig gespielt. Danach haben einige Plays nicht geklappt, vielleicht aufgrund fehlender Energie und wir haben etwas die Konzentration verloren. Insgesamt haben wir aber ein sehr solides Spiel gehabt und nur einige große Aktionen von Henry und Vesely haben verhindert, dass wir mit einem Sieg nach Hause gehen. (…) In der ersten Hälfte waren wir schrecklich in der Defense, in der Offense und beim Rebound. In der zweiten haben wir mehr Einsatz gezeigt. Bezogen auf ein Playoff-Spiel wird das sicherlich nicht reichen. Denn da lässt dich kein Team zurückkommen nach 15 Punkten Rückstand. Aber das Gute ist, dass wir uns heute anpassen konnten und so einen Weg ins Spiel fanden. Adaptionen und Anpassungen sind in den Playoffs sehr wichtig, die kleinen Sachen. Doch wir haben auch gegen ein gutes Team gespielt und das ist die beste Art, sich auf die Playoffs vorzubereiten. (…) Wir werfen den Ball generell mit guten Quoten und in meiner Rechnung sind immer etwa zehn Dreier, die man machen sollte. Heute waren es etwas weniger und das ist ein Grund für die Niederlage.“
Nihad Djedovic: „Leider haben wir es heute in der ersten Halbzeit verpasst, wir haben schlecht gespielt und waren schon 14 Punkte hinten. Dann haben wir uns zurückgekämpft, gut gespielt und hatten auch die Option zu gewinnen. Am Ende hat uns etwas die Konzentration gefehlt. Trotzdem haben wir eine gute Reaktion gezeigt und können ein paar positive Dinge aus diesem Spiel herausholen für das nächste Spiel, das ja schon in zwei Tagen ist.“
Das Spiel:
FCBB-Cheftrainer Andrea Trinchieri beorderte zunächst Zan Mark Sisko, Andy Obst, Vladimir Lucic, Augustine Rubit und Leon Radosevic in den Kampf um eine möglichst gute Platzierung für die bald beginnenden Playoffs. Die Bayern starteten zu zögerlich, Rubit war erst nach rund zwei Minuten zum 2:5 erfolgreich. Die Verteidigung kam nicht in die Gänge, vorne taten Ballverluste ihr Übriges - nach fünf Minuten lag der FCBB zweistellig hinten und hatte bereits fünf Teamfouls auf dem Konto (4:14). Thomas brachte etwas Offensivpower auf das Parkett, auch Jaramaz fügte sich mit einem Dreier zum 11:21 gut ein (8. Spielminute). Ein couragierter Drei-Punkte-Wurf des Youngsters George tat gut, änderte aber nichts am beträchtlichen 26:27-Rückstand nach dem ersten Viertel.
Danilo Barthel, der ehemalige Kapitän des FCBB, schenkte seinem Ex-Team vier Punkte ein, Trinchieri hatte zu dem Thema deutlichen Gesprächsbedarf (16:31/12.). Die Angriffe der Bayern dauerten lang und wirkten unpräzise, so blieb das vom Coach geforderte Aufholen ein kaum mögliches Unterfangen. Die Fans der Gastgeber hatten ihren Spaß, den höchstens der zuletzt schon starke Jaramaz mit seinem Tempo ein wenig zu trüben wusste (22:33/16.). Bei Fenerbahce funktionierte jedoch auch nicht alles, wodurch die Münchner zumindest kein Fernglas benötigten (28:38/18.). Die letzten beiden Minuten gehörten Istanbul, 31:45 war ein satter und enttäuschender Rückstand zur Halbzeit.
Völlig veränderte Bayern reißen das Ruder herum - 21:2-Lauf zur Führung
München wirkte nun wesentlich engagierter und legte einen 9:2-Lauf aufs Parkett, der den Ex-Bayern-Coach Djordjevic zur Auszeit zwang (40:47/23.). Die Münchner hatten das Momentum an sich gerissen, waren nun nicht mehr zu stoppen und glichen binnen vier Minuten zum 47:47 aus. Jetzt spielten die Kontrahenten mit vertauschten Rollen: Die Münchner waren im Flow, bei Istanbul klappte nichts mehr. Mit einem famosen 21:2-Lauf rissen die Bayern die Führung an sich (52:47/26.). Fenerbahce hielt dagegen, aber der FCBB war jetzt nicht zu stoppen und machte mit Wille und Spielfreude aus einem 14-Punkte-Rückstand binnen eines Viertels einen Acht-Punkte-Vorsprung - 62:54 nach Viertel drei.
Vierminütige Korbflaute kostet den Sieg - ohne Fortune in der Crunchtime
Die Defensive der Münchner agierte nun variabel und selbstbewusst, allerdings stockte der Elan und damit der Erfolg am anderen Ende des Parketts. Offene Würfe wurden vergeben, die Türken arbeiteten sich heran (62:59/33.). Die Münchner blieben über vier Minuten ohne Treffer, Istanbul wurde vom wieder lauter werdenden Publikum zur Führung gepeitscht (62:64/35.). Die Bayern fingen sich gerade rechtzeitig, Darrun Hilliard versenkte wichtige Treffer, so auch den Dreier zur 69:68-Führung (37.). Fenerbahce profitierte von einer Auszeit und setzte sich auf 69:73 ab (38.). Rubit zeigte sich nervenstark und versenkte drei Freiwürfe (72:73/noch 126 Sekunden). Jan Vesely bringt Istanbul wieder drei Zähler in Front, Hunter verwandelt nur einen von zwei (73:75/noch 72 Sek.). Pierria Henry ist mit einem Dreier erfolgreich, im Anschluss wird Lucic beim Dreier gefoult - er haut alle drei Freiwürfe rein (76:78/noch 42 Sek.). Vesely wird von Istanbul gesucht und gefunden, er trifft zum 76:80 (noch 28 Sek.). Hilliard vergibt den Dreier, das Spiel ist den Bayern entglitten und geht bitter verloren.
(c) FCBB, Stickel, Adanali