
Der Favorit wankte spät, aber er blieb stehen: Die Bayern-Basketballer haben das schwere Auswärtsspiel der Doppelwoche in der EuroLeague bei Fenerbahce Istanbul 71:79 (39:46) verloren, 48 Stunden nach dem 92:79 in München gegen Baskonia waren das schwache dritte Viertel (10:21) und Feners Lufthoheit ausschlaggebend.
Der FCBB um Topscorer Rubit (21) steht nach 19 Spieltagen bei sieben Siegen. Am Sonntag spielen die Bayern in Ludwigsburg (18 Uhr/MagentaSport).
Rubit stark
Sie hatten in Istanbul ihren Anteil an einem ansehnlichen zweiten Teil der Double-Week. Sie trafen gut und führten fast das komplette erste Viertel, ehe Fener vor der Pause erstmals auf 38:31 (17.) wegzog - auch dank seines Reboundings (19:11).
Nach der Pause riss der offensive Faden (43:66/28.), Istanbul hatte zwischenzeitlich mehr als doppelt so viele Rebounds gefangen. Rund fünf Minuten ohne Punkte waren leider zu viel gegen ein Topteam, dem die wieder nie aufsteckenden Bayern am Ende noch mal richtig zusetzten (71:75/40.).
FCBB:
Augustine Rubit (21 Punkte), Cassius Winston (12), Nick Weiler-Babb (9), Corey Walden (7, 7 Assists, 4 Steals), Freddie Gillespie (6, 8 Rebounds), Elias Harris (6), Ognjen Jaramaz (4), Niels Giffey (2), Othello Hunter (2), Isaac Bonga (2), Paul Zipser, Niklas Wimberg (n.e.)
Topscorer Fenerbahce:
Johnathan Motley (22 Punkte)
Schiedsrichter
Daniel Hierrezuelo, Arturas Sukys, Luka Kardum
Zuschauer
8.754
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 18:19, 21:27, 10:21, 22:12.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 59 % (FCBB) // 50 % (Fenerbahce); Dreier-Quote: 27 % // 33 %; Freiwurf-Quote: 72 % // 74 %; Rebounds: 25 // 44; Assists: 17 // 16; Ballverluste: 10 // 14.
Die Stimmen:
Andreas Trinchieri: „Ich gebe euch die entscheidenden Zahlen: 44 zu 28 Rebounds und nur ein getroffener Dreier in der zweiten Hälfte, damit kannst du auf diesem Level kein Basketball spielen. Sie haben uns unter unserem eigenen Korb zerstört. So kannst du das Spiel nicht gewinnen. (…) Normal verlierst du dann auswärts mit 20, 25 Punkten. Aber wir haben nicht aufgegeben, besser gespielt und an uns geglaubt. Wir waren auf vier dran mit einem Freiwurf. Wir hatten ein schreckliches drittes Viertel und haben unter dem Korb heute nie ausgeboxt. Das Areal, wo wir uns verbessern können, haben wir im Kopf. Wenn du alle 48 Stunden spielst, machst du mentale Fehler und es ist schwierig. Trotzdem haben wir weitergespielt und wurden von einem guten Team besiegt. (….) Wir haben nach dem dritten Viertel tot ausgesehen, aber wir hatten sogar noch eine Chance auf den Sieg: dead man walking. (…) Gratulation an Fenerbahce, am Ende waren sie besser.“
Augustine Rubit: „Wir haben uns gut zurückgekämpft, doch du kannst ein Team am Brett nicht so dominieren lassen. Wir haben uns bei gewissen Dingen verbessert, denn du willst nicht so aufhören wie wir im zweiten Viertel oder so spielen wie wir im dritten. Wir haben uns dann gesteigert, aber eben nur in zu kleinen Teilen des Spiels.“
Dimitris Itoudis, Chefcoach Fenerbahce: „Wir hatten das Spiel unter Kontrolle. Wir waren heute sehr abgebrüht, dafür Glückwunsch an unsere Spieler. Wir kommen aus einer Phase, in der wir Probleme mit den Rebounds hatten. Aber heute haben wir gekämpft. Wir haben außerdem gut getroffen. Aber wir dachten bei gut 20 Punkten Vorsprung, das Spiel wäre vorbei. Daher Respekt an Bayern und alle anderen Teams in der EuroLeague. Es ist in dieser Liga wie man sagt: Es ist nie vorbei, bis die fette Lady gesungen hat. Wir dachten zu früh es wäre vorbei, aber danach haben wir nochmal gekämpft bis zum Schluss.“
Das Spiel:
Zum Auftakt der langen Auswärtsserie standen Cassius Winston, Nick Weiler-Babb, Isaac Bonga, Augustine Rubit und Freddie Gillespie in der ersten Fünf. Diese legte, wie schon beim Heimsieg gegen Baskonia (92:79), hervorragend los. Weiler-Babb traf gegen Calathes den Dreier, Rubit den Flamingo gegen Motley. Doch auch die Stars vom Bosporus kamen gut in die Partie. Ex-Münchner Devin Booker wühlte sich unter dem Korb durch und ließ es nach einem vergebenen Calathes-Floater krachen (14:12 aus Sicht des FCBB/7.). Immer wieder setzten die Türken über das Pick-and-Roll ihre großen Spieler in Szene. Zugang Kostas Antetokounmpo und Marko Guduric bedankten sich dafür und sicherten die knappe Führung nach einem ausgeglichenen ersten Viertel – 18:19.
Nach einem Missverständnis in der Offensive hatte Chefcoach Andrea Trinchieri bereits nach 30 Sekunden im zweiten Viertel genug gesehen – Auszeit. Danach fanden die Münchner sowohl ihren Fokus als auch ihre Bigmen Hunter und Harris unter dem Brett. Aber auch die Offensive von Fenerbahce funktionierte noch (27:33/15.). Der nominell dritte Guard in Reihen der Gastgeber, Carsen Edwards, lief plötzlich heiß und legte schnelle neun Punkte auf. Ein komplett unbeeindruckter Rubit hielt die Gäste mit seinen effizienten Mitteldistanzwürfen im Spiel. Sogar einen seiner selten gesehen Dreier fügte der Forward seinen 13 Punkten zur Halbzeit hinzu. Zwei schwere Würfe von Booker und Wilbekin bescherten Fener dennoch eine Sieben-Punkte-Führung zur Pause (46:39).
Fener dreht auf, Bayern trifft nicht
In der zweiten Hälfte meldete sich Wilbekin endgültig im Spiel an. Der gegen Bayern meist gut aufgelegte Pointguard eröffnete mit zwei Mitteldistanzwürfen den Istanbuler Lauf. Winston versuchte, offensiv Verantwortung zu übernehmen und zog unnachahmlich zum Korb. Doch gegen die stabile Defensive tat sich das Trinchieri-Team nun schwer. In sieben Minuten gelangen nur vier Punkte – 43:64. Die 13 offensiven Rebounds der Türken brachten derweil den Münchner Chefcoach an der Seitenlinie zum Toben. Die Mannschaft schien nun mit jeder Minute müder zu werden, was Fener eiskalt bestrafte. Motley dominierte die Bretter mit 17 Rebounds, Guduric aktivierte mit seinem Dreier die Fans. Mit 21:10 ging das Viertel eindeutig an den Favoriten (49:67).
Comeback wird nicht belohnt
Im Schlussabschnitt vermittelte Istanbuls Chefcoach Dimitris Itoudis den Eindruck, nach zuletzt fünf verlorenen Partien den Sieg um jeden Preis absichern zu wollen. Schon nach einer Minute mahnte der Grieche sein Team direkt nochmal zur Vorsicht – und das mit Recht. Wie aus dem Nichts machten die Hausherren mehrere leichtsinnige Fehler. Die Münchner steckten dagegen nicht auf und kamen mit einem 12:0-Lauf wieder näher heran (61:69/36.). Allein die Zeit lief nun gegen die kämpfenden Bayern. Zwei Minuten vor dem Ende verkürzte Winston auf sechs Zähler Rückstand. Mit einem enorm schweren Jumper inklusive Foul brachte Rubit das schon verloren geglaubte Spiel nochmal in Schlagdistanz (71:75/ noch 35 Sekunden). Doch der Bonusfreiwurf wollte nicht fallen. Wilbekin machte es mit 19 Sekunden auf der Uhr besser und brachte das Spiel mit seinen Freiwürfen gerade so nach Hause – 71:79.