





Was für eine Show, was für ein Triumph: Die Bayern-Basketballer haben am Dienstagabend zusammen mit gut 4.000 begeisterten Fans den Audi Dome beim Duell mit dem großen EuroLeague-Favoriten Olimpia Mailand zum Kochen gebracht - nach der bislang besten Saisonleistung des FCBB kassierte der italienische Rekordmeister mit dem Münchner 83:77 (39:39) überraschend seine erste Niederlage überhaupt. Für das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri war es der zweite Sieg in Serie, das Publikum entfachte dabei eine einzigartige Atmosphäre und feierte die große Überraschung.
Nach starkem Start (18:13/7.) lag der deutsche Pokalsieger gegen das ultraerfahrene Starensemble um Kyle Hines im Schlussviertel nach zwei Walden-Dreiern plötzlich vorentscheidend 76:67 vorn (37.). Mailand verlor das wichtige Reboundduell 30:33 und konnte gegen die überragende Defense der Bayern kaum aus der Distanz treffen.
Die Gastgeber kompensierten diesmal das Fehlen von Spielmacher Sisko (kurzfristig erkrankt), neben dem Slowenen fehlen weiter Radosevic und Zipser. Beste Werfer waren Lucic (20), Hilliard (17), Walden (16) und Rubit (9).
Am Mittwoch machen sich die Münchner nach Berlin auf, wo bereits am Donnerstag (20 Uhr/MagentaSport) das deutsche EuroLeague-Derby steigt.
FCBB:
Vladimir Lucic (20 Punkte), Darrun Hilliard (17), Corey Walden (16), Augustine Rubit (9), Othello Hunter (9/10 Rebounds), Deshaun Thomas (8), Nick Weiler-Babb (2), Gavin Schilling (2), Ognjen Jaramaz, Nihad Djedovic, Andreas Obst und Jason George.
Topscorer Mailand:
Nicolo Melli (16 Punkte)
Schiedsrichter
Sreten Radovic, Juan Carlos Garcia, Saulius Racys
Zuschauer
4.000
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 21:24, 18:15, 20:15, 24:23
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 45% (FCBB) // 73% (Mailand); Dreier-Quote: 38% // 15%; Freiwurf-Quote: 95% // 72%; Rebounds: 33 // 30; Assists: 9 // 18; Ballverluste: 9 // 12
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Der Schlüssel war unsere Verteidigung in der zweiten Halbzeit und die richtigen Spieler zur richtigen Zeit zu finden. Walden, Hilliard und Lucic kreierten einen Vorteil, aber die großen Jungs haben in der Verteidigung beim Switchen sensationell gearbeitet. Wir waren als Team sehr gut. Was auch immer ich zur besonderen Rolle von Lucic sage, ist zu wenig. Man kann es auf dem Court sehen, man kann es in den Gesichtern seiner Mitspieler sehen, wenn er auf dem Parkett steht. (…) Wir haben unsere Saison mit einigen Problemen begonnen, aber zumindest haben wir in diesem Moment verstanden, was zu tun ist, um besser zu werden. Es war ein großartiges Spiel, gegen eine sehr gute Defense mit viel Länge. Ich denke, dass wir im letzten Viertel sehr klugen Basketball gespielt haben. Und wir haben nur das getan, was zugunsten einer offensiven Produktion möglich war. Wir haben das Spiel mit den Rebounds gewonnen, weil wir sehr viel geswitcht haben. Wir haben als Team gespielt und ich bin wirklich happy. (…) Mailand hat, wenn Hines und Melli zusammen auf dem Feld sind, die zwei schlausten großen Spieler in der Defense der gesamten EuroLeague. Also musst du dich von ihnen fernhalten. Ich glaube, dass wir trotz nur neun Assists eine Team-Offense hatten – wir haben die einzig mögliche Offense gespielt, die einen Sieg ermöglichen konnte. Aber die Schlüssel waren das Rebounding und ein toller Fight in der Verteidigung gegen große Eins-gegen-Eins-Spieler wie Rodriguez und Shields. (…) Hilliard war sehr wichtig, weil er seinen eigenen Wurf kreieren kann, auch Walden war wichtig, ebenso Lucic – aber du brauchst auch andere Spieler, die sich aufopfern, damit diese Spieler einen Vorteil darstellen können. Ich glaube, dass Thomas, Hunter oder auch Rubit sehr wichtig waren, um die Möglichkeit zum Sieg zu haben. Es ist immer ein Team. Ich kenne Millionen von Coaches mit gutem Spielplan – aber entscheidend ist, dass du Spieler hast, die diesen Plan auch ausführen.“
Darrun Hilliard: „Das war definitiv unsere beste Leistung bisher gegen eine starke und gut gecoachte Mailänder Mannschaft. Das fühlt sich großartig an und ist ein großer und verdienter Sieg. Aber am Donnerstag gegen Berlin steht uns eine weitere wichtige Aufgabe bevor, die wir lösen müssen. Letztes Jahr hat sich Mailand in den Playoffs durchgesetzt, aber diese Bayern-Mannschaft ist eine komplett andere. Wir kommen hier rein und stellen uns jedem Gegner, wir wollen jedes einzelne Spiel gewinnen, egal ob das nun Mailand, Barcelona oder Fenerbahce ist. Wir wollen einfach nur gut spielen und siegen. Die Rivalität mit Berlin ist eine besondere, im zweiten Spiel innerhalb von zwei Tagen müssen wir da rausgehen und einen weiteren Sieg in der EuroLeague holen.“
Corey Walden: „Es war in der Halle eine sehr gute Atmosphäre, um das Spiel im letzten Viertel zu drehen und den Sieg zu holen. Das war ein hartes Stück Arbeit. Wir haben Größe gezeigt und Härte bewiesen. So haben wir das geschafft. Die Verteidigung war der Schlüssel zum Sieg, außerdem haben wir die Plays am Ende durchgezogen und die wichtigen Würfe getroffen.“
Das Spiel:
Corey Walden, Vladimir Lucic, Darrun Hilliard, Gavin Schilling und Augustine Rubit starteten gegen die in der Königsklasse noch ungeschlagenen Italiener. Schilling arbeitete gut am offensiven Brett und brachte den ersten Treffer des Abends ins Ziel (2:0/1. Spielminute). Die Fans machten Alarm, die Münchner agierten sehr fokussiert und mit viel Energie - 10:4 nach knapp vier Minuten. Mailand setzte enorme Qualität dagegen, Leader Lucic antwortete per Dreier (14:8/5.). Der FCBB leistete sich kleinere Fehler, die von Olimpia umgehend und eiskalt ausgenutzt wurden. Nach zehn Minuten hatten die Gäste dank einer starken Phase inklusive eines 9:2-Laufs die Führung inne - 21:24.
Othello Hunter setzte den Aufwärtstrend aus dem Spiel in Kaunas fort und markierte mit Verve zwei Treffer zur erneuten Führung (25:24/12.). Mailands Defensive bereitete Trinchieris Team enorme Probleme, denn da war kaum ein Durchkommen. Walden wehrte sich mit einem Dreier, Rubit steuerte ein Drei-Punkt-Spiel bei (31:30/16.). Die Kontrahenten lieferten sich einen packenden Fight mit etlichen Führungswechseln. München hatte viele gute Wurfchancen, doch dafür war die Ausbeute zu dürftig.
Über den Kampf in der Defensive und beim Offensivrebound blieben die Münchner aber dran - die Fans bejubelten jede gelungene Aktion komplett begeistert und ohne Masken entsprechend lautstark. Die grandiose Unterstützung belohnten die Spieler mit dem ausgeglichenen Spielstand zur Halbzeit - 39:39.
Mit Leidenschaft und Willen
Nach dem Seitenwechsel bescherte Lucic seinem Team mit einem Dreier einen perfekten Start in das dritte Viertel. Die Qualität des Geschehens auf dem Parkett war beachtlich, Bayern behauptete die knappe Führung (49:47/24.). Das dritte Foul von Lucic war ärgerlich, weil Trinchieri ihn sicherheitshalber auf die Bank beförderte. Aber auch ohne ihn waren die Münchner auf Zack und setzten sich mit einem leidenschaftlichen 9:0-Lauf auf 56:47 ab (26.). Mailand setzte alles daran, wieder heranzukommen, da kam der beherzte Dreier von Hilliard gerade recht (59:51/29.). Nach 30 Minuten lag der FCBB 59:54 in Front - knisternde Spannung lag in der Luft.
Walden übernimmt
Obwohl sich die Bayern drei schnelle Punkte einfingen, überzeugten sie mit einer cleveren Ballbewegung und einer beeindruckenden Trefferquote (64:57/31.). Mailands Sergio Rodriguez, der ehemalige Trinchieri-Schützling Nicolo Melli und der EuroLeague Haudegen Luigi Datome warfen ihre Extraklasse in die Waagschale und führten ihre Mannschaft wieder heran und am FCBB vorbei - Auszeit (66:67/34.). Die Bayern verteidigten jetzt absolut überragend und zwangen Mailands Coach Ettore Messina mit einem furiosen 7:0-Lauf zur Auszeit (73:67/36.). Corey Walden drückte dem Spiel jetzt mit einem weiteren Dreier seinen Stempel auf (10:0-Lauf zum 76:67/36.). Olimpia gab natürlich nicht auf und reagierte mit einem 5:0-Lauf, den erst Lucic mit einem Korbleger stoppte (78:72/noch 113 Sekunden). Nach einem schnellen Treffer von Datome bedient Lucic Thomas, der den Dreier im Korb der Italiener versenkt. Die Bayern belohnten sich mit einem verdienten Sieg.
(c) Eirich & Sampics