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Die Bayern verlieren in letzter Sekunde

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Wie immer war‘s eng, die Entscheidung fiel in der Schlusssekunde - diesmal gegen die Bayern: 75:76 (37:38) verloren die Münchner das EuroLeague-Rückspiel gegen Berlin, das deutsche Derby ging damit im achten Versuch erstmals an Alba. Vor 6.500 Fans im ausverkauften Audi Dome konnte der Pokalsieger den letzten Korb der Gäste durch den hart bedrängten, letzten Wurf von Obst nicht mehr kontern.

Am Sonntag (15 Uhr) sind die Münchner im ebenfalls vollbesetzten Audi Dome gegen den MBC gefordert.

Der offene Dreier saß lange nicht beim FCBB (29:38/18.), auf der Gegenseite scorte zumeist Maodo Lo (16). Es war nach der Pause Giffey, der endlich die Führung zum 50:48 (27.) zurückholte - jetzt lief das Derby heiß. Die Bayern nahmen den Push auf, doch Berlins Defense war sehr hartnäckig und das Heimteam haderte an diesem Abend mit seiner Wurfleistung. Winston kam als Bester auf 14 Punkte.

FC Bayern Basketball - Alba Berlin 75:76 (37:38)

FCBB:

Cassius Winston (14 Punkte/8 Assists), Isaac Bonga (12), Niels Giffey (11), Corey Walden (9), Vladimir Lucic (7), Niklas Wimberg (6), Freddie Gillespie (5/9 Rebounds), Zylan Cheatham (4), Nick Weiler-Babb (3), D.J. Seeley (2), Andreas Obst (2), Paul Zipser

Topscorer Berlin:

Maodo Lo (16 Punkte)

Schiedsrichter

Ilija Belosevic, Mehdi Difallah, Milan Nedovic

Zuschauer

6.500 (ausverkauft)

Die Stimmen:          

Andrea Trinchieri: „Wir haben das ganze Spiel schlecht geworfen, das hat unsere Offense beeinflusst. Am Ende ging es um Details und ich denke, wir hätten den Sieg zwei Ballbesitze früher sichern können; mit zwei Freiwürfen von Winston zum Beispiel, denn ich denke, er wurde gefoult. Danach haben wir zweimal sehr gut verteidigt, das dritte Mal wurden wir von Maodo geschlagen. Davor hatten wir unglaublich verteidigt, doch konnten den Rebound nicht holen. Wir hätten Kleinigkeiten besser machen sollen, insgesamt war das Spiel sehr eng. Ich denke, wenn Cheatham etwas mehr den EuroLeague-Basketball versteht, wird er hilfreicher sein. (…) Das Spiel bedeutet jetzt: Wir haben mit einem verloren, nach dem fünften Spiel gegen Alba steht es jetzt noch 3:2 für uns, wir haben zweimal mit einem Punkt verloren. Hoffentlich sehen wir uns wieder, doch dafür hinterlässt dieses Spiel keine tiefere Bedeutung.“

Andreas Obst: „Uns hat heute die Energie gefehlt und ich glaube, Berlin wollte es heute ein bisschen mehr. Wir haben uns zwar wieder rangekämpft und haben unsere Phasen gehabt. Aber wir waren zu inkonstant, haben ein paar Würfe liegen lassen, und das war am Ende ausschlaggebend. So einen Tag ohne Touch gibt es, darüber zerbreche ich mir aber nicht den Kopf. Ich wurde beim letzten Wurf ziemlich am Hinterkopf getroffen, deswegen war es für mich schon ein Foul. Aber vielleicht war es für den Schiedsrichter schwer zu erkennen. Das ist jetzt so und man kann es nicht mehr ändern. Wir haben ja noch ein paar Spiele.“

Das Spiel:

Cassius Winston, Andreas Obst, Isaac Bonga, Niklas Wimberg und Freddie Gillespie waren die Starter von FCBB-Chefcoach Andrea Trinchieri im fünften Aufeinandertreffen mit Berlin in dieser Saison. Im ausverkauften Rund der olympischen Basketballhalle von 1972 herrschte beste Stimmung, auf dem Parkett lieferten sich die Dauerkonkurrenten von der ersten Sekunde an einen wie immer erfrischenden Kampf. Wimberg erzielte drei schnelle Treffer, darunter ein sehenswerter Dunking zum 8:6 (4. Spielminute). Die Münchner erarbeiteten sich ausgezeichnete Wurfchancen, aber von der Dreierlinie ging erst mal gar nichts: Sechs Fehlversuche ließen die Fans raunen. Berlin setzte sich etwas ab, da rauschte endlich der erste Bayern-Dreier durch den Korb - Walden zum 11:14 (8.). nach dem ersten Viertel hatten die Münchner deutlich Luft nach oben - 14:20.

Bayern ohne Flow - bis zum 8:0-Lauf

Das sieht man auch nicht oft: Trinchieri nahm nach zehn Sekunden des zweiten Spielabschnitts eine Auszeit, um nach einem flotten Treffer Berlins justierend einzugreifen. Die Berliner waren deutlich besser im Spiel, der FCBB benötigte Rhythmus. Energische Einzelaktionen von Bonga und Gillespie pushten das Publikum (19:25/13.). Mit Ballverlusten erschwerten sich die Münchner das Aufholen, immerhin bewegte sich der Rückstand „nur“ im einstelligen Bereich (26:31/16.). Trinchieri brachte Lucic und setzte auf die Wirkung des Anführers. Winston tänzelte ein ums andere Mal zum Korb und traf auch die Freiwürfe (29:33/17.). Die Hoffnung der Fans auf den Führungswechsel zerstob, weil Berlin Trinchieri mit fünf schnellen Punkten zur erneuten Auszeit zwang (29:38/18.). Defensiv gelang den Münchnern nun deutlich mehr, und auch am anderen Ende des Spielfeldes zeichnete sich eine Wendung zum Guten ab - mit einem 8:0-Lauf kämpften sich die Gastgeber auf 37:38 zur Halbzeit heran.

Sein letzter Wurf fand das Ziel nicht: Andi Obst.
Sein letzter Wurf fand das Ziel nicht: Andi Obst. (c) Pahnke

Führungswechsel im dritten Viertel

Die in der Luft liegende Wende blieb nach dem Seitenwechsel aus. Berlin legte vor, die Bayern hechelten hinterher (41:46/24.). Ein Dreier von Bonga mobilisierte die Fans, und wenig später war es endlich soweit: Nach einer gefühlten Ewigkeit ging der FCBB durch einen Putback-Dunk von Bonga wieder in Führung (47:46/25.). Ein wunderbar herausgespielter Giffey-Dreier ließ den Audi Dome erbeben, Auszeit Berlin (50:48/27.). Wenn man ihn braucht, ist er da: Kapitän Lucic von jenseits der Drei-Punkte-Linie zum 53:50 (28.). Die Bayern behielten jetzt die Oberhand, wenn auch knapp - 58:56 nach dem dritten Viertel.

Knisternde Spannung bis zum Ende

Die Fans erhoben sich, um ihre Bayern ins entscheidende Viertel zu klatschen und für eine prächtig-knisternde Stimmung zu sorgen. Winston steuerte einen Acht-Meter-Dreier in den Korb, Tamir Blatt antwortete umgehend aus einer ähnlichen Distanz (63:62/32.). Die Spannung stieg enorm, die Führung wechselte mehrfach (67:66/34.). Den Fans war klar, dass die Bayern sie jetzt brauchten, und sie lieferten (Bonga zum 69:68/35.). Nach einem Treffer von Jaleen Smith lief bei den Münchnern ohne erkennbaren Grund offensiv nichts mehr zusammen, über zwei Minuten gelang kein Treffer. Das musste dann eben Lucic von der Freiwurflinie richten (71:72/38.). Die Bayern verteidigten in der Crunchtime famos, und Winston ergriff die Initiative und holte mit zwei Treffern die 75:74-Führung (noch 18 Sekunden). Alba hat den Ball, Smith wird auf dem Weg zum Korb gestoppt, der Ballbesitz bleibt aber bei Berlin - noch 5,7 Sekunden. Die Hauptstädter bekommen den Ball mit Mühe eingeworfen und zu Maodo Lo, der zum Korb zieht und den Extra-Pass zu Yanni Wetzell spielt, der den Ball unbehindert in den Korb stopfen kann (75:76/noch 1,3 Sekunden). Der Ball kommt zu Obst, der jedoch den Dreier nicht verwandeln kann. Alba gewinnt.