





Was für ein packendes Finish der EuroLeague-Saison: In der abermals großartigen Atmosphäre des mit 6.500 Fans ausverkauften Audi Dome - darunter 1.000 litauische Basketballenthusiasten - verabschiedeten sich die Bayern-Basketballer mit einer knappen 80:83 (38:34)-Niederlage gegen Kaunas. Das entschlossene Zalgiris hatte gegen das bis zum Ende kämpfende Heimteam die bessere zweite Hälfte und bejubelte damit den verdienten Playoff-Einzug.
Sonntag gegen Bamberg
Das nächste Highlight folgt im Audi Dome schon Sonntag, wenn es ab 18 Uhr im BBL-Derby gegen Bamberg geht.
Erstmals seit Wochen hatte Coach Trinchieri zwölf Spieler im Kader (dem weiter Rubit, Hunter, Seeley und Harris abgehen.). Von Beginn an entwickelte sich ein intensiver Schlagabtausch, im Gegensatz zum Gast traf man aber zunächst keinen Dreier (18:19/10.). Im zweiten Viertel war Kaunas griffiger und konzentrierter, lag beim 21:26 erstmals einige Zähler vorn (15.). Es war Topscorer Walden (14), der die Bayern zur Halbzeitführung warf.
5:15 nach der Pause
Der Wiederbeginn sah dann binnen acht Minuten ein 5:15 - Kaunas kämpfte fokussiert um seine Chance und die Münchner Offense lief überhaupt nicht: 47:51 vor dem letzten Viertel. Hier wurde das Drama auf die Spitze getrieben: Der FCBB blieb ständig dran, Rückkehrer Winston und Jaramaz drehten auf - doch nach der 65:64-Führung (36.) nutzte Zalgiris kühl Fehler aus, überstand den letzten Münchner Versuch zur Overtime - und feierte.
FC Bayern Basketball - Zalgiris Kaunas 80:83 (38:34)
FCBB:
Corey Walden (14 Punkte), Andreas Obst (12), Vladimir Lucic (10), Nick Weiler-Babb (8), Cassius Winston (8), Zylan Cheatham (7), Ognjen Jaramaz (7), Niels Giffey (6), Isaac Bonga (6), Freddie Gillespie (2, 7 Rebounds), Niklas Wimberg, Paul Zipser
Topscorer Kaunas:
Lukas Lekavicius (20 Punkte)
Schiedsrichter
Ilija Belosevic, Emilio Perez, Vasiliki Tsaroucha
Zuschauer
6.500 (ausverkauft)
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 18:19, 20:15, 9:17, 33:32
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 57% (FCBB) // 54% (Kaunas); Dreier-Quote: 33% // 38%; Freiwurf-Quote: 90% // 88%; Rebounds: 28 // 31; Assists: 13 // 14; Ballverluste: 10 // 8
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Wir haben bis zum Ende gekämpft und wollten gewinnen, haben nie aufgegeben. Das Einzige, was uns vom Sieg ferngehalten hat, war das Verfehlen offener Würfe. Denn wir haben speziell im dritten Viertel den Ball sehr gut bewegt, doch wir haben nur neun Punkte gemacht, was uns das Spiel kostete; ich habe da allein acht offene Würfe gezählt. Ich denke, am Ende hat Zalgiris große Plays gemacht durch Lekavicius und Smits, die das Herz des Teams waren. Doch nochmal, wir hätten am Ende aufgeben können, doch wir haben uns die Chance auf den Ausgleich geschaffen. Der Ball ging nicht rein, trotzdem kann ich meinen Spielern nichts ankreiden; sie waren sehr gut heute. (…)
Wir haben die Rotation erweitert, denn wir bereiten jetzt die BBL-Playoffs vor. Wo wir heute etwas litten, war bei den Bigs, denn dort sind sie sehr erfahren und groß. Es war eine sehr gute Lehrstunde und die gewinnst du entweder oder du lernst etwas – wir haben heute etwas gelernt. Deswegen war es ein gutes Spiel, um jetzt etwas aufzubauen. (…)
Nur ein Spieler hat bei uns alle 34 Spiele gemacht, Freddie Gillespie. Rubit hatte nur 16, Lucic und Hunter ähnlich, das erklärt viel, womit wir diese Saison zu kämpfen hatten. (…) Nach zwei Jahren, in denen wir die Playoffs schafften, ist das Level irre, denn du musstest diesmal 19 Siege haben, das ist Wahnsinn. (…) Diese EuroLeague-Saison war unglaublich hart und in den meisten Spielen waren wir konkurrenzfähig, auch am Ende gegen die Playoff-Teams Monaco und Zalgiris. Ich denke nicht, dass wir uns jetzt eingraben müssen.“
Niels Giffey: „Das Spiel wollten wir natürlich gewinnen. Wir haben, obwohl es für uns um wenig ging, gut gefightet. Aber jetzt wünsche ich den Jungs von Zalgiris trotzdem viel Glück, sie haben es geschafft, ihr Programm nach einem toughen letzten Jahr wieder gut aufzustellen. Im dritten Viertel hatten wir Probleme, Zalgiris hat extrem viel Druck über das ganze Feld aufgebaut. Da mussten wir schauen, dass wir irgendwie kontern, weil uns teilweise die Bewegung schwergefallen ist. Ein, zwei Würfe sind dann gefallen. Es hätte am Ende in beide Richtungen gehen können, aber Glückwunsch an die Jungs. Insgesamt waren in dieser EuroLeague-Saison viele Höhen und Tiefen dabei. Ich wünschte, wir hätten das durchgespielt mit Rubit, mit Othello - dann hätten wir ein bisschen mehr Konstanz gehabt, das wäre schon sehr hilfreich gewesen. Trotzdem haben wir, glaube ich, viel Energie reingepackt, gute Spiele gespielt. Die EuroLeague wird von Jahr zu Jahr tougher, die Teams werden besser, aber ich glaube, wir werden auch besser. Der veränderte Spielrhythmus jetzt ohne EuroLeague-Spiele wird uns helfen, um einfach ein bisschen den Rhythmus aufzubauen und trainieren zu können, um wieder ein bisschen Saft in die Beine zu kriegen.“
Das Spiel:
Corey Walden, Andreas Obst, Vladimir Lucic, Isaac Bonga und Zylan Cheatham bestückten die finale erste Fünf dieser EuroLeague-Saison. Für die Gäste ging es um alles, dementsprechend engagiert legten sie los, frenetisch unterstützt von erstaunlich vielen litauischen Fans. Aber die Bayern hielten energisch dagegen und agierten absolut auf Augenhöhe (8:8/4. Spielminute). Zalgiris legte hauptsächlich in Person von Rolands Smits vor, München glich aus - Lucic zum 12:12 (6.). Winston wurde nach seiner Verletzungspause endlich wieder eingewechselt, sein toller Pass fand Gillespie, der zum 16:14 traf (9.). Nach einem packenden ersten Viertel führten die Gäste hauchdünn - 18:19.
Walden erzwingt Führungswechsel
Weiler-Babb eröffnete das zweite Viertel mit einem Dreier zum 21:19 (11.), aber die Gäste sind traditionell ebenfalls bockstark von jenseits der Drei-Punkte-Linie - Tomas Dimsa zum erneuten Führungswechsel (21:22/12.). Der FCBB erarbeitete sich gute Wurfchancen, doch die Trefferquote war noch deutlich ausbaufähig (21:24/14.). Obst beendete die vierminütige Treffer-Flaute mit zwei erfolgreichen Freiwürfen zum 23:26 (15.). Walden nahm allen Mut zusammen und versenkte den Dreier (29:30/16.). Die vor Entschlossenheit nur so strotzenden Litauer scorten mit schöner Regelmäßigkeit, aber die Münchner hielten die Partie eng und spannend. Auch Waldens zweiter Dreier saß, Zalgiris’ Coach Maksvytis bat angesichts des 34:34-Ausgleichs zur Auszeit (18.). Der Schwung der Bayern war jedoch nicht zu stoppen, und so ging es mit einer 38:34-Führung in die Halbzeitpause.
Kaunas mit mehr Energie
Die letzten 20 Spielminuten in der EuroLeague-Saison 2022/23 begannen nicht gut für den FCBB, denn Kaunas erhob mit einem 7:0-Lauf die Stimme - Trinchieri in der folgenden Auszeit auch (38:41/23.). Walden verwandelte nach knapp drei Minuten in Halbzeit zwei Freiwürfe zum 40:41 (23.). Der Rhythmus der Münchner war komplett weg, Zalgiris setzte sich leicht ab (40:46/26.). Die Bayern-Fans erkannten konsterniert, dass ihr Team in sechs Minuten des Viertels lediglich zwei magere Pünktchen erzielt hatte. Einzelaktionen waren keine Lösung, mehr Ideen waren in dieser Phase des Spiels nicht vorhanden. Immerhin gelangen jetzt Stops, Giffey erlöste die Anhänger mit dem Dreier zum 43:46 (28.). Obwohl die Punkte-Ausbeute ausgesprochen mager war, gestaltete sich der Rückstand des FCBB geradezu moderat - 47:51 nach dem dritten Viertel.
Offener Schlagabtausch bis zum letzten Wurf
Giffey steuerte gegen sein ehemaliges Team den zweiten Dreier ins Ziel und begeisterte wenig später mit einem sensationellen Anspiel auf Zylan Cheatham, der den Ball zum 52:53 in den Korb stopfte (31.). Die Spannung stieg, und die Münchner waren wieder im Rhythmus. Angeführt von Winston rackerten sich die Bayern heran, und zur Not tänzelte er leichtfüßig zum Korb und scorte per gefühlvollem Fingerroll (58:58/33.). Nach einer halben Fan-Ewigkeit traf Jaramaz den Dreier zur 61:60-Führung (34.) Der Audi Dome kam in den Genuss eines furiosen offenen Schlagabtausches mit mehreren Führungswechseln im Sekundentakt. Aber sieben Punkte von Jaramaz waren nicht genug, weil die Bayern plötzlich nicht mehr trafen und die Gäste eben schon (65:71/37.). Lucic steuerte ein Drei-Punkt-Spiel bei - alles noch drin (68:71/37.). Die Litauer warfen alles in die Waagschale, und das war in dieser vorentscheidenden Phase mehr - sie setzten sich sieben Punkte ab (68:75/noch 150 Sekunden). Nach einer Trinchieri-Auszeit kam Lucic frei zum Dreier, aber der Wurf verfehlte den Korb. Kaunas packte dagegen noch einen Dreier obendrauf (68:78/noch 106 Sekunden) - das Spiel schien entschieden zu sein. Obsts Drei-Punkt-Spiel ließ die Hoffnung noch einmal aufleben, und nach einem Steal feuerte der Distanzwurf-Experte den Dreier hinterher - 76:79 und noch 47 Sekunden. Nach der Zalgiris-Auszeit verlieren die Gäste erneut den Ball, Obst per Korbleger zum 78:79 (noch 29 Sekunden). Die Bayern foulen, Lekavicius trifft beide Freiwürfe (78:81/noch 13 Sekunden). Kaunas foult Walden, der beide Freiwürfe versenkt (80:81/noch 9,6 Sekunden). Weiler-Babb foult geistesgegenwärtig blitzschnell, Ulanovas trifft beide Freiwürfe (80:83/noch 8,4 Sekunden).
Winston hat noch einen Wurfversuch, der allerdings das Ziel deutlich verfehlt. Kaunas feiert und wahrt sich durch eine Teilnahme an den Playoffs die Chance auf das Final Four im eigenen Land.
Auch wenn es für die Bayern mit den Playoffs in dieser Saison nicht geklappt hat - sie hat dennoch eine ganze Menge Spaß gemacht.